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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
Autoren: Peter O'Donnell
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konnte niemand das
Netz
so einfach kaufen, aber wenn der richtige Mann die Führung übernehmen würde, dann könnte er mit ihr über eine angemessene prozentuale Beteiligung verhandeln, sagen wir für eine Dauer von zehn Jahren …
    Sie blickte ihn jetzt an, richtete die Augen zum ersten Mal direkt auf ihn, und er sagte gelassen: »Ich hätte etwas zu sagen.«
    Sie musterte ihn mit ihren unergründlichen Augen, und er erwiderte den prüfenden Blick mit einem wissenden und belustigten Gesichtsausdruck. Nach kurzem Schweigen sagte sie: »Ich wollte Sie gerade bitten, uns nun allein zu lassen, Oberon. Gehen Sie jetzt.«
    Er lächelte. »Aber ich hätte etwas zu sagen, Prinzessin.« Die anderen Männer sahen sich nicht an und machten keine Bewegung, an der man eine erhöhte Spannung feststellen konnte, trotzdem wurde die Atmosphäre im Zimmer noch stiller als vorher. Modesty Blaise sagte: »Sie nennen mich Mam’selle oder Mam’selle Blaise. Niemals mit irgendeinem anderen Namen. Und jetzt verlassen Sie diesen Raum. Garcia wird später noch mit Ihnen reden.«
    Oberon erhob sich. Seine grünen Augen funkelten, und er stellte sich selbstbewußt vor ihr auf. »Ich glaube, du wärst sehr enttäuscht von mir, wenn ich wirklich gehen würde«, sagte er. »Ich glaube, es handelt sich hier um einen Test. Außerdem glaube ich, daß du von Männern umgeben bist, die keine Kraft mehr in den Knochen haben, und du weißt das auch. Also unterhalten wir uns jetzt, du und ich.«
    Garcia beobachtete sie und sah, wie ihre tiefblauen Augen beinahe schwarz wurden. Er zuckte innerlich, ließ aber keine Regung in seinem Gesicht oder seinem Verhalten zu. Sie sagte langsam: »Wenn Sie sich hier einmal umsehen, Oberon, dann wird Ihnen auffallen, daß ich mit ruhigen Menschen arbeite. Hier gibt es keine Aufschneider, keine Cowboys. Wir wollen kein Theater sehen, keine kleinen Kraftproben, wo jemand seine Muskeln spielen läßt. Und jetzt gehen Sie hinaus und warten Sie im Nebengebäude unten, bis Garcia mit Ihnen spricht.« Der Schatten eines Zweifels legte sich jetzt über Oberons Selbstvertrauen, aber er befreite sich rasch davon. Es konnte doch einfach unmöglich wahr sein, daß sie etwas derartig Wertvolles wie die Organisation des
Netzes
ohne weiteres wegwerfen wollte. Unmöglich, daß sie ihn aus irgendeinem anderen Grund zu dieser Konferenz hergebeten hatte, als deswegen, damit er hier bewies, daß er genau der Mann war, den sie suchte. Er lächelte immer noch und sagte: »Ich werde hierbleiben, bis mich jemand hinausschafft.«
    Sie würden nicht alle auf einmal auf ihn losgehen, das wußte er. Eine Schlägerei in diesem Raum war undenkbar. Er hoffte und erwartete, daß diese Aufgabe Garvin zufallen würde, denn er war felsenfest davon überzeugt, daß er diesmal mit Garvin fertigwerden könnte. Vielleicht fürchtete Garvin das gleiche, denn er machte den Eindruck, als ob er mit der ganzen Situation nichts zu tun haben wollte, lehnte sich im Sessel zurück und starrte geistesabwesend auf die Wand über Oberons Kopf.
    Modesty Blaise drückte einen der Knöpfe auf ihrem Schreibtisch, zog den zweiten Aktenordner heran, öffnete ihn und begann, darin zu lesen. Oberon stellte seine Füße langsam etwas weiter auseinander, um eine vorteilhafte Verteidigungsstellung zu erreichen, aus der er jederzeit sofort in Aktion treten konnte. Durch ihren Knopfdruck hatte sie wahrscheinlich die beiden Bankpolizisten von unten heraufbeordert, an denen er sein Können zeigen sollte wie an einem Prüfgerät. Schade, aber vielleicht würde Garvin dann der nächste sein.
    Trotzdem war es alles ein bißchen unheimlich, wie Garvin und auch die anderen nur ganz friedlich sitzen blieben und abwarteten. Dabei warteten sie eigentlich nicht einmal auf irgend etwas. Nichts war ihnen anzumerken.
    Von draußen war zu hören, wie sich die äußere Tür zum Vorzimmer öffnete und wieder geschlossen wurde. Ohne aufzusehen, fragte Modesty Blaise: »Hast du den Brief von Hilton eigentlich mitgebracht, Willie?«
    »Natürlich, Prinzessin.« Willie beugte sich vor und griff in seine Brusttasche. Im selben Moment klopfte es an der Tür.
    »Entrez!« rief sie. Oberon drehte sich ein wenig um, damit er die Tür im Auge hatte, die sich jetzt öffnete.
    Etwas blitzte schwarz und silbern auf und flog fünf Meter weit zwischen Willie und Oberon, ein Messer mit Bowie-Klinge und einem legierten Griff mit einem glatten Lederüberzug. Garvin trug zwei solcher Messer in einer
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