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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer
Autoren: Sophia Bennett
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auf zwei Pfund fünfzig geschrumpft.
    »Gut«, sage ich. »Der Fotograf meint, er braucht noch fünf Bilder oder so. Ich passe auf, dass jedes Outfit drankommt, und wir haben es fast geschafft. Wir sind beinahe fertig.«
    In den Wartezeiten bringen die Straßenkinder Jenny den Bhangra-Tanz bei. Für jemanden, der es noch nie gemacht hat, stellt Jenny sich nicht schlecht an, auch wenn sie immer noch nicht weiß, was genau sie mit den Hüften machen soll, und so wie sie neben den Kindern von hier mit den Armen rudert, erinnert sie irgendwie an eine Windmühle.
    Ich suche in der Menge nach Lakshmi. Normalerweise ist sie, wenn sie nicht bei mir ist, bei den anderen Kindern, aber auf einmal sehe ich sie nicht mehr. Wir haben uns kaum getrennt, seit ich in Mumbai angekommen bin, und ich spüre Panik in mir aufsteigen. Ist ihr was passiert? Hat sie sich in den riesigen Bollywood-Studios verirrt? Geht es ihr gut?
    Dann entdecke ich sie neben einer Kleiderstange mit einem Zeichenblock auf dem Schoß und einer Puppe unter dem Arm. Konzentriert sieht sie Krähe zu, die neben ihr sitzt und zeichnet. Ich gehe zu ihnen und Krähe blickt auf und grinst mich an.
    »Sie ist echt gut«, sagt Krähe. »Schau dir das an.«
    Ich schaue zu, wie Lakshmi eifrig ein paar von Krähes Tänzerinnen für mich abmalt. Obwohl sie mit ihren zusammengewachsenen Fingern den Stift in einem seltsamen Winkel halten muss, zeichnet sie mit derselben anmutigen Leichtigkeit wie Krähe. Und das Ergebnis ist genauso lebendig.
    Ich fasse es nicht. Mein ganzes Leben wollte ich so zeichnen können und jetzt ist sogar die kleine Lakshmi besser als ich.
    »Das ist wunderschön«, sage ich und hoffe, sie merkt nicht, wie neidisch ich bin.
    Lakshmi lächelt mich mit ihrem schüchternen Lächeln an. Sie trägt immer noch die Goldkette, die ich ihr im Frühling geschenkt habe. Es ist mir ein Rätsel, wie sie es geschafft hat, die ganze Zeit darauf aufzupassen. Ich glaube, sie ist ein viel zäherer Brocken, als man denkt – ein bisschen wie Krähe.
    »Vielleicht gehe ich irgendwann auf die Modeschule«, sagt sie. Na ja, eigentlich flüstert sie nur. Ich kenne dieses Flüstern. Es ist das gleiche Flüstern wie das früher in meinem Kopf, als ich davon geträumt habe, eines Tages für einen großen Modeschöpfer zu arbeiten. Es ist das Flüstern, das bedeutet: »Es ist viel zu unvorstellbar toll, um es laut auszusprechen, aber falls es je passiert, wäre es das Schönste auf der ganzen Welt.«
    »Das wirst du«, sage ich.
    Immerhin stehe ich hier und arbeite wirklich in der Modebranche. Na ja, arbeiten ist das falsche Wort. Im Moment mache ich Pause und unterhalte mich. Aber sobald sie das Taj Mahal in den Griff bekommen, arbeite ich wieder. Und wenn Lakshmi gut genug für die Modeschule ist, sorge ich dafür, dass sie auch hingehen kann.
    Außerdem habe ich Hilfe. Krähe wurde gebeten noch eine Woche zu bleiben, um an einer von Indiens besten Designschulen im Fach Mode Schnitttechniken zu unterrichten. Sie lieben Krähe und sind begeistert, von jemandem zu lernen, der von jemandem gelernt hat, der von Christian Dior gelernt hat. Hier bin ich mit meiner guten Note in Textilem Gestalten, und da ist KRÄHE, die INTERNATIONALE STUDENTEN in dem Zeug unterrichtet. Na ja, man gewöhnt sich dran.
    »Okay, wir sind fertig!« Der Fotograf winkt, Jenny begibt sich wieder in Position und Sanjay rennt herum und sorgt dafür, dass alle machen, was sie machen sollen.
    Dann klingelt mein Telefon.
    Normalerweise würde ich in einem wichtigen Moment wie diesem gar nicht rangehen, aber als ich sehe, wer es ist, tue ich es doch.
    »Hallo Andy.«
    »Hallo Kleine. Alles okay?«
    »Bestens«, sage ich froh.
    »Gut. Ich dachte, das solltest du vielleicht wissen – bei der Vogue haben sie die Muster der Kollektion gesehen. Sie wollen eine Fotostrecke bringen, zeitgleich mit der Markteinführung zum Sommeranfang. Sie möchten eins der Kleider auf dem Cover. Und sie hätten gern, dass deine Freundin es trägt. Kurven sind dieses Jahr Mode. Würdest du ihr das ausrichten? Nonie? Nonie?«
    Ich antworte nicht. Vor lauter Schreck habe ich das Telefon fallen lassen. Lakshmi springt auf und will mir helfen. Dabei stoßen wir mit dem Kopf zusammen, purzeln zu Boden und müssen beide lachen. Sie erwischt das Telefon zuerst und gibt es mir.
    »Ja«, sage ich atemlos. »Ja, Andy. Ich richte es ihr aus.«
    Ich stelle mir vor, wie es ist, Jenny zu sagen, dass sie in ein paar Monaten vielleicht auf dem
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