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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg
Autoren: Arnold Kuesters
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mehr Geduld zeigen würde.
    »Quatsch, es wird keine Spuren mehr geben. Guck dich mal um. Das Stadion ist platt. Und dieser Heinzi hat sowieso ganze Arbeit geleistet. Da werden wir nichts mehr finden.« Er stand auf und ächzte.
    »Was ist, alter Mann?« Ecki sah Frank amüsiert an.
    »Meine Knochen.«
    Frank begann zu graben. Vorsichtig schob er den Boden zur Seite. Nach wenigen Schaufelladungen hatte er gefunden, was er suchte. Immer mehr Knochen fielen auf den kleinen Haufen neben Mehmet Binicis Fundstelle. Es waren kleine Knochen. Schließlich stieß Frank gegen etwas Hartes. Er legte die Schaufel beiseite und grub mit beiden Händen weiter.
    »Um Gottes Willen.« Frank fühlte über den runden Gegenstand vor ihm in der flachen Grube und zog ihn vollends ans Tageslicht. Er hob ihn hoch wie einen Kelch. »Das ist ein Schädel. Ein Kinderschädel. Sieh dir das an, Ecki.« Vorsichtig wischte er die Erde von den Knochen.
    Ecki wurde blass. Es war in der Tat die Schädeldecke eines Menschen. Es musste ein kleiner Mensch gewesen sein. Und er musste grausam gestorben sein. Mitten in der Schädelfront war ein Loch.

    Etwas mehr als zwei Stunden später waren Ecki und Frank wieder zurück in ihrem Büro. Bei ihnen saß Staatsanwalt Ralf Böllmann. Der Jurist war trotz seines jungenhaften Aussehens ein erfahrener Ermittler in Kapitaldelikten. Diesmal wirkte Ralf Böllmann allerdings reichlich ratlos.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung, um ehrlich zu sein.« Frank malte gedankenverloren mit einem Bleistift Kringel auf seine Schreibtischunterlage. »Ich bin absolut ratlos. Mad Doc Leenders meint, dass das Skelett in der Tat von einem Kind stammen könnte. Die Knochen werden mit Sicherheit zehn Jahre und länger in der Erde gelegen haben.«
    Böllmann streckte sich und bog angestrengt den Rücken durch. »Wer tut so etwas, und warum tut er es? Was war vor zehn oder fünfzehn Jahren? Hat der Verein etwas damit zu tun? Könnte es ein Menschenopfer gewesen sein?« Böllmann klang nicht, als sei er von seiner eigenen Vermutung sonderlich überzeugt. »Ich meine, alles ist möglich.«
    »Wonach und wo sollen wir suchen? Schwarze Messen im Stadion? Ein Menschenopfer für den Sieg?«
    »Jetzt übertreib’s mal nicht, Ecki. Ich hab zwar auch schon gehört, dass Fans Glückspfennige hinter dem Tor der Nordkurve vergraben haben oder immer mit dem gleichen, ungewaschenen Trikot zum Spiel gehen. Als könnten sie mit ihren Ritualen das Glück zwingen! Aber ein Ritualmord? Das kann ich mir nicht vorstellen. Fußballfans sind abergläubig, aber begehen sie für ihren Verein auch einen Mord? Nee, nee, nee. Soweit geht die Liebe zum Fußball dann doch nicht.«
    Böllmann mochte eine krankhaft übersteigerte Fanliebe nicht ausschließen. »So abwegig klingt der Gedanke von Herrn Eckers nicht. Denken Sie bitte daran, welche Emotionen Woche für Woche in und um die Stadien freigesetzt werden! Wir müssen auch in diese Richtung ermitteln.«
    »Und wo sollen wir anfangen? Es gibt zahllose Fanclubs. Mal ganz abgesehen von den vielen Tausend Fans, die nicht organisiert sind. So viele Leute haben wir nicht zur Verfügung, um das abchecken zu können.«
    »Wir haben doch die beiden Fan-Polizisten im Einsatz, die sich in der Szene bestens auskennen. Fragen Sie Ihre Kollegen. Wäre doch immerhin ein Anfang, oder?« Böllmann schien mehr und mehr Gefallen an seiner Theorie zu finden.
    »Und wenn der Fall gar nichts mit Fußball zu tun hat? Wenn die Leiche zufällig oder bewusst irreführend vor dem Mahnmal verscharrt wurde?« Ecki mochte nun doch nicht daran glauben, dass ausschließlich ein Fußballfan als Täter in Frage kommen könnte.
    »Wir sollten auf jeden Fall schon mal Schrievers darauf ansetzen. Ein Mensch verschwindet doch nicht einfach so. Vor allem nicht ein Kind.« Frank sah Böllmann an. »Und was das Loch betrifft, vielleicht ist es ja erst post mortem entstanden. Hier, bei den Abbrucharbeiten, zufällig.«
    Ecki schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Solche Zufälle gibt es nicht. Wie auch immer, Schrievers und sein phänomenales Archiv müssen uns helfen. Wir waren damals noch nicht im KK 11. Er wird die Vermisstenfälle archiviert haben.«
    Böllmann erhob sich. »Ich sehe, Sie stecken schon mitten im Thema. Wenn Sie meine Hilfe brauchen, melden Sie sich bitte. Ich muss noch nach Düsseldorf.«
    An der Tür drehte sich der Staatsanwalt noch einmal um. »Sollten die Knochen einigermaßen
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