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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden
Autoren: Sophia Bennett
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Oscar-Verleihung anzusehen. Kid Code ist für drei Oscars nominiert, und trotz der Tatsache, dass einer davon an Joe-wir-hassen-ihn-Yule gehen wird, ist Jenny so aufgeregt, dass sie nicht weiß wohin mit sich.
    Die Produzenten haben sie zu den Partys und dem Rummel nach L.A. eingeladen, aber Jenny konnte einfach nicht. Die Aussicht, mehrere Tage lang damit zu verbringen, Joe und Sigrid aus dem Weg zu gehen, ist ihre Horrorvorstellung. Trotzdem will sie sich das Ganze wenigstens mittelbar ansehen, mit Tausenden von Kilometern Sicherheitsabstand. Und natürlich leisten wir ihr gerne dabei Gesellschaft. Die Oscars sind ein Fest für Mode-Fans. Ich brauche keinerlei Aufforderung, an der Glotze zu kleben.
    Krähe sitzt auf Henrys Schoß und erinnert mehr an ein kleines Mädchen, das längst ins Bett müsste, als an eine gefeierte Fashion Queen. Edie, Jenny und ich sitzen im Schneidersitz auf dem Boden, essen Phishfood-Eis, trinken heiße Schokolade und haben ein mulmiges Gefühl. Die kleine Victoria kuschelt sich in eine Decke gewickelt an meine Seite. Harry weigert sich, seinen Rockstarkörper mit unserer schokoladigen Versuchung zu besudeln. Stattdessen besudelt er ihn mit Bier, zusammen mit Henry und Krähes Vater. Die Mütter begnügen sich mit Champagner.
    Um die Oscars wird furchtbar viel geschwafelt. Nirgendwo listen zahllose Journalisten dermaßen belanglose Mode-Fakten von so wenigen Stars auf. Stundenlang. Ich stehe total drauf. Jenny und Krähe auch.
    Dann trudeln langsam die Stars ein. Die Rote-Teppich-Moderatoren gesellen sich zu ihnen und fragen, was sie tragen, oder besser, »wen« sie tragen, und lobhudeln die seltsamsten Outfits. Das Motto dieses Jahr scheinen große Röcke und Wespentaillen zu sein. Alle Frauen tragen mindestens das eine oder das andere oder beides, und alle Männer, die eine Frau dabeihaben, versuchen ihr nicht auf den Saum zu treten.
    Hollywoods heißeste Ehefrau ist die einzige Ausnahme, im positiven Sinn. Ich gehe davon aus, sie nächste Woche in allen Zeitschriften zu sehen. Sie hat sich für einen Vintage-Smoking von Saint Laurent entschieden, der ihr absolut fabelhaft steht und zwanzig Trillionen Mode-Punkte bei mir einbringt, weil sie damit einigermaßen Mut zeigt und das Dahinscheiden des großen Meisters würdigt. (Sie sieht nicht so gut aus wie Svetlana in Battersea, aber das wissen nur wir Mode-Insider.) Sie hat ernsthafte Chancen auf den Oscar für die Beste weibliche Hauptrolle, da sie sowohl für Kid Code als auch für einen Kunstfilm nominiert ist, der im Dezember in die Kinos kam, und bekommt jede Menge Aufmerksamkeit. Ihre schlichten Linien in Schwarz und Weiß sind der Hingucker. Ihr Mann sieht aus wie immer – zum Niederknien.
    Wir geben den anderen Stars Punkte. Natalie Portman bekommt viele. Meryl Streep nicht ganz so viele. Angelina Jolies Ohrringe sind so schön, dass es wehtut. Mum will sie unbedingt haben. Ich will sie unbedingt haben. Sogar Grace Lamogi seufzt, als sie sie sieht.
    Dann erscheint Joe Yule auf dem roten Teppich, und ich beobachte Jenny. Sie ist sehr, sehr still, aber sie sieht nicht mehr so gespenstisch aus wie vor einem Monat. Ich glaube, langsam kommt sie über ihn weg. Ich sehe wieder zum Fernseher. Kurz lasse ich mich von den grünen Laseraugen ablenken. Dann wird mir klar, was jetzt kommen muss. Diesmal sehe ich aus wie ein Gespenst. Ich schnappe nach Luft. Im ganzen Zimmer ist es still.
    Wo ist sie? Was hat sie an? Jenny hat gesagt, sie wollte eins der drei Vs tragen. Irgendwann habe ich sie gefragt, wofür die drei Vs stehen, und sie sagte: Vintage, Versace oder Valentino. Wirertragen es nicht. Edie packt meinen Arm, und ihre Finger werden um die Nägel weiß.
    Die Kamera richtet sich auf Sigrid. Und da ist sie.
    Schimmerndes Silber. Ich glaube, es ist Valentino. Doch ich sehe nur verschwommen und kann mich nicht konzentrieren.
    Im Augenwinkel bemerke ich, wie Jenny aufspringt, herumhüpft und zu hyperventilieren anfängt.
    »Es ist es, es ist es, ES IST ES!«
    Alle drehen sich nach mir um. Allmählich beginnt es mir zu dämmern. Ich sehe Sigrids perfekt geformten Rücken über einem ausgefransten, geschichteten Wasserfallrock. Dann dreht sie sich um, und das Licht fängt die schimmernde Seide ihres Oberteils ein. Dazu trägt sie Strasssandalen und eine Diamantkette. Genau wie es sein soll.
    Sie trägt den Schwan. Statt Vintage, Versace oder Valentino. Oh. Mein. Gott.
    »Hallo, hallo. Da DRÜBEN«, sagt die Moderatorin. »Sigrid! Sigrid!
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