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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg
Autoren: Arnold Kuesters
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jemand gewesen, den er nicht kannte oder hätte kennen müssen.
    * * *
    »Was machst du denn hier? Du hast doch Unterricht? Ist etwas passiert?« Frank wunderte sich. Er hatte gerade zum Dienst fahren wollen, und nun stand Lisa plötzlich im Flur. Um die Nase war seine Freundin merkwürdig blass.
    »Mir war auf einmal so schlecht.« Lisa stellte ihre Tasche neben die Garderobe und zog sich langsam den Mantel aus.
    »Warum kommst du extra nach Eicken und fährst nicht in deine Wohnung? Da wärst du doch viel schneller!« Frank nahm besorgt Lisas Hand. Sie fühlte sich kalt an.
    »Ich wollte einfach in deiner Nähe sein.«
    »Du hast Glück, ich habe ein bisschen getrödelt. Ich hätte eigentlich schon längst im Präsidium sein müssen. Willst du dich hinlegen? Soll ich dir einen Tee machen?«
    »Nein, lass mich. Es geht schon wieder, glaube ich. So ein kleiner Schwächeanfall ist ganz normal in der Schwangerschaft. Ich lege mich gleich auf die Couch. Ich will keinen Tee. Es ist nur«, Lisa zögerte, »es ist nur so, dass ich in deiner Nähe sein wollte. Schön dich zu sehen, Bulle. Du kannst aber jetzt fahren, ich komme schon klar.«
    Frank legte seine Hand auf Lisas Bauch. »Ich mache mir Sorgen. Soll ich nicht lieber bleiben? Oder soll ich dich zum Arzt fahren?«
    »Unsinn, es geht schon. Ich brauche nur ein bisschen Ruhe. Die letzte Zeit war doch etwas anstrengend.«
    Das stimmte. Der erst vor wenigen Wochen abgeschlossene Fall Alte Männer hatte auch Lisa mächtig mitgenommen. »Gut, wenn du meinst. Aber wenn es nicht besser wird, rufst du mich an, ja?«
    »Versprochen. Und jetzt sieh zu, dass du zum Dienst kommst, sonst schickt Ecki noch einen Streifenwagen los und lässt dich suchen.« Lisa versuchte ein Lächeln. Es misslang. Stattdessen drückte sie sich mit einer Hand in die Seite. »Mein Rücken.« Sie sah, dass Frank immer noch zögerte. »Nun mach schon. Ab mit dir.«
    »Nein, wirklich, soll ich nicht lieber bei dir bleiben?«
    Lisa schüttelte den Kopf. »Wirklich nicht, Frank.«
    »Na gut, dann muss ich wohl.« Frank tat beleidigt.
    Nun musste Lisa doch lachen. »Nun geh schon. Ich liebe dich. Ruf doch zwischendurch mal an. Ich koche uns was Leckeres.«

    Kurz darauf bog Frank mit seinem MGB auf den Parkplatz des Mönchengladbacher Polizeipräsidiums an der Theodor-Heuss-Straße. Er seufzte, als er den Wagen abschloss. Bald würde er sein geliebtes Cabrio verkaufen müssen. Der Zweisitzer war nun wirklich kein Familienauto, da musste er Lisa Recht geben.
    Auf dem Weg in sein Büro kam er an dem grünen Mercedes von Heinz-Jürgen Schrievers vorbei. Neugierig sah er durch die großen Scheiben des schon mehr als 15 Jahre alten Diesels. Der Archivar der Mönchengladbacher Polizeibehörde hatte auf der Rückbank ein übergroßes Ölgemälde stehen. Soweit Frank erkennen konnte, war es die leicht kitschige Ansicht einer zerklüfteten Berglandschaft. Zu sehen war ein einsamer Berghof unter dunklen, tief hängenden Wolken. Woher Schrievers den alten Schinken wohl haben mochte, dachte Frank, als er seinen Kollegen auf sich zukommen sah. Schrievers trug wie immer eine seiner unvermeidlichen und eigentlich zu knapp sitzenden Strickjacken, die er wegen des windigen und kühlen Wetters eng um seinen mächtigen Bauch gezogen hatte. Frank konnte sich nicht daran erinnern, dass Heinz-Jürgen Schrievers jemals etwas anderes über seinen Diensthemden getragen hatte als dicke Strickjacken mit Zopfmuster. Selbst im Sommer nicht. Frank musste gar nicht erst auf Schrievers Füße gucken. Er wusste auch so, dass Heinz-Jürgen Schrievers karierte Pantoffeln trug. Braunkarierte Filz-Pantoffeln im Dienst. Das traute sich nur Kollege Schrievers.
    »Na, Heinz-Jürgen, hast du mal wieder auf einem Dachboden gekramt? Ist das Bild für den Hephata-Shop oder für den Volksverein?« Frank deutete auf das Ölbild.
    Schrievers schnaufte und schmatzte leicht, als er mit einem Stück Müsli-Riegel wedelnd vor Frank stehen blieb. »Nee, den hat Gertrud bei ihrer Tante ausgegraben. Die alte Dame wollte das gute Stück schon auf den Müll werfen. Trudchen kam gerade noch rechtzeitig. Jetzt nehm ich das Bild mit ins Büro. Kommt dort an die Wand. Erinnert mich irgendwie an meine Kindheit. Ist doch schön, nicht?«
    »Man kann nicht wirklich viel erkennen. Wenn du meinst. Hast du überhaupt Platz dafür?«
    »Keine Sorge, Platz ist da.« Schrievers schob sich genüsslich den Rest Müsliriegel in den Mund und kramte nach seinem
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