Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
notwendig. Karz bediente sich weit wirksamerer Methoden, um die Disziplin zu wahren.
    «Wie lange sind Sie schon bei uns, Carter?» fragte Liebmann mit seiner kalten, ausdruckslosen Stimme.
    «Acht Wochen.» Carter schaltete einen anderen Gang ein. «Ich war einer der ersten.»
    Ihr Weg führte sie die ganze Zeit entlang des Flusses, der sein Bett tief in das Bergmassiv eingegraben hatte, ehe er irgendwo im Süden des Tales, jenseits der schneebedeckten, siebentausend Meter hohen Gipfel und Bergkämme unterirdisch verschwand. Zu ihrer Linken reihten sich graue Baracken aus Leichtmetall-Fertigteilen und Asbestplatten. Dahinter, quer über das achthundert Meter breite Tal, lag der Schießplatz für die leichten Waffen.
    Einige Männer, alle in der gleichen Uniform wie Carter, strebten einem Ziel an jener Stelle zu, wo sich das Tal bis auf etwa zweihundert Meter verengte, ehe es sich wieder ausweitete.
    «Nachzügler», bemerkte Hamid, der die Männer beobachtete. «Die andern werden alle schon dort sein.» Er beugte sich vor und fragte Carter: «Ist diese Schau eigentlich beliebt bei den Männern?»
    «Den meisten gefällt’s. Die Zwillinge machen es spannend. Mir persönlich ist es egal, ob ich es sehe oder nicht.»
    Eine Spur von Neugier huschte über Liebmanns schmales, strenges Gesicht. «Sie finden es nicht interessant, Carter?»
    «Ich mache mir nichts daraus.» Carters Mund verzog sich kurz zu einem schäbigen Grinsen. «Wenn ich einen Nervenkitzel brauche, dann gehe ich in den Puff.»
    Er warf den Kopf ein wenig zur Seite, in Richtung des Palastes, den sie nun schon über einen Kilometer hinter sich gelassen hatten. «Heute abend bin ich nur kurzfristig vorgemerkt, aber nächsten Montag habe ich die ganze Nacht, bei freier Wahl von der großen Liste.» Er spuckte über die Bordwand des Jeeps. «Ich habe die kleine Malaiin gebucht. Es heißt, sie kann einem das Innere nach außen kehren.»
    Sarrat gab ein grunzendes Lachen von sich.
    Liebmanns Nasenflügel bebten vor Abscheu; er deutete auf die Talenge und sagte zu Carter: «Das dort regt Sie also nicht auf.»
    «Och, mein Gott. Früher war’s besser, da konnte man noch wetten. Aber jetzt kann man gegen die Zwillinge nicht mehr setzen; nicht einmal dann, wenn der Gegner Chancen hätte.»
    «Es regt Sie also nicht auf, wenn einer Ihrer …»
    Liebmann zögerte plötzlich und suchte nach einem Wort. «Wenn einer Ihrer Kumpel getötet wird?»
    Carter verlangsamte das Tempo, drehte sein narbiges Gesicht herum und blickte Liebmann unverwandt an.
    «Hier gibt’s keine Kumpel», sagte er verächtlich. «Hätte ja keinen Sinn, nicht wahr? Sie wissen das genauso gut wie ich.»
    «Allerdings», erwiderte Liebmann kurz und stieg aus, nachdem der Jeep angehalten hatte. Er kletterte einen felsigen Hang hinauf, bis zu einem flachen, fast kreisrunden Platz. Sarrat und Hamid folgten ihm.
    Auf der einen Seite stiegen die Felsschichten stufenartig bis an die Berglehne empor und umgaben den Platz wie die Ränge einer Arena.
    Auf der anderen Seite fiel das Plateau abrupt zu einer etwa sieben Meter tiefen Schutt- und Geröllhalde ab.
    Die Bühne dieses natürlichen Amphitheaters war leer, aber auf den Rängen, überall dort, wo sie gute Sicht hatten, standen oder hockten einige hundert Männer. Die neu Hinzukommenden kletterten zu den höher gelegenen Felsstufen hinauf, um sich einen Sitz zu ergattern.
    Das Gewirr der vielen Stimmen hallte vom Halbrund der Berglehne gespenstisch wider. Liebmann ging auf einen Platz zu, der am Ende eines der untersten Ränge frei gelassen worden war. Aufmerksam lauschte er, ob eine andere Sprache als das vorgeschriebene Englisch zu vernehmen war, aber keiner ließ sich ertappen, obwohl manche mit so starkem Akzent sprachen, daß es kaum englisch klang.
    Die anderen Kommandeure waren schon alle versammelt. Sie saßen in den vorderen Reihen, etwas abgesondert von den übrigen Männern.
    Sarrat, der in der stechenden Sonne schwitzte, wischte sich mit einem khakifarbenen Taschentuch über den Nacken und deutete mit dem Kopf auf die Männer auf den Stufen.
    «Prächtige Burschen, was?» Liebmann musterte die verschwommene Masse der Gesichter. Mehr als sechzig Prozent der Männer waren asiatischer oder arabischer Herkunft. Die Palette ihrer Hautfarbe reichte vom Dunkelbraun indischer Bergbewohner bis zum frischen Sonnenbraun der Nordeuropäer. Da gab es Sudanaraber, stämmige kaukasische Mongolen und ziemlich viele Sinkiang-Chinesen.
    Mit nüchterner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher