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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
Autoren: Peter O'Donnell
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jedenfalls furchtbar vermissen. Eben hatte sie ihn zum allerersten Mal »alter Freund« genannt, und er war gezwungen gewesen, vor sich auf den Boden zu starren, um seine Tränen nicht zu zeigen, die er in sich aufsteigen fühlte. Er erinnerte sich an all die Männer, die ihn ausgelacht hatten, weil er sich von einer Frau Befehle geben ließ, an die Männer, die gedacht hatten, es wäre ein Leichtes, sie abzuservieren und ihre Organisation zu übernehmen. Sie waren inzwischen längst tot oder in der Gosse gelandet. Es hatte mehrere Männer gegeben, die sie umbringen wollten, und sie hatte sie weder um Gnade angefleht noch irgendeinen Pardon gegeben; inzwischen war es Jahre her, daß Garcia das letzte Mal deswegen verspottet worden war.
    Zehn Minuten später setzte sie sich wieder an den Schreibtisch, und auch ihre Stellvertreter nahmen ihre Plätze ein. Über Hugh Oberon hatte niemand gesprochen. Er war uninteressant. Während der nächsten Stunde wurden die Aufräumungsaktionen diskutiert.
    Schließlich schloß sie den Aktenordner und lehnte sich zurück. »Wenn wir das alles hinter uns haben«, sagte sie sehr langsam, »dann gibt es noch eine letzte Sache, die ich gern erledigen würde. Es hat nichts mit dem
Netz
zu tun, und es gibt auch nichts daran zu verdienen, deshalb habe ich dieses Unternehmen vorhin nicht erwähnt, aber bevor ich aufhöre, will ich noch Bora aus dem Verkehr ziehen.«
    Unter ihren Zuhörern entstand eine kaum merkliche Bewegung. Nach einer Weile sagte Lensk nachdenklich: »Er stört uns nicht bei unseren Geschäften, Mam’selle.«
    »Das stimmt. Aber er bringt jedes Jahr drei- oder viertausend Kilo Morphinbase aus der Türkei nach Marseille und versorgt den ganzen Mittelmeerraum mit gestrecktem Heroin.«
    Jock Miller fügte hinzu: »Und außerdem sind da noch die kleinen Mädchen.« Wer über Boras Aktivitäten Bescheid wußte, dem war auch bekannt, daß er mit Mädchen handelte, die er an reiche Kunden im Nahen Osten verkaufte. Manche kaufte er, andere kidnappte er einfach, und dabei war Bora auf die Allerjüngsten spezialisiert, denn die waren besonders gefragt. Jock Miller kannte nicht allzu viele Skrupel, aber bei dem Gedanken an Bora, der kleine Mädchen an alte, verbrauchte Männer verkaufte, erwachte in seinen Fingern der Wunsch, wieder mit dem Rasiermesser zu arbeiten, das er früher immer getragen hatte.
    »Ja«, sagte Modesty Blaise. »Ich weiß zwar nicht, wie viele er pro Jahr in den Orient verkauft, aber ich werde ihn dazu bringen, damit aufzuhören.«
    Krolli schüttelte unwillig den Kopf. »Das wird uns eine Menge kosten, Mam’selle. Bora hat viele Männer, die gut bewaffnet sind. Eine richtige Schutztruppe. Wenn wir gegen ihn Krieg führen, dann werden einige ihr Leben verlieren.«
    »Wir führen ja keinen Krieg, Krolli. Ich werde nur Bora entfernen. Nur durch ihn wird seine Organisation zusammengehalten, und wenn er nicht mehr mitmischt, dann wird sie von selbst zerfallen.«
    Lensk lächelte verträumt: »Aber dafür wird ein anderer seinen Platz einnehmen, Mam’selle.«
    Sie nickte zustimmend und verzog ihren Mund zu einem trockenen Lächeln. »Ich weiß, aber das dauert eine Weile, und außerdem kann sich darum dann jemand anderer kümmern. Mir geht es nur darum, die Bande von Bora auszuschalten. Das ganze ist eine persönliche Angelegenheit, und ich will auch niemanden vom
Netz
dafür verwenden, außer wenn sich jemand freiwillig dafür meldet. Ich werde allerdings eine Sonderprämie für jeden aussetzen, der mitmachen will.«
    Krolli sah die anderen an und fragte: »Ist Willie mit dabei?«
    Willi Garvin hob den Kopf und warf ihm einen gequälten Blick zu. Krolli grinste und wehrte entschuldigend ab: »Ich hab ja nur gefragt, Willie. In Ordnung, dann kannst du auf mich auch zählen, Mam’selle. Wieviel Leute wirst du insgesamt brauchen?«
    »Etwa zwölf. Das Risiko für sie ist nicht besonders groß.« Sie wandte sich an Jock Miller. »Ich werde einen Fischkutter und zwei Motorboote brauchen. Machst du mit oder nicht?«
    »Bin dabei, Mam’selle.« Auch Lensk und Braun murmelten ihr Einverständnis.
    »Ich danke euch. Wie steht es mit einer Besatzung für die Boote?«
    Miller zuckte die Achseln. »Kein Problem.«
    Lensk schaltete sich ein. »Wir haben erstklassige Informationen über Bora. Ich habe einen Kontaktmann in seiner Organisation, der uns immer schon im voraus über jeden seiner Pläne unterrichtet. Es ist vielleicht von Interesse, daß Bora gerade jetzt den
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