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Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Titel: Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
Autoren: Linda Mignani
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erkannte sie, dass es ein Hund war.
    „Gott, hast du mich erschreckt.“ Vorsichtig trat sie näher. Er sah nicht bösartig aus. Ihre Einschätzung bekräftigte sich, denn er stand heftig mit dem Schwanz wedelnd auf. Das Fell des Rüden klebte an seinem Körper. Ein schwarzer Schäferhund, der ganze Kühe zum Mittagessen verspeiste. Mitleiderregend sah er sie an, wie nur Vierbeiner es taten. Sie liebte Hunde, doch ihre Berufstätigkeit hatte es nicht zugelassen, einen zu besitzen.
    „Bist du weggelaufen?“
    Sie hockte sich zu ihm und legte die Hände um sein dunkles Haupt. Er stellte beide Ohren auf, eines knickte in der Hälfte um. Seiner niedlichen, hilflosen Ausstrahlung könnte nur Darth Vader widerstehen. Ein Zittern lief durch seinen Leib. Er winselte und platzierte seinen Kopf auf ihrer Schulter, atmete leicht in ihre Halsbeuge.
    Beklemmung durchdrang die Nacht und Kälte kroch in ihre Glieder. Sie wollte dem Gefühl entkommen.
    Seine Augen schimmerten eigenartig auf eine vertraute Weise. Irgendwo hatte sie das schon einmal gesehen. Ein absurder Gedanke.
    Das dämmerige Licht verhinderte, Genaueres zu erkennen.
    Ein Niesen begleitete das erneute leise Winseln. Ihr Entschluss stand fest. Nur ein Unmensch würde ihn in der eisigen Dunkelheit zurücklassen. Sie breitete eine Decke auf der Rücksitzbank aus. Sein tropfnasses Fell erinnerte an einen vollgesogenen Teppich. Der arme Kerl sprang auf den Rücksitz und füllte ihn vollständig aus.
    Sie strich ihm lachend über den Kopf. „Keine Angst. Du bleibst bei mir, wenigstens heute Nacht.“
    Sie sicherte ihn mit einem Gurt, verstaute den Koffer auf dem Beifahrersitz, und endlich saß sie im Trockenen. Kopfschüttelnd sah sie ein letztes Mal zum Golfplatz. Monster fand man nur, wenn man danach suchte.
    Nie war ihr eine Fahrt dermaßen lang vorgekommen. Ihr Blick streifte die vertraute Fassade ihres Cottages am Rande des Raith Estate. Sie liebte die Abgeschiedenheit und dankte im Stillen ihrer vor ein paar Monaten verstorbenen Tante Una, die ihr das gemütliche Haus vererbt hatte. Eine schrullige Frau, wie die Nachbarn aus der weiteren Umgebung erzählten. Im Mittelalter wäre sie als Hexe verbrannt worden, erklärte Mrs. Birch und sah sie dabei an, als plante sie, Morven eigenhändig auf den nächstbesten Scheiterhaufen zu stellen.
    Sie seufzte. So unähnlich war sie Una nicht. Sie zog Einsamkeit vor, hassteMenschenmengen und Partys. Unter Fremden fühlte sie sich unwohl. Das war eindeutig absonderlich und bot nicht die besten Voraussetzungen, um in die Selbstständigkeit zu treten. Stück für Stück arbeitete sie seit Wochen daran, ihre Verhaltensweisen zu ändern, ohne bislang große Fortschritte zu erzielen. Kürzlich hatte sie freiwillig eine Party besucht und sich halb zu Tode gelangweilt.
    Sie drückte die Haustür hinter sich zu. Wärme umfloss sie und sie seufzte auf, genoss das Gefühl der Sicherheit, das sich immer einstellte, sobald sie über die Türschwelle trat. Es war nicht nur Einbildung, sie spürte es körperlich, denn ihr Herzschlag verlangsamte sich.
    Mit Stolz betrachtete sie den frisch geschliffenen und gewachsten Parkettboden. Ohne jegliche Hilfe hatte sie die Renovierung bewältigt. Sein goldener Ton beruhigte ihre Nerven, genauso wie die Orangetöne, die einige der Wände zierten.
    „Warte.“ Sie begutachtete den Hund im Licht der Lampe. Augen von einem intensiven Kobaltblau sahen sie an. Sehr ungewöhnlich für einen Hund, sogar für einen Menschen. Sein Blick strahlte Intelligenz aus.
    Sie trocknete ihn mit einem Handtuch ab, und weil er noch zitterte, föhnte sie ihn. Sein unglaublich weiches Fell schimmerte blau-schwarz. Mitternachtsblau. Sie streichelte darüber und genoss das seidige Gefühl an den Fingerspitzen. Es gefiel ihm, denn er drehte sich von einer Seite zur anderen.
    Er begleitete sie in ihr Schlafzimmer und ließ sie nicht aus dem Blickfeld. Sie zögerte einen Moment, bevor sie die Kleidung ablegte, und rief sich zur Ordnung. Lächerlich, Scham vor einem Vierbeiner zu verspüren, auch wenn er vor ihr saß und genau beobachtete, was sie tat.
    Sie zog sich aus und ging in das Badezimmer. Der Hund folgte ihr auf den Fersen und sein Blick klebte an ihrem Po.
    So ein Lustmolch.
    Misstrauisch sah sie ihn an. Seine Größe beeindruckte, denn der Rücken reichte bis zu ihrer Hüfte. Seine tollpatschigen Bewegungen verrieten, dass er noch nicht ausgewachsen war. Etwas höher und sie könnte auf ihm reiten.
    Sie schloss die
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