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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg
Autoren: Arnold Kuesters
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Autoschlüssel.
    »Vielleicht hänge ich das Bild auch an die Wand vor meinem Büro. Die Flure sind eh so kahl.«
    »Das wird Laumen nicht erlauben.«
    »Ach, Laumen.« Der Archivar schloss den Wagen auf und beugte sich hinein. Ächzend zog er das große Ölbild vom Sitz. »Na, komm schon.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du dich für Malerei interessierst.« Frank schmunzelte. »Komm, ich helf dir.«
    »Lass gut sein. Ich hab’s schon.« Schrievers hielt das alte Bild nun in beiden Händen und streckte es von sich. »Schön. Ich find’s schön. Und der Goldrahmen. So was kriegt man heute gar nicht mehr.«
    »Jaja.« Franks Bestätigung klang halbherzig.
    »Da fällt mir ein, Frank, wir wollten doch mal wieder alle zusammen zu Borussia gehen. Ich war noch immer nicht im neuen Stadion.« Schrievers sah Frank von der Seite an. »Vielleicht geht Ecki mit.«
    »Ich find’s nicht so prickelnd, ehrlich gesagt. Am alten Bökelberg war’s schöner. Mehr Atmosphäre. Das neue Stadion hat kein Flair. Ein Betonkasten ohne Seele. Der Bökelberg hatte ganz viel Seele, das wird sich in hundert Jahren nicht in dem neuen Kasten entwickeln. Nicht für mich, jedenfalls.« Frank zuckte mit den Schultern.
    Schrievers wollte etwas erwidern, überlegte es sich aber anders. Über Fußball mochte er nicht streiten und schon gar nicht mit Frank.
    »Aber davon mal abgesehen, können wir gerne mit ein paar Kollegen ins Stadion gehen. Warum nicht? Hast recht, das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.« Frank verabschiedete sich von Schrievers, der in Richtung Archiv abbog.
    Verstehe einer den Borsch, dachte Heinz-Jürgen Schrievers, als er beim Gehen das unhandliche Ölbild umständlich von einer Hand in die andere packte.
    * * *
    »Gut, dass du endlich da bist. Vorhin ist hier ein Türke aufgetaucht, der mir eine ziemlich abenteuerliche Geschichte erzählt hat.« Ecki nahm beim Sprechen die hochgelegten Beine vom Tisch und zog dann ein Schubfach auf. Kommentarlos schob er die Bäckereitüte, die halb aufgerissen vor ihm gelegen hatte, von der Schreibtischauflage in das offene Fach. »Hm, ich liebe Nussecken. Nee, also die Geschichte klingt wirklich gruselig. Der Mann heißt Binici, Mehmet Binici. Er arbeitet bei dem Abbruchunternehmen, das den Bökelberg abreißt. Vor seiner Mittagspause hat er am Mahnmal hinter der Haupttribüne beim Graben Knochen gefunden. Er behauptet, dass es menschliche Knochen sind. Er meint, dass er das wissen muss, denn er hat schon mal auf einem Friedhof Gräber ausgehoben. Jedenfalls, meint er, wir sollten uns mal um den Fall kümmern. Sein Kollege, Heinzi Plaetzken, hat die Knochen einfach wieder mit seinem Bagger zugekippt.« Ecki blätterte durch sein kleines, dunkel eingebundenes Notizbuch.
    »Heinzi wer?«
    Ecki musste grinsen. »Heinzi Plaetzken.«
    »Möchtest du Heinzi Plaetzken heißen?«
    »Nicht wirklich.«
    »Also, dieser Binici hat Knochen gefunden und sein Kollege Plaetzken hat sie wieder eingebuddelt?«
    »So isset. Wir sollten uns die Sache mal ansehen. Ich glaube zwar nicht, dass da was dran ist, andererseits kommen wir so noch mal zum Bökelberg, bevor er gesprengt wird.« Ecki seufzte und lehnte sich zurück. »Mensch, der Bökelberg. ’71 der Pfostenbruch. Ich war damals mit meinem Vater im Stadion. Das vergesse ich nie. Meine halbe Kindheit und Jugend habe ich in der Kuli verbracht. Waren das noch Zeiten. Marion habe ich auf dem Bökelberg kennengelernt.«
    »Schon gut, Ecki, ich habe verstanden. Wir fahren.«

    »Oh Mann.« Frank mochte den Anblick des geschundenen Stadions nicht glauben. »Guck dir das an! Wie nach einem Bombenangriff! Ich fass es nicht.« Er zeigte auf den Schuttberg vor ihnen.
    Die beiden Kriminalhauptkommissare Frank Borsch und Michael Ecki Eckers standen zwischen den Baucontainern auf dem ehemaligen Innenhof des Bökelbergstadions.
    Ecki sagte nichts. Nur das Zucken in seinen Wangenmuskeln verriet seine Betroffenheit. Vom früheren Trainertrakt war schon die Fassade weggerissen. Dort, wo einmal der Presseraum war, gähnte ein riesiges Loch. In den Resten der ersten Etage konnten die beiden Ermittler weiter hinten die Mannschaftskabine erkennen, im unteren Bereich grün, darüber weiß gestrichen. Wo früher der schmale Spielertunnel aufs Spielfeld führte, klaffte ein weit aufgerissener Durchgang wie eine offene Wunde. Frank musste bei dem Anblick unwillkürlich an den aufgeschlitzten Oberschenkel von Ewald Lienen denken. Das musste Anfang der 80er gewesen sein,
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