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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
Autoren: Peter O'Donnell
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verstehen.»
    «Nein. Sie haben doch im Laufe Ihrer Dienstzeit eine Menge Leute hinausgeschickt, und ich kann mir vorstellen, daß eine ganz schöne Anzahl davon nie mehr zurückkam – oder zumindest mit gebrochenen Flügeln zurückkam. Sie können es sich nicht leisten, sich Sorgen zu machen.»
    «Ich weiß», entgegnete Tarrant müde. «Ich habe ein dickes Fell bekommen, und ich kann heute Namen abstreichen, ohne mit der Hand zu zittern. Aber Modesty gehört nicht zu meinen Leuten. Sie ist für mich etwas Seltenes. Ich schätze ihre Freundschaft.» Seine Worte klangen seltsam gespreizt. Er starrte geradeaus, und seine Wangen waren ein wenig gerötet.
    «Ich schätze sie vor allem. Zweifellos bin ich etwas altmodisch, aber angesichts dessen, was geschehen ist, finde ich es sehr schwer, ihr jetzt gegenüberzutreten.»
    «Nein, sagen Sie das nicht», widersprach Willie. Er zündete sich eine Zigarette an. «Sie wird über all das hinwegkommen. Es war eine verfluchte Geschichte, aber Sie sind nicht dafür verantwortlich, und ich bin es auch nicht. Modesty hat die Gangart die ganze Zeit hindurch selbst bestimmt, die einzige Gangart, nach der sie gewinnen konnte. Die Sache, von der Carter erzählte, die berührte sie nicht. Und wenn sie es vergessen kann, dann können wir es auch.»
    «Kann sie es, Willie? Und können Sie es?»
    Willie sog gedankenvoll den Rauch der Zigarette ein. «Wir werden uns daran erinnern, wie wir uns an andere Dinge erinnern, an schlechte und weniger schlechte. Aber sie haben ihre Bedeutung verloren.
    Schußverletzungen, Messerstiche, alles das hat es während der letzten Jahre gegeben.» Er hob die Hand mit der gewundenen Narbe auf dem Handrücken. «Hier wollte ein Bursche sein Monogramm mit einem rotglühenden Messer eingravieren. Aber das stieß nicht mir zu, sondern dem Willie Garvin, der damals dort war. Und was immer der Prinzessin in dieser Sache zustieß, das ist jetzt vorbei. Sie ist dieselbe geblieben.»
    «Sie machen sich das Ganze verdammt leicht», sagte Tarrant mit plötzlicher Gereiztheit. «Du lieber Himmel, ich wollte, ich wäre fünfundzwanzig Jahre jünger und könnte mit eigenen Händen diese Schurken, die …» Seine Stimme verebbte, und er machte eine schwache Geste, nicht willens, auszusprechen, was er sich dachte.
    «Seien Sie unbesorgt», beschwichtigte ihn Willie.
    «Das habe ich bereits selbst erledigt.» Er startete den Wagen und fuhr weiter.
    «Weiß Dall von alldem?» erkundigte sich Tarrant nach einer Weile.
    «Es würde mich nicht wundern. Wahrscheinlich hat er es inzwischen auf dieselbe Art und Weise herausbekommen wie Sie. Oder vielleicht hat Modesty es ihm selbst gesagt. Aber das geht uns nichts an.»
    Tarrant sah mit kalter Befriedigung auf Willies große Hände am Steuer. Diese Hände hatten bestimmt nichts falsch gemacht. Der Gedanke erleichterte ihn zwar ein wenig, aber die Aussicht, Modesty Blaise gegenüberzutreten, erfüllte ihn noch immer mit Unruhe. «Ja, Willie, Sie haben vollkommen recht.» Er blickte zum Fenster hinaus. «Das geht uns nichts an.»
    Es begann bereits zu dämmern, als sie das Haus auf dem Hügel erreichten. Auf dem Meer sah man die Lichter in den Bullaugen der Schiffe aufleuchten.
    Dall saß in dem großen Raum mit den Glastüren, die sich auf den Patio und den dahinterliegenden Garten öffneten. Das Zimmer lag noch im Dunkeln. Dall trug ein feinkariertes Hemd in Weiß und Rot und eine schwarze Hose. Er sah sehr braungebrannt, kräftig und attraktiv aus.
    Tarrant verspürte einen leisen Stich von Neid.
    «Ich freue mich, Sie zu sehen», sagte Dall und schüttelte ihm die Hand. «Modesty ist oben und zieht sich nach dem Schwimmen um. Ich soll Ihnen sagen, daß wir in einer halben Stunde essen, wenn es Ihnen recht ist.»
    «Könnte ich mich noch rasch duschen und umziehen?» fragte Tarrant und blickte auf Willie. «Abendkleidung?»
    «Nein, ganz zwanglos.» Willie nahm Tarrants Koffer.
    «Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer. Nebenan ist eine Dusche.»
    Als Tarrant nach zwanzig Minuten in das große Wohnzimmer kam, hatte sich die Dunkelheit noch vertieft. Dall und Willie saßen mit ihren Gläsern vor der geöffneten Tür.
    «Etwas zu trinken, Sir Gerald?»
    «Einen Cinzano bianco, mit Eis, bitte.»
    «Ich komme schon», drang Modestys Stimme von irgendwo oben herunter, während Willie an die kleine Bar ging.
    «Dreh doch das Licht an, Willie. Da unten sieht es ja aus wie in einer Gruft.»
    Tarrant stand ganz still und betrachtete die Gestalt in
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