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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden
Autoren: Sophia Bennett
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zauberhafte Models in goldene Tanzprinzessinnen verwandelt, mit wogender Lockenpracht und schimmernder Haut. Bei den Anproben sahen sie noch bleich, übernächtigt und ausgemergelt aus. Doch heute, mit ein bisschen Haarstyling und Make-up, sehen sie aus wie Göttinnen. Göttinnen, die iPod hören, Muffins futtern und Krimis lesen, aber trotzdem Göttinnen.
    Ich mache Kassensturz. Acht Models. Zwölf Outfits. Fünfzig Einzelteile. Sechs Minuten. Das ist zu schaffen. Wenn ich mich richtig konzentriere, glaube ich, muss es zu schaffen sein.
    Als Assistentin des Haarstylisten trägt Jenny ihr »Weniger Mode – mehr Menschlichkeit«-T-Shirt und – endlich – eine Dreivierteljeans, in der sie aussieht wie Marilyn Monroe. Sie zieht mich damit auf, dass ich am Ende doch beim Teekochen gelandet bin, aber ich strecke ihr nur die Zunge heraus. Ich bin SEHR WICHTIG heute, und jeder fragt mich zu allem nach meiner Meinung.
    Grannys Friseur tut ihr den Gefallen und arbeitet heute für uns. Alle sehen umwerfend aus. Sogar die Models haben mehr Wangenknochen, nachdem er mit ihnen fertig ist. Mir wird klar, dass mein Problem nicht mein Gesicht, sondern meine HAARE sind. Wenn ich doch nur schon früher dahintergekommen wäre.
    Durch die Tür höre ich Harrys Soundcheck im Ausstellungsraum. Klänge von Tschaikowsky und Ella Fitzgerald, David Bowie und Chopin. Es ist eine überraschende Mischung, aber für uns ist sie stimmig. Die Models wippen elegant mit den Füßen. Die Daumen gedrückt.
    Krähe sieht aus wie eine größere Version des Mädchens, das ich damals im V&A beim Zeichnen gesehen habe. Derselbe konzentrierte Blick. Derselbe abwesende Ausdruck in den Augen. Heute trägt sie eine selbst geschneiderte Latzhose aus schwarzem Satin. Es sollen die Models sein, die interessante Sachen tragen. Krähe spricht mit dem Choreografen, den wir engagiert haben (eine ziemliche Investition – bye-bye, Budget) und der dafür sorgen wird, dass die Modenschau wie ein Uhrwerk läuft. Anders als DJ Rémi scheint es ihm nichts auszumachen, mit Kindern zu arbeiten – es scheint ihm sogar Spaß zu machen.
    Svetlana ist noch nicht da. Sie hat angekündigt, dass sie vielleicht zu spät kommt. Weil sie noch auf einer anderen Modenschau laufen muss, doch sie hat schon ein Taxi gebucht, um soschnell wie möglich hier zu sein, also können wir nichts tun außer warten.
    Bevor der Türsteher die Menge reinlässt, nehmen Amanda und ich noch ein paar kurzfristige Änderungen der Sitzordnung vor, um die IMMER WICHTIGER WERDENDEN Leute unterzubringen, die es irgendwie geschafft haben, eine Einladung zur Modenschau zu erbetteln, zu borgen oder zu stehlen.
    Skye ist die Gewandmeisterin. Sie hat sich die Haare im exakt gleichen Rosaton wie das T-Shirt gefärbt. Mum ist unser Make-up Artist. Sie und ihr T-Shirt sind voller Goldpuder. Es steht ihr gut. Sie grinst mich an, als ich vorbeikomme und mir alles ansehe. In letzter Zeit stellt sie immer häufiger das BlackBerry ab, um mit mir darüber zu reden, wie alles läuft. Und sie hat mir anvertraut, dass sie ernsthafte Zweifel hat, ob Harry je seinen Abschluss macht. Und sie hat mir tatsächlich ein Kompliment zu meinem Minikleid mit den Spinnwebärmeln gemacht. Beinahe vermisse ich ihre spöttischen Kommentare.
    Allmählich füllt sich die Galerie mit aufgeregten Fashionistas, die alle durcheinanderreden – wo sie gestern Abend waren, wie hungrig sie sind und zu welchen Partys sie später noch gehen werden.
    Granny begnügt sich mit einem Platz in der zweiten Reihe und beugt sich vor, um eine angeregte Unterhaltung mit dem Redakteur einer großen Zeitschrift zu führen. Aus Japan. Florence und Yvette, die neben ihr sitzen, sehen einfach nur glücklich aus. Dad sitzt ein paar Plätze weiter und sieht aus, als hätte er dringend eine Gitane nötig. Edie schlüpft durch die Hintertür und schickt jemanden zur mir, der mir ausrichtet, dass unsere wichtigsten Gäste da sind.
    Immer noch keine Spur von Svetlana. Langsam geht uns der Champagner aus. Ich frage mich, wie lange die Fashionistas bereit sind zu warten, doch es scheint, als wären sie es gewohnt.
    Plötzlich geht ein Raunen durch die Garderobe, als hätte sich ein leichter Wind erhoben, und ich weiß, dass etwas Großes passiert sein muss. Svetlana ist da und wirft ihren Mantel ab, direkt in die Arme der wartenden Garderobiere.
    Mum rutschen ein paar französische Schimpfwörter heraus, die es nicht auf meine Converse geschafft haben. Ich drehe
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