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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht
Autoren: Phil Rickman
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flussabwärts gerudert. Wer würde jemals auf die Idee kommen, im Garten des Bischofspalastes nach Spuren zu suchen   …»
    «Ich glaube, Hunter war an diesem Abend gar nicht da», sagte Merrily. «Wenn ich mich recht erinnere, hatte er außerhalb der Stadt zu tun.»
    Huw schnaubte nur.
    Darauf breitete sich Stille aus. Merrily betrachtete Lol und dachte daran, dass sie nicht sehr überzeugt gewesen war, als er ihr das erste Mal von Katherine Moon erzählt hatte. Und doch hatte auch Lol die Dimension dieser Geschichte unterschätzt. Sie brauchten beide einen langen Spaziergang.
    «Es gibt nicht den Hauch eines Beweises für all das, Mr.   Owen», sagte Annie Howe.
    «Wir gehören nicht zur Polizei, junge Frau. Wir sind nur zwei armselige Geistliche und ein Gitarrist.»
    «Und was all das andere Zeug angeht: Energielinien, Krähenopfer, irgendeine angebliche
Präsenz
in der Kathedrale   …», Howe schob ihren Notizblock weg. «Davon will ich
nichts
mehr hören. Ich verstehe nicht, wie Sie überhaupt noch so tun können, als würden Sie   … Ihren Job machen. Für mich ist das eine reine Phantasiewelt.»
    Lol sagte: «Haben Sie schon mit James Lyden gesprochen?»
    «Ich habe
versucht
, mit James Lyden zu sprechen. Er schiebt alles auf das Mädchen   – Rowenna Napier. Übrigens haben wir ihr Auto an einer Tankstelle gefunden und inzwischen eine Suchmeldung herausgegeben. Ihre Familie hat die Hoffnung, was sie betrifft, anscheinend schon lange aufgegeben. Lyden glaubt immer noch, dass sie Melissa heißt und bei ihren nun so tragisch umgekommenenPflegeeltern gelebt hat, mit denen er so manche interessante Stunde in ihrem Bauernhaus auf dem Dinedor Hill verbracht hat.»
    «Sie scheint diverse unterschiedliche Identitäten benutzt zu haben», sagte Merrily.
    «Aber im Grunde doch nur ein und dieselbe», sagte Huw.
    Howe sah ihn an.
    «Die archetypische Femme fatale. Die Verführerin.»
    «Sie scheint über beträchtliche Geldmittel zu verfügen», sagte Howe.
    «Die sie für gewisse Aufträge erhalten hat», erklärte Huw.
    «Darüber werde ich sie als Erstes befragen, wenn wir sie finden. Und ich will dieses Mädchen und Michael Hunter unbedingt finden, bevor irgendwer weiter oben auf die Idee kommt, mir den Fall wegzunehmen   … Mrs.   Watkins, als Sie Hunter erklärt haben, dass er Ihrer Meinung nach mehr über den Tod von Paul Sayers weiß, was hat er da gesagt?»
    «Tut mir leid. Das war der Moment, in dem ich versucht habe, über die Mauer zu kommen. Später wurde Sayer nicht mehr erwähnt.»
    «Aber Sie sind nur auf diese Idee gekommen, weil Ihnen Ihre Sekretärin gesagt hatte, dass sie Sayer auf einem meiner Fotos wiedererkannt hätte, oder?»
    «Das war an dem Tag, an dem Sie in mein Büro im Torhaus gekommen sind. Sie hat in Sayer den Mann erkannt, der einmal im Büro um einen Termin mit dem Bischof gebeten hatte. Mick bekam einen ziemlich unbischöflichen Wutanfall, als er davon hörte, hat Sophie erzählt. Sie ist höchst diskret und loyal, aber sie ist auch eine gute Beobachterin.»
    «Das war aber nicht an dem Tag, an dem er starb, oder?»
    «Nein, ein paar Tage davor.»
    «Einen Moment.» Howe nahm den Telefonhörer in die Hand.«Douglas, könnte mir jemand Mrs.   Sophie Hill aus dem bischöflichen Sekretariat herbringen?   … Nein,
jetzt
… Danke sehr.»
    «Was Sie über Sophie wissen sollten», sagte Merrily, «ist, dass die Kathedrale praktisch ihren gesamten Lebensinhalt darstellt. Sie hat sich tagelang mit ihren Zweifeln gequält. Ein paarmal war sie kurz davor, mir zu erzählen, was sie denkt, und hat es sich im letzten Moment wieder anders überlegt.»
    «In Ordnung», sagte Howe. «Mist, ich glaube, ich muss den Wye nochmal von Tauchern absuchen lassen.»
    Huw glitt von ihrem Schreibtisch. «Wegen Hunter?»
    «Was glauben Sie denn?»
    «Das ist eher unwahrscheinlich, finde ich. Dieser Typ ist schließlich ein sehr gut trainierter Langstreckenläufer.»
    Einen Moment lang schloss Merrily die Augen und versuchte sich zu erinnern, in welche Richtung Hunter gerannt war, nachdem der Steintopf mit erheblichem Getöse dieses wundervolle gezackte Loch in das historische Fenster gerissen hatte. Der Bischof hatte sie angestarrt, und dann hatte sich Merrily umgedreht und war weggelaufen, während überall Lichter angingen und ein Kirchendiener mit einem Polizisten durch die Tür in den Innenhof eilte.
    «Und Hunter hat Freunde», sagte Huw. «Mehr, als er selbst weiß. Freunde an ziemlich
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