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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
Autoren: Peter O'Donnell
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Willie. Wer soll es denn sonst machen?«
    Sie hatte recht, es gab sonst niemanden. Das
Netz
verfügte zwar über ein paar weibliche Kuriere, die sowohl die Übung als auch genug Mut für alle möglichen Aufgaben hatten, aber die Rolle eines gekidnappten Mädchens zu spielen, um so an Bord der
Isparta
zu gelangen und dort zu tun, was die Situation erforderte, das lag doch weit außerhalb ihrer Fähigkeiten. Es würde ein äußerst riskanter Job sein, für den Fertigkeiten im Nahkampf und vor allem ein außergewöhnliches Talent zur Improvisation gebraucht wurden. Willie schüttelte den Kopf und antwortete: »Entschuldige. Das war eine blöde Frage.«
    Sie musterte ihn aufmerksam. »Gibt es irgend etwas an der Bora-Aktion, das dich beunruhigt?«
    Er zuckte die Achseln. »Absolut nicht. Du hast dich schon in weitaus schwierigere Sachen hineinmanövriert. Ich nehme an, es ist einfach die Nervosität vor unserer letzten Aktion.«
    Ihre Augen wurden ein wenig schmäler, und ihre Stimme klang etwas schärfer als vorher, als sie zu ihm sagte: »Befrei dich davon, Willie. Wenn wir uns von solchen Launen durcheinanderbringen lassen, dann kommen wir in Teufels Küche.«
    Er lächelte sie an und hob die Arme in einer beruhigenden Geste. »Ich weiß, Prinzessin, ich weiß ja. Mach dir keine Sorgen, ich werde heute abend ein paar Stunden lang die Sivaji-Übungen machen.«
    Sie war erleichtert. »Die verwende ich auch manchmal. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich mache mir viel mehr Sorgen darüber, was
nach
unserer letzten Aktion sein wird.«
    »Du meinst, wie es danach weitergeht?« Er grinste unsicher. »Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.«
    »Du? Aber du wolltest dir doch ein nettes kleines Lokal irgendwo auf dem Land kaufen. Du wirst den Wirt spielen können und jede Menge Mädchen unterhalten können. Dein Traum wird Wirklichkeit werden, Willie!«
    »Naja, hoffen wir’s. Hast du denn schon irgendwas Bestimmtes vor?«
    Sie zog ein Gesicht. »Was denn zum Beispiel? Ein Geschäft werde ich jedenfalls nicht wieder aufziehen, davon habe ich jetzt genug. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß ich eine Teestube oder einen Hutladen betreibe, und mit guten Taten kenne ich mich nicht aus.«
    »Irgendwas mit Pferden vielleicht?«
    »Weiß der Himmel. Ich glaube, ich werde mich zunächst mal irgendwo in England niederlassen, und dann wird mir schon etwas einfallen.«
    »Weißt du schon, wo du wohnen wirst?«
    »Ich bin nicht ganz sicher. Es gibt da ein Penthouse, von dem man über den Hyde Park sehen kann. Genau das richtige für mich, meint Blakeson. Vielleicht auch ein kleines Landhaus irgendwo in Wiltshire.«
    »Warum nimmst du sie nicht alle beide?«
    Ihre Augen funkelten. »Also, im Lösen von Problemen bist du wirklich einsame Klasse, lieber Willie.«
    Er sah zu Boden und sagte dann beiläufig: »Wenn das alles vorbei ist, würdest du es in Ordnung finden, wenn ich … also, ich meine, wenn wir weiter in Verbindung bleiben?«
    Sie boxte ihn freundschaftlich in den Arm. »Da wird dir wohl kaum etwas anderes übrigbleiben.«
    Er fuhr sich mit der Hand durch das buschige, ziemlich unordentliche blonde Haar. »Ich bin niemals richtig dazugekommen, mich für all die Jahre bei dir zu bedanken.«
    »Du hast dich schon auf mehr als zehn verschiedene Arten bei mir bedankt.« Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf. Gefährliche Unternehmungen und endlos dauernde Wartezeiten; Gelegenheiten, bei denen sie dem Tod ins Auge geblickt hatten; einmal sogar, als sie eine lebensgefährliche Wunde erlitten hatte, war er es gewesen, der sie wieder ins Leben zurückgeholt und gesund gepflegt hatte. Er hatte sie noch nie im Stich gelassen. Und die Tatsache, daß sie genausoviel für ihn getan hatte, verminderte keinesfalls ihre Anerkennung. »Hast du am nächsten Wochenende was vor?« fragte sie ihn.
    »Nichts Besonderes, Prinzessin. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich hätte gerne ein langes, ruhiges Gespräch über die Dinge, die noch zu erledigen sind. Hättest du Zeit, übers Wochenende nach Pendragon zu kommen?« Das war die imposante Villa im maurischen Stil, die sie auf dem
Mountain
im Westen von Tanger hatte bauen lassen.
    »Aber mit Vergnügen«, sagte Willie, und meinte es auch so. Es wäre nicht das erste Wochenende, das er dort verbringen würde, und er hatte es immer außerordentlich genossen, stundenlang mit ihr zu faulenzen, sich zu unterhalten oder den eigenen Gedanken nachzuhängen; sie besprachen ihre Vorhaben
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