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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden
Autoren: Sophia Bennett
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mich um. Die Modenschau hätte vor zehn Minuten beginnen sollen. Svetlana ist von Kopf bis Fuß mit blauer Farbe angemalt. Überall. Selbst ihr Haar ist blau.
    »Ich weiß!«, ruft sie, während sie sich beiläufig bis auf die Unterhose auszieht. »Ein Albtraum. Es war so eine Art Außerirdischen-Science-Fiction-Show. Ich habe ja versucht, euch zu warnen.«
    Das hat sie wirklich. Gestern. Aber was sie mit »ein bisschen blaues Make-up« gemeint hat und was wir uns darunter vorgestellt haben, sind zwei Paar Schuhe. Mum macht sich sofort mit literweise Nivea und Make-up-Entferner an die Arbeit, während ich rausgehe, um Harry zu warnen, dass er die Menge noch eine Weile unterhalten muss.
    Dann endlich, nur fünfzig Minuten später, sieht Svetlana genauso göttlich aus wie die anderen. Vielleicht noch göttlicher. Harry schaltet die Musik aus. Die nervösen Gespräche im Publikum werden ein wenig leiser. Die Fotografen rennen los und schießen schon mal ein paar Fotos. Es ist so weit.
    Einen Moment lang ist das einzige Geräusch, das ich höre, mein Herz, das SEHR LAUT KLOPFT. Ich habe das Gefühl, manhört es bis in die letzte Reihe. Dann spielt Harry die Musik ein, und Ella singt Jazz. Sechs Minuten. Mehr Zeit hat Krähe nicht, um der Modewelt zu zeigen, was sie draufhat und wie ihre Träume aussehen. In sechs Minuten ist es vorbei.
    Ich trage ein Headset, damit der Choreograf mir sagen kann, wann ich die Models auf den Laufsteg schicken soll. Er gibt mir das Signal.
    »Romance«, flüstere ich.
    Das erste Model schwebt auf den Laufsteg. Ihr Kleid ist granatrot, der kurze Blütenblätterrock wippt. Der Kopfschmuck glitzert. Hinter mir ist Krähe damit beschäftigt, Röcke und Ärmel zurechtzurücken. Mum und Grannys Friseur stehen neben mir bereit, falls letzte Hand angelegt werden muss. Die Models scheinen uns zu ignorieren. Sie denken nur an die Choreografie, daran, nicht zu stolpern und den Look zu transportieren.
    Obwohl es angeblich nur sechs Minuten sind, kommt mir das, was dann passiert, wie sechs fantastische, aufregende Stunden vor. Oder Tage. Jedes Outfit erzählt eine eigene wunderschöne Geschichte. Die Models lassen sich von der Musik tragen. Die Fotografen sorgen für die Lightshow. Hinter den Kulissen rennen wir alle rum wie aufgescheuchte Hühner. Immer wenn ein Model zurückkommt, streckt es die Arme in die Luft, und die jeweilige Garderobiere legt los, zieht Kleider aus, zieht Kleider an; jeder ist damit beschäftigt, Frisuren zu richten, Make-up neu aufzutragen, hektisch in meine Richtung zu gestikulieren und verzweifelt dafür zu sorgen, dass wir nicht aus Versehen eine der Göttinnen im BH rausschicken.
    Jenseits des Laufstegs höre ich das Sirren und Klicken der Kameras noch lauter als Harrys Musik, doch ich habe keine Zeit,darüber nachzudenken, was das Publikum denken könnte. Ich konzentriere all meine Gedanken darauf, dass wir Krähes Kleidern gerecht werden. So weit, so gut. Wenigstens ist niemand auf dem Laufsteg zusammengebrochen.
    Und dann steht plötzlich Svetlana vor mir, im Schwan light, und sieht überirdisch aus. Fast könnte man denken, Krähe hat den Rock extra so kurz entworfen, um Svetlanas wahrhaft unglaubliche Beine vorzuführen. Svetlana beugt sich zu Krähe hinunter, um ihr einen schnellen Goldstaubkuss auf die Wange zu hauchen, und stolziert auf den Laufsteg. Einen Augenblick später hören wir außer Harrys David-Bowie-Finale noch etwas anderes.
    Es klingt wie Regentropfen auf einem Blechdach.
    Es ist Applaus.
    Das Publikum ist aufgestanden und applaudiert. Alle. Granny und Yvette und Florence und der japanische Redakteur und ZWEI meiner Lieblingsdesigner und drei It-Girls und so viele PR-Leute, wie überhaupt nur in einen Raum passen. Sie sind begeistert. Das ist kein Applaus nach dem Motto »Die Kleine aus Afrika hat sich gut geschlagen«. Das hier heißt: »Wow! Richtig wow!«
    Jetzt gehen auch die anderen Models wieder raus, um sich zu Svetlana zu gesellen, und das Publikum ruft nach Krähe, zunächst ohne Erfolg. Ich wusste, dass das passiert. Krähe wollte diese Kleider erträumen, nicht neben ihnen im Rampenlicht stehen. Doch ich bin vorbereitet. Ich trage sie praktisch auf die Bühne, und die Models halten sie an den Händen fest und ziehen sie nach vorn und zwingen sie, sich dem Publikum zu stellen und sich zu verbeugen.
    Ich bleibe im Hintergrund und spähe in die Dunkelheit. Endlich entdecke ich Edie. Neben ihr sehe ich die Gesichter von denFotos, älter
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