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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
Autoren: Peter O'Donnell
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Schlachtplanes für einen Blitzüberfall auf Kuwait. Die Operation nannte sich
Säbelzahn
.» Selby blickte auf die Notizen, die auf einen vor ihm liegenden Block gekritzelt waren.
    «Nach dem Urteil General Reeces, dem US-Militärexperten, der den Untersuchungsausschuß begleitete, hätten die Waffen, Transportmittel, Flugzeuge und Kriegsvorräte vollauf genügt, um den Schlachtplan zu verwirklichen.»
    «So hat Modesty Blaise die militärische Situation also doch richtig eingeschätzt?»
    «In diesem Fall ja. Nur konnten wir das damals kaum annehmen. Aber wir hatten eben unrecht.»
    Tarrant ließ das ‹Wir› vorläufig auf sich beruhen. Er würde später darauf zurückkommen. Fraser war nämlich gerade mit großer Begeisterung dabei, die abgelegten Memoranden durchzusehen.
    «Was geschah mit dem Rest der Armee?» fragte Tarrant. Sein Ton hatte kaum merklich umgeschlagen; er war zwar noch immer höflich, aber nicht mehr entschuldigend.
    «In alle Winde zerstreut», antwortete Selby. «Das Wasserflugzeug entdeckte in den umliegenden Tälern und auf den Hängen mehrere kleine Gruppen von Männern, die sich von der Basis bereits verschieden weit entfernt hatten. Wenn es möglich ist, wird man versuchen, sie herauszuholen oder herauszufliegen, aber nach Meinung der Afghanen wird nicht mehr als ein Drittel überleben. Und diejenigen, die überleben, wird man in ihre Heimatländer deportieren. Die Männer und Frauen, die man noch im Tal antraf, werden zur Zeit herausgeflogen. Zweifellos werden sich auch ein oder zwei Engländer unter ihnen befinden, die wir dann jeden Tag erwarten können.»
    «Ja.» Tarrant hatte von seinem Agenten in Kabul bereits einen Wink bekommen, daß innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden zwei Engländer abgeschoben werden sollten, und er hatte alles in die Wege geleitet, daß die beiden von seiner Abteilung verhört werden würden.
    Selby setzte sich in seinem Stuhl zurück. «Und alles das», sagte er ärgerlich, «erfahren
wir
durch das Entgegenkommen der USA. Es hätte
umgekehrt sein müssen
, Tarrant.»
    «Sicherlich», pflichtete Tarrant kurz bei. «Aber es hat den Anschein, daß die Amerikaner auf Dalls Betreiben hin bereit waren, Blaise zu Hilfe zu kommen. Dazu waren Sie, Sir, nicht bereit.» Er sah Selby fest an und fügte hinzu: «Dall muß mehr Überzeugungskraft gehabt haben als ich.»
    Lange herrschte Schweigen.
    Tarrant saß da und dachte daran, wie kalt und zornig Dalls Stimme über den Draht aus der amerikanischen Botschaft in Istanbul gekommen war: «Wir haben die beiden herausgeholt, so schnell es ging. Modesty ist hier in einem amerikanischen Spital. Man hat sie zusammengeflickt, aber sie wird eine Hauttransplantation auf ihrem Arm brauchen und einen guten Zahnarzt. Garvin behauptet, bei ihr heilten alle Wunden sehr rasch, und überhaupt bagatellisieren die beiden die ganze Sache. Sie erzählen gar nicht alles. Ich habe keine Ahnung, was wirklich geschah, aber wenn es schlimmer war als das, was ich weiß, dann muß es höllisch gewesen sein.»
    Dalls Stimme hatte wütend geklungen. «Mein Gott, sie ließ sich durch den Fleischwolf drehen, nur um die Depesche hinauszubekommen. Und wenn es nach Ihrem Chef gegangen wäre, dann hätte sie das für nichts und wieder nichts getan.»
    «Uns stehen nicht die Mittel zur Verfügung», hatte ihm Tarrant ruhig erwidert.
    «Schon gut, schon gut. Ich weiß ja, Sie haben selbst den Kopf riskiert. Nun hören Sie zu. Ich wollte, daß sie hier im Spital bleibt. Ich hätte ihr die besten Spezialisten aus den Staaten herüberkommen lassen. Garvin will es nicht, und sie hört auf ihn. Sie fliegen morgen hier ab, irgendwohin. Garvin sagt, sie werden sich ohne jede fremde Unterstützung behelfen. Ich kann es ihnen nicht ausreden. Und wenn ich mit ihr spreche, dann sagte sie einfach, sie würden stets alles allein bewerkstelligen, und sie würde mich anrufen, sobald sie wieder fit ist. Können
Sie
nicht mit den beiden vernünftig reden, Tarrant?»
    «Ich fürchte nein. Sie sind beide sehr selbständig.»
    «Garvin tut so, als wäre außer ihm
niemand
, aber schon gar niemand imstande, sich um sie zu kümmern.»
    «Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber lassen Sie es gut sein, Dall. Die beiden machen alles auf eigene Faust.»
    «Das begreife ich nicht. Was haben die beiden eigentlich miteinander?»
    Tarrant hatte lachen müssen, denn Dalls Stimme hatte wie die eines Mannes geklungen, den man verwirrt hatte, der es aber nicht gewohnt war,
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