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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer
Autoren: Sophia Bennett
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Leuten, die in die Fabriken gehen und solche Sachen für mich überprüfen. Lass dir von Simon hier die Unterlagen geben. Lies sie. Stell sie auf deine Website, wenn du möchtest. Meine Güte, Mädels. Ihr solltet mir dankbar sein, dass ich in der Dritten Welt Arbeitsplätze schaffe. Ich dachte, das wäre euch wichtig.«
    Dann endlich setzt er sich in Bewegung. Edie tippt »Simon hier« auf die Schulter und gibt ihm ihre E-Mail-Adresse, damit er ihr die Berichte schicken kann.
    Krähe hat unser Gespräch mit Andy nicht abgewartet. Sie ist sofort zu Henry gelaufen, der aus sicherer Entfernung im sechsten Stock die Massen in der Oxford Street beobachtet.
    In seine Armbeuge geschmiegt sieht sie uns mit schreckgeweiteten Augen an.
    »Was hat er gesagt?«
    Edie erzählt ihr von unserem Gespräch.
    »Stimmt das?«, flüstert Krähe.
    »Na ja, er sollte es wissen«, sagt Edie zögernd. »Er schien sich sehr sicher zu sein. Mach dir keine Sorgen. Er schickt mir die Berichte. Dann klärt sich hoffentlich alles auf.«
    Krähes Gesicht entspannt sich und sie schaltet ab. Sie vertraut Edie vollkommen, und wenn Edie sagt: »Mach dir keine Sorgen«, dann macht sie sich auch keine Sorgen. Ich wünschte, ich könnte das auch. Es würde vieles einfacher machen. Denn Krähe braucht jeden Winkel ihres Gehirns für ihre schöpferischen Ideen und neuen Entwürfe. Die Gehirnwindungen, die bei anderen für »Mathe« oder »Shopping« oder »gestern bei Gossip Girl « reserviert sind, arbeiten in Krähes Kopf an der Frage: »Welcher exakte Blauton ist das?« Und der Winkel, mit dem sie sich Sorgen wegen No Kidding gemacht hat, wird sofort wieder für Gedanken an Jackenkragen und Armausschnitte freigegeben oder woran sie zurzeit sonst so arbeitet. Erst wenn Edie sagt, es gibt Grund zur Sorge, macht sie sich Sorgen. Vorher nicht.
    Jenny ist aus anderem Holz geschnitzt. In Jennys Kopf sind jede Menge Freiräume für Sorgen. Wenn nötig, setzt sie selbst die Gossip Girl -Windungen dafür ein. Sie will JEDE EINZELHEIT darüber wissen, was No Kidding gesagt hat, und wie es aussah, und wie es Edie ging, als sie es entdeckt hat, und was wir davon halten, und ob wir Andy Elat vertrauen können oder nicht, und ob wir Miss Teen nicht lieber ab sofort boykottieren sollen, nur für den Fall.
    Ich will sie darauf hinweisen, dass Andy Elat immerhin unser Chef ist, denn schließlich bezahlt er Krähe für das Entwerfen und mich dafür, dass ich ihr helfe, und ein Boykott wäre ziemlich unhöflich. Da klopft Jenny sich plötzlich auf die Hüfte ihres Kleids. Ist das ein neues Geheimzeichen, wie Andys Fingerwink? Außerdem hört sie mir gar nicht mehr zu.
    Nachdem sie eine Minute lang an der versteckten Tasche ihres Kleids herumgefummelt hat, bringt sie endlich ihr Handy zum Vorschein und sieht aufs Display.
    »Nachricht von Mum«, sagt sie. »Auf die habe ich gewartet. JA!« Dann liest sie noch mal langsamer. »O nein.« Sie sieht Krähe an. »Tut mir echt leid. Es ist schon morgen. Ich kann nicht mit nach Paris.«
    » Was ist morgen?«, fragen wir.
    »Ach, so eine Sache«, sagt sie ausweichend. »Ich will nicht darüber reden, das bringt Unglück. Ich erzähl’s euch später. Hey, seht mal, wer da ist!«
    Wir drehen uns um. Drei Frauen kommen auf uns zu. Amanda Elat, Edies Mutter und meine Mutter. Alle drei tippen auf die Uhr, um uns daran zu erinnern, dass wir einen engen Terminplan haben, und die Zeit läuft uns davon.
    Ich gehe noch mal den Plan durch. Markteinführung bei Miss Teen, abgehakt. Interview für die Sunday Times , abgehakt. Als Nächstes kommen Party, WICHTIGER Aufsatz über Shakespeare und Reisetasche für eine Beerdigung packen. Das Ganze in den nächsten sechs Stunden.
    Willkommen in meinem Leben.

Ich kann es nicht glauben. Ich sitze im Eurostar in der ersten Klasse. Ich fahre nach PARIS, in der Nacht nach der Party für das MODELABEL, das ich mit auf die Beine gestellt habe. Und ich fühle mich einfach nur müde und elend.
    Edie und Krähe sitzen mir gegenüber und sehen genauso aus. Edie denkt an ihre Website und Krähe an die Beerdigung morgen.
    Vor einer Woche ist Krähes Freundin Yvette gestorben, die ihr das Nähen beigebracht hat. Immerhin ist sie vierundneunzig geworden, aber es ist trotzdem schrecklich. Yvette war die coolste Erwachsene, die ich je kennengelernt habe, und als Krähe nach England kam, hat sie ihr so ziemlich das Leben gerettet, indem sie ihr beibrachte Kleider zuzuschneiden und warme Pullover zu stricken.
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