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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht
Autoren: Phil Rickman
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die große Panik, unser hübscher Junge. Also kehrt er in den Schoß der liebenden Familie zurück und verwandelt sich in Hochwürden Michael Henry Hunter, einen geläuterten Menschen.»
    «Das ist eine großartige Theorie, Huw. Gibt es dafür einen Präzedenzfall?»
    «Kann sein.»
    «Also gab es einen Fall, den Sie nie beweisen konnten.»
    Huw starrte auf seine Turnschuhe. «Ich habe einmal einen jungen Hilfsgeistlichen aus Halifax exorziert, der zugegeben hatte, eine schwarze Messe gefeiert zu haben. Seine Erklärung war, dass er es getan hatte, um sie loszuwerden. Auch er wurde erpresst. Ich habe im Leben keinen Zweiten getroffen, der so sehr bereut hat wie dieser Mann aus Halifax.»
    «Und Sie glauben, Mick   …»
    «So etwas machen sie manchmal. Nach der Priesterweihe nehmen sie Kontakt auf, nach dem Motto: ‹Tu nur noch dies oder das für uns, und du bist uns für immer los.› Ha! Möglicherweise ist Ihnen das nicht bekannt, Inspector, aber eine
umgedrehte
Abendmahlsfeier, die von einem geweihten Priester zelebriert wird, ist ein
sehr
mächtiger, dunkler Akt. Und ein komplett
umgedrehter Geistlicher
ist   … das Allerhöchste.»
    «Wie Tim Purefoy», sagte Lol.
    «Der ist wirklich besser tot, Gott verzeih mir.»
    «Warten Sie», sagte Howe, «glauben Sie, dass diese Leute – wer immer sie sind, möglicherweise die Purefoys – während Hunters gesamter Karriere mit ihm in Verbindung gestanden haben?»
    «Und ihm noch dazu den Weg geebnet haben. Ein Satanist als Bischof? Das ist doch mal was, oder?»
    «Nur dass er das eigentlich nicht war», sagte Merrily. «Er hatte überhaupt keine religiösen Überzeugungen. Möglicherweise konnte er überhaupt nur deshalb damit leben. Er hat mir selbst gesagt, dass er nicht an den Teufel glaubt. Womöglich hat er ja gedacht, er benutzt
sie

    «Das ist sehr gut möglich», Huw breitete die Arme aus. «Allerdings ändert es nicht das Geringste.»
    «Aber diese Karriere, Huw! Diese unglaublich erfolgreiche Karriere. Er hat niemals auch nur den kleinsten Fehler gemacht, immer das Richtige zu den richtigen Leuten gesagt, jeden mit seinem Engagement und seiner Aufrichtigkeit eingewickelt. Er hat mir übrigens auch gesagt, dass er glaubte, unter einem besonderen Schutz zu stehen.»
    «Die Hindernisse wurden ihm aus dem Weg geräumt. Man muss sich einmal genau ansehen, wie er zu seinem Posten gekommen ist – sein einziger Konkurrent hatte einen Herzanfall. O ja, er konnte sehr leicht daran glauben, unter besonderem Schutz zustehen. Aber nicht unter dem Schutz Gottes und auch nicht unter dem des Teufels – sondern unter dem Schutz seiner eigenen Energie, seiner Willenskraft und seines verdammten Schicksals. Aber was verbirgt sich dahinter in Wahrheit, Merrily? – Dass er eine dämonische Macht darstellt, ob er es nun selber glaubt oder nicht.»
    «Er hat sich ganz offensichtlich für unangreifbar gehalten.» Annie Howe schaltete den Fernseher aus und setzte sich an ihren Schreibtisch. «Daran gibt es gar keinen Zweifel. Er wollte schließlich Mrs.   Watkins auf dem Gelände der Kathedrale umbringen und dachte, wir würden einfach James Lyden dafür verhaften   …»
    «Und glauben Sie, dass es so gekommen wäre, junge Frau?»
    «Es ist ein furchtbarer Gedanken, aber   … Tja, ich glaube, es hätte so kommen können. Immerhin hatte Lyden am gleichen Abend schon Jane Watkins angegriffen und bewusstlos in der Krypta zurückgelassen, mit brennender Kleidung. Und was denken Sie über Sayer, Mr.   Owen?»
    «Ein Spinner.»
    «Also ein Amateur, ein Mitläufer?»
    «Nachdem er diesen Film hatte, könnte er mehr als das gewesen sein – oder auch nicht. Hatte er einen Computer? Hatte er einen Internetanschluss?»
    «Ja.»
    «Man kann sich jeden vorstellbaren Mist aus dem Netz herunterladen. Nehmen wir an, Sayer wusste, dass es sich auf dem Video um Mick Hunter handelte, dann könnte er in Versuchung gekommen sein, ihn zu erpressen. Hunter sieht den Film   … Vielleicht kannte er ihn ja auch schon von früher. Er weiß, dass er darauf kaum zu erkennen ist, und macht sich darüber weiter keine Sorgen, aber der Gedanke, dass dieser Sayer irgendwelche unvorteilhaften Gerüchte über ihn verbreiten könnte, gefällt ihm gar nicht.Tja, da kann es schon sein, dass er ihm eins über den Schädel gezogen und ihn dann in den Wye verfrachtet hat. Der Garten des Bischofspalastes grenzt schließlich an den Fluss. Womöglich hat er sogar ein Boot und hat Sayer ein bisschen
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