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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
Autoren: Peter O'Donnell
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Weiß, die die breite Treppe an der einen Seite des Zimmers herunterkam und die in der Dämmerung nur schwach zu sehen war. Er hörte, wie es mehrmals klickte, und gleichzeitig flammten die Beleuchtungskörper in den verschiedenen Winkeln des Zimmers auf.
    Rasch und leicht kam Modesty die letzten Stufen der Treppe herab.
    Sie trug ein schlichtes, ärmelloses Kleid aus weißem Nylon. Es war kurz und reichte bis knapp oberhalb der Knie. Ihre braunen, nackten Beine steckten in offenen blaßblauen Sandalen mit kleinen Absätzen. Das offene Haar wurde im Nacken mit einer Spange zusammengehalten. Lächelnd und mit ausgestreckten Händen ging sie auf ihn zu.
    «Sir Gerald.» Ihr Blick war warm und herzlich.
    Schweigend ergriff Tarrant ihre Hände. Er hätte nicht sagen können, was zu sehen er erwartet hatte, aber was er sah, machte ihn sprachlos.
    Sie sah genauso aus, wie er sie zuletzt in England gesehen hatte, bloß daß sie mit dem offenen Haar, dem schlichten weißen Kleid und der Gelassenheit in ihrem Ausdruck noch jünger wirkte. Ihr Gesicht zeigte keine Spuren von Verletzungen, und der gebrochene Zahn war ausgebessert worden. Nur auf ihrem linken Arm, knapp unterhalb der Schulter, war eine dünne, bereits verblassende Linie, die Narbe nach einer kosmetischen Operation, zu sehen.
    Tarrant hob ihre Hände an seine Lippen. «Meine Liebe», sagte er. «Sie sehen wundervoll aus.»
    Sie lachte. «Ich habe eine halbe Stunde vor dem Spiegel zugebracht, damit Sie mir dieses Kompliment machen.»
    Er hielt noch immer ihre Hände. «Ich machte mir sehr große Sorgen um Sie. Das war eine schlimme Sache.»
    Sie sah ihn überrascht an. «Haben Sie das von Willie? Oh, Sie dürfen nicht alles glauben, was er sagt.
    Willie ist eine Künstlernatur, und er hat es gern, daß jeder Job wie am Schnürchen läuft. In Wirklichkeit hatten wir unheimliches Glück.»
    «Glück?»
    Dall lachte kurz auf und sagte: «Das Erstaunliche daran ist, daß sie es wirklich so meint, Tarrant.»
    «Natürlich meine ich es so. Die Sache war eine ausgesprochene Schlächterei. Wir hätten drei- und viermal untergehen können, aber jedesmal, wenn es hundert zu eins stand, lief alles so, wie wir es brauchten.» Sie lächelte. Ihr Blick war ruhig und ganz ehrlich. «Das nenn ich Glück haben.»
    Tarrant nickte. «Ich glaube», sagte er langsam, «es ist tatsächlich so, wie Sie es sagen.» Er gab ihre Hände frei und spürte, wie sich die Spannung in seiner Magengrube endlich löste.
    «Manche Leute sind geborene Glückspilze», sagte Willie Garvin nachdenklich. «Ich hatte einmal ein Mädchen in Bangkok. Ihr Vater war im Düngemittelgeschäft. Er fuhr mit einem Karren voll Jauche. Eines Tages …»
    «Später, Willie.» Modesty hakte sich bei Tarrant unter. «Nehmen Sie Ihr Glas mit, Sir Gerald. Ich hoffe, Sie mögen paella. Es ist Moulays Spezialität, und wenn wir nicht bald zu Tisch gehen, dann wird er in Tränen ausbrechen.»
    Zwei Stunden später schlenderte Dall an ihrer Seite durch die warme Nachtluft entlang des Schwimmbeckens. Er rauchte eine von Tarrants Zigarren. Das Licht aus dem großen Zimmer überflutete den Garten. Man sah Willie und Tarrant gemütlich dort sitzen. Tarrants Zigarre war ausgegangen, er schien sich dessen jedoch nicht bewußt zu sein. Willie sprach ruhig, nur ab und zu bewegten sich seine Hände in kleinen beschreibenden Gesten.
    «Ich hätte gar nicht gedacht, daß sich Tarrant so brennend für das Mädchen, dessen Vater mit einem Jauchekarren fuhr, interessieren würde», meinte Dall mit einem leichten Lächeln.
    Modesty beobachtete die beiden einen Augenblick.
    Sie sah, wie Willie die in den Gelenken abgewinkelten Hände hob und die Füße etwas vom Boden wegzog.
    «Er spricht nicht über das Mädchen aus Bangkok», sagte sie. «Er spricht über etwas, das in dem Tal geschah.»
    Dall hatte ebenfalls zugesehen. «Wann war das, als man Sie zu der Hinrichtung vor die Zwillinge stellte?»
    Sie sah ihn an. «Sie wissen davon?»
    «Willie sprach nur kurz darüber.» Dalls Gesicht zuckte plötzlich. «O Gott», sagte er schroff. «Mir wurde allein beim Zuhören bange, obwohl ich wußte, wie es ausging.»
    «Willie erzählt normalerweise nichts über mich.»
    «Das stellte ich fest.» Dall sog an seiner Zigarre. «Aber er mußte mir ein oder zwei Dinge sagen, und ich glaube, er rechnete damit, daß mich das davon abhalten würde, nach dem zu fragen, was Ihnen zustieß.»
    Sie schwieg eine Weile, und als sie wieder sprach, versuchte sie
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