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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
Autoren: Peter O'Donnell
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sie ihm zum Beispiel durch eine Nadel einen Stromstoß, und er lacht; einen andern, und er weint. Dann geben sie ihm noch einen, und er wird vielleicht hungrig oder schreit nach einem Weib.»
    «Mensch, dazu brauche ich nicht die verdammten Nadeln.» Der Afrikaander grinste. «Eine sehr gute Idee, daß sie die Frauen in diesen Harem gelegt haben. Wie nennen sie ihn bloß?»
    «
Seraglio
.» Carters Augen verengten sich lüstern.
    «Hör zu. Ich wette eine grüne Karte gegen eine weiße – eine ganze Nacht gegen eine kurze Nummer –, daß Vallmanya verliert. Bist du dabei?»
    «Glaub nicht, du kannst mich für dumm verkaufen, du gerissener Bastard», erwiderte der andere, ohne sich zu ereifern. «Ich wette nicht, solange ich nicht weiß, wie die Sache vor sich geht.»
    Sarrat kam den Hang herauf. Er trug ein Bajonett in einer Scheide.
    Es war eine alte französische Waffe, deren Klinge knapp vierzig Zentimeter lang war. Er warf das Bajonett Vallmanya im Vorbeigehen zu.
    Der Spanier fing es geschickt auf, zog es aus der Scheide und warf sie beiseite. Dann befühlte er Schneide und Spitze, nickte zufrieden, umfaßte kraftvoll den Griff und blieb abwartend stehen.
    Der leichte Anstrich von Prahlerei, hinter der er seine Spannung verborgen hatte, war von ihm gewichen.
    Er war jetzt nur noch der kalte Kämpfer, der keine Nerven hatte, der aus hundert gefährlichen Situationen und einem Dutzend Kämpfen siegreich hervorgegangen war – ein erfahrener, gefährlicher Mann. Das Stimmengemurmel unter den Zuschauern erstarb. Karz sah die Zwillinge an und nickte. Lok und Chu setzten sich langsam in Bewegung. Beide zogen sie aus der Tasche ihres Waffenrocks je ein Paar Handschuhe. Diese Handschuhe bestanden aus engmaschigen Panzerketten von blauem Stahl und waren so fein geschmiedet, daß sie wie Samt aussahen.
    Liebmann betrachtete die Zwillinge. Sie bewegten sich genau im gleichen Rhythmus. Dieser Augenblick faszinierte ihn immer wieder, dieser Augenblick, da Lok und Chu aufhörten, zwei haßerfüllte Gegner zu sein und zu einer Kreatur mit vier Armen, vier Beinen und einem einzigen, lenkenden Gehirn wurden.
    Geschmeidig betraten die Zwillinge die Arena. Ihr Gang war so präzise aufeinander abgestimmt, daß das eigenartige künstliche Gelenk, das sie an der Schulter verband, in keiner Weise störte. Vier Schritte vor Vallmanya blieben sie stehen, ihr gelbes Gesicht ruhig und konzentriert, die behandschuhten Hände geöffnet in Brusthöhe.
    Vallmanya begann sie mit dem stoßbereiten Bajonett zu umkreisen.
    Mit raschen, tänzelnden Schritten bewegte er sich seitlich. Lok drehte sich mit ihm, langsam und mühelos, bis er mit seinem Bruder Rücken an Rücken stand.
    Dann hielt er inne. Die lederüberzogene Stahlspange an seiner Schulter erlaubte ihm keine weitere Wendung.
    Chu sah sich nicht um. Vallmanya machte einen weiteren Ausfall nach der Seite, als wollte er aus der Flanke her angreifen, dann wich er zurück und stieß plötzlich wie ein Fechter nach Loks Gürtel. Die gepanzerte Hand krachte auf die Klinge hernieder, fegte sie mühelos beiseite, und dann war das kratzende Geräusch von Stahl auf Stahl zu hören, als Vallmanya das Bajonett mit Gewalt aus der behandschuhten Hand riß, die es umschlossen hielt.
    Der Afrikaander auf der Felstreppe stieß einen Fluch der Anerkennung aus. «Himmel, die sind aber schnell … wie eine Peitsche, Mensch.»
    «Die holen die Fliegen aus der Luft, sag ich dir», murmelte Carter.
    Der Spanier ging nun mehr nach rechts und griff rasch von der Seite her an. Die Zwillinge standen mit seitlich gewandtem Kopf da und beobachteten ihn. Auf seinen Ausfall hin schnellten zwei behandschuhte Hände wie große schwarze Libellen blitzartig nach vorn. Loks Hand wehrte den Stoß ab, Chus Hand fing die weggedrehte Schneide einen Sekundenbruchteil später auf.
    Wieder stieß Vallmanya mit fest gehaltener Klinge zu und versuchte, die Spitze in Chus Unterarm zu bohren.
    Chu schnellte zurück, als der Stoß kam, und Loks Hand sauste mit der Kante auf Vallmanyas Handgelenk.
    Ein erstickter Schmerzenslaut war zu hören, dann sprang Vallmanya mit leeren Händen zurück. Chu hielt das Bajonett. Lok wandte sich mit einer raschen Drehung herum, so daß die Zwillinge nun wieder Schulter an Schulter standen, mit dem Gesicht zu Vallmanya. Der beschrieb rasch einen Kreis, um nicht länger mit dem Rücken zu dem felsigen Abgrund zu stehen, aber die Zwillinge drehten sich gleichfalls gemeinsam um und standen ihm nun
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