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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
Autoren: Peter O'Donnell
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suchen.
    Nachdem sie ihm drei Teilstriche des Betäubungsmittels injiziert hatte, ging sie an das andere Ende des kurzen Gangs. Von dort konnte sie den gesamten Maschinenraum überblicken. Alles, was sie bis jetzt von dem Schiff gesehen hatte, stimmte genau mit dem Lageplan überein, den Lensks Verbindungsmann innerhalb der Bora-Bande für sie gezeichnet hatte, und auch der Maschinenraum bildete keine Ausnahme. Dort war die Kajütentreppe, da die Laufplanke, dann kam eine zweite Treppe, die direkt in den Maschinenraum hinunterführte, an dessen hinterem Ende der wachhabende Maschinist saß. Es gab keine hundertprozentige Möglichkeit, unbeobachtet bis zu ihm zu gelangen, stellte sie fest. Wenn seine Sicht aus den Augenwinkeln auch nur durchschnittlich gut war, so würde er ihre Bewegung auf der Laufplanke wahrnehmen, und das Telefon, das ihn mit der Kommandobrücke verband, stand gleich neben seinem Arm. Es war unwahrscheinlich, daß auf einem solchen Schiff und zu dieser Nachtstunde mehr als ein Matrose die Brücke besetzt hielt. Es könnte auch überhaupt niemand dort sein. Es wäre nicht das einzige Schiff im Mittelmeer, das nachts automatisch gesteuert wurde und eine leere Kommandobrücke aufwies.
    Trotzdem aber konnte sie dieses Risiko nicht eingehen.
    Sie ging zurück, um die Weinflasche und das Glas zu holen, die neben dem Stuhl des betäubten Wächters standen. Dann suchte sie in ihrer Tasche nach einer roten Bluse.
    Zwei Minuten später bemerkte der Zweite Maschinist aus den Augenwinkeln eine Bewegung, als er gerade eine Seite seines Pornoheftes umblätterte. Als er aufblickte, sah er auf dem Laufsteg ein Mädchen stehen, das sich ein wenig herunterbeugte, ihn anlächelte und in der Hand ein Glas und eine Flasche hielt, die es einladend schwenkte. Das Mädchen war außergewöhnlich schön, und es trug einen schwarzen Rock und eine rote Bluse, deren oberste zwei Knöpfe offenstanden. Da er unter ihr saß, konnte er ziemlich viel von ihren Beinen sehen, und dieser Anblick löste bei ihm ein lustvolles Ziehen in der Leistengegend aus. Sie rief ihm etwas zu, aber er konnte sie im Lärm der Maschinen nicht verstehen. Ihr Auftauchen erstaunte ihn ein wenig, nicht, weil sie überhaupt an Bord war, denn er wußte, daß Bora keine Reise ohne ein oder zwei Mädchen zu seiner Unterhaltung machte, sondern weil sie jetzt hier unten war, mitten in der Nacht im Maschinenraum.
    Der Zweite Maschinist war Libyer und hatte sich noch nie eine gute Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen. Solange er nicht Bora in die Quere kam, war alles in Ordnung, und er könnte sich ja erst mal ansehen, worum es sich handelte. Er stand auf und winkte dem Mädchen zu. Sie lief bis zum Ende der Laufplanke und kletterte dann ziemlich unbeholfen die Treppe hinunter, wobei sie die Flasche unter den Arm klemmte, das Glas in der Hand hielt und ziemlich viel von ihren herrlichen Schenkeln sehen ließ.
    Als sie nahe genug war, um verstanden zu werden, lächelte sie ein wenig verkrampft und sagte auf arabisch: »Bora hat mich hergeschickt.«
    »Bora?« Er starrte sie an. »Zu mir?«
    »Er hatte einen bestimmten Grund. Du wirst gleich sehen.«
    Der Zweite Maschinist sah neugierig zu, wie sie die Flasche und das Glas auf den Tisch stellte. Aus einer beinahe unsichtbaren Tasche in der Seitennaht ihres Rocks zog sie einen hölzernen Gegenstand hervor und hielt ihn so hin, daß er ihn betrachten konnte. Ein rundes Stück Holz, ziemlich klein, etwa acht Zentimeter lang, das an beiden Enden eine Art Knauf hatte. Der Seemann strengte seine Phantasie an, um die Funktion des Gegenstandes zu ergründen. Das Ding war relativ kurz, und dann verdickte es sich an den Enden zu diesem Knauf, aber es war nicht so leicht zu erkennen, wozu es dienen mochte …
    Das Mädchen legte den Gegenstand nun in die rechte Hand und ballte die Finger zur Faust. Sie hielt ihre Hand hoch, um ihm zu zeigen, wie die beiden Knäufe jetzt aus ihrer Faust hervorragten. Der Zweite Maschinist starrte sie verblüfft an. »Und was jetzt?« wollte er wissen.
    Das war das letzte, woran er sich erinnern konnte.
    Modesty Blaise ging zurück und holte ihre Tasche, um ihm eine Spritze zu geben, bevor sie wieder ihren schwarzen Umhang überwarf und sich auf den Weg zum Hauptdeck machte. In dieser Nacht war es stockdunkel, und kein Geräusch war zu hören. Nach einer fünf Minuten langen sorgfältigen Beobachtung hatte sie herausgefunden, daß zwar ein Offizier auf der Brücke Wache stand, der
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