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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen
Autoren: Peter O'Donnell
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schließlich. Kein Wunder, daß sie nun davon sprach, das
Netz
aufzulösen.
    Modesty Blaise blätterte eine der Schreibmaschinenseiten um und blickte auf die nächste. »Wir kommen jetzt zu den Auszahlungen«, sagte sie. »Jeder Gebietsleiter ist für seine eigenen Leute verantwortlich, ob er nun weitermachen will oder seine Tätigkeit einstellt. Ich bin für sämtliches Personal hier in Tanger und an der nordafrikanischen Küste von Casablanca bis Tripoli zuständig. Ihr könnt euren Leuten sagen, daß die Endauszahlung zwischen mindestens zweitausend Dollar und maximal fünfzehntausend Dollar liegen wird, je nach der Dauer und der Qualität der Arbeit für uns. Die Beurteilung der Qualität liegt einzig und allein bei mir.«
    Hugh Oberon sah die anderen Männer einen nach dem anderen an. Keine Reaktion, kein Protest, nur höfliches Interesse. Sie sprach weiter: »Was euch selbst betrifft, habe ich zwar bis jetzt zweimal pro Jahr einen Bonus ausgeschüttet, aber es wird noch eine beträchtliche Schlußzahlung geben. Außerdem werde ich für Jock Miller eine Lebensrente aussetzen, weil er während der Arbeit ein Auge verloren hat.«
    Der dickliche Schotte zog eine Grimasse und murmelte einen Dank. »Wir verfügen für alle diese Dinge über genügend Mittel«, sagte Modesty Blaise. »In den letzten beiden Jahren habe ich unsere Gewinne weißgewaschen, so daß inzwischen nahezu unser gesamtes Vermögen völlig legal auf verschiedene Gesellschaften aufgeteilt ist. Die Bank und das Bürogebäude, in dem wir uns befinden, sind schon immer ganz legal gewesen, und die Verhandlungen über den Verkauf werden bald abgeschlossen sein.« Sie schlug die letzte Seite um, dann blickte sie den Mann zu ihrer Linken an. »Hab ich noch irgendwas vergessen, Willie?«
    Der schüttelte den Kopf. »Nicht daß ich wüßte, Prinzessin.«
    »Gut. Hat noch jemand eine Frage?«
    Braun schaltete sich ein: »Ich wüßte gern Genaueres darüber, was wir mit unseren Waffen und Sprengstoffen machen sollen, Mam’selle.«
    »Richtig. Dazu kommen wir später, nachdem wir noch ein oder zwei Angelegenheiten in Ordnung gebracht haben. Aber grundsätzlich werden wir keine Waffen verkaufen. Wahrscheinlich werde ich sie im Meer versenken lassen.«
    Dann sprach Lensk. Sein richtiger Name war nicht Lensk. Er war vor fünf Jahren vom KGB abgesprungen, und das
Netz
hatte ihm bei einem kosmetischen Chirurgen ein neues Gesicht verschafft, aber Englisch sprach er noch immer mit diesem starken Akzent. Er sagte: »Ich habe in vielen Ländern meine Agenten, Mam’selle. Soll ich sie herausholen oder an die Geheimdienste von anderen Staaten verkaufen?«
    »Hol sie raus, wenn sie das wollen, und wenn nicht, dann laß sie dort bleiben, wo sie sind. Aber verkauf sie nicht.«
    »Ahmed Hamza ist noch im Gefängnis von Bagdad.«
    »Das habe ich nicht vergessen. Ein Teil unseres Aufräumprogramms ist es, ihn von dort zu befreien. Sonst noch etwas?«
    Nach einer kurzen Pause sagte Braun: »Es ist zwar unwichtig, aber ich bin sehr neugierig und würde gern wissen, ob einer von uns hier auf eigene Faust weitermachen möchte.«
    Der Anflug eines Lächelns huschte über ihre Lippen, während sie antwortete: »Krolli würde gerne das Gebiet um die Ägäis übernehmen. Alle übrigen haben mir gesagt, daß sie sich zur Ruhe setzen wollen.« Damit löste sie ein belustigtes Gemurmel aus, und der eine oder andere blickte Krolli fragend an, der aber nur grinste und den leichten Tadel mit einer Handbewegung von sich wies.
    Modesty Blaise schloß den Aktenordner. »Gibt es noch irgend etwas dazu, bevor ich das Programm der Operationen darlege, die ich gerne noch vor unserer endgültigen Auflösung erledigen würde?«
    Hugh Oberon sah sich um. Keiner ihrer Offiziere meldete sich zu Wort. Einige schüttelten den Kopf. Auf einmal fühlte er die Aufregung in sich hochsteigen, und in seinen Gedanken leuchtete es sonderbar klar, als ihm bewußt wurde, daß dies ein enorm wichtiger Augenblick war, ein Augenblick, von dem alles abhing. Sie hatte dieses Treffen zu einem bestimmten Zweck einberufen, und plötzlich begriff er ihre Absicht. Das
Netz
war zu haben, das ganze verdammte
Netz
und alles, was dazugehörte, aber keiner ihrer Stellvertreter wollte zugreifen. Sogar Krolli gab sich mit einem kleinen Gebiet zufrieden. Dabei war sein Wert im fortlaufenden Betrieb nahezu unermeßlich, vor allem dann, wenn man in Zukunft noch Rauschgift und Prostitution mit ins Geschäft aufnehmen würde. Zwar
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