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Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Titel: Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
Autoren: Linda Mignani
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mühelos auf den Bauch und knebelte ihn mit einem Tuch, schließlich wollte er nicht die ganze Nachbarschaft in Panik versetzen. Die Angelegenheit war privat.
    Langsam zog er das Messer aus dem Bein im Wissen, dass die gewellte Klinge beim Herausziehen größeren Schmerz verursachte als beim Eindringen. Der Zuhälter schrie aus Leibeskräften, doch es nutzte ihm wenig. Durch den Knebel verlor sich die Lautstärke, zudem drückte Kendrick seine Visage in die Erde. Die Opfer des Kerls hatten sich auch die Seele aus dem Leib geschrien.
    Mit gezügelter Kraft trat er ihm in die Rippen, denn sie sollten nur brechen und nicht die Lunge zerstören.
    „Dreh dich um, ich will dir in die Augen sehen.“
    Der Zuhälter presste sich wimmernd auf den Boden. Kendrick rollte mit den Augen. Früher hatte es mehr Spaß gemacht, Abschaum zur Strecke zu bringen. Die moderne Welt verwandelte menschliche Männer in Wattebäusche.
    Alles musste man selbst erledigen. Er packte ihn, drehte ihn grob auf den Rücken, umfasste den Nacken und strich ihm die strähnigen Haare aus der Stirn. Die Augäpfel sprangen fast aus den Höhlen - eine normale Reaktion. Sanftheit versetzte sie stets in größere Panik.
    „Du hast dich mit Mächten eingelassen, die dein Können übersteigen.“ Er lächelte.
    Das Arschloch zappelte wimmernd unter seinem Griff, erahnte die Pein, die ihn erwartete, doch in Wahrheit hatte er keine Ahnung. Sein Gehirn war unfähig, es sich auszumalen.
    „Das allein wäre ausreichend, um dich zu töten.“ Mit der Messerspitze zertrennte er das schwarze T-Shirt. Eine blasse, in Schweiß getränkte Brust kam zum Vorschein. „Aber du musstest dich noch an kleinen Frauen vergreifen und versuchen, sie an Dämonen zu verkaufen.“ Er beugte sich tiefer. „Du hast sie geschlagen, vergewaltigt. Und du hast meinen freien Abend ruiniert.“ Mit einer Hand packte er die Kehle, drückte zu und ließ ihm gerade genug Luft, um nicht zu sterben. Mit der anderen zog er die Klingenspitze über die Haut. Er nahm sich Zeit.
    Als es getan war, zog er einen Sack aus seiner Lederjacke. Glyphen glitzerten auf der Oberfläche, die das Material verstärkten. Er verstaute die Überreste, streute Bannpulver auf den Boden, beobachtete einen Moment, wie sich das Blut aus dem Waldboden löste und der leichte Wind es fortwehte.
    Jetzt musste er den Scheißkerl zu seinem Wagen schleppen. Besonders viel Vergnügen hatte es nicht bereitet, den Typ zu töten. Es ging zu einfach. Ihn dürstete nach einer Herausforderung.
    Sein Mobiltelefon vibrierte. Eine Nachricht von Nosferat, dem Obersten der Lugus. Er betrachtete sie seufzend. Der Abend war noch immer nicht vorbei. Seine Bedürfnisse mussten warten.
    Morven versuchte vergeblich, ein Kichern zu unterdrücken. Es entfaltete sich zu lautem Lachen. Sie saß auf dem Fahrersitz ihres Minis und nur mit Mühe gelang es ihr, sich zusammenzureißen. Sie drehte sich dem Beifahrersitz zu und dort stand er, der rote Koffer. Schnaubend wischte sie sich Tränen aus den Augenwinkeln.
    Die Zeit drängte, die Ladys warteten auf sie.
    Noch immer fasste sie es nicht, dass sie sich zu dieser Party hatte überredenlassen.
    „Gib dir einen Ruck“, hatte ihre Freundin heute Morgen gebettelt. „Ich weiß, dass du das Geld benötigst.“ Betty hatte sie mit einer Mimik bedacht, der ein hartgesottener Klingone nicht hätte widerstehen können. Sie putzte sich lautstark die Nase und lag ermattet auf der Couch.
    Sie saß in der Falle und der Rotschopf wusste es. Morven hatte vor ein paar Wochen ihre Arbeit in der Buchhandlung aufgegeben. Zurzeit wandelte Morven ihre Leidenschaft in eine Einnahmequelle. Schon als Jugendliche hatte sie Kleidung entworfen und jetzt endlich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Allerdings fürchtete sie sich vor dem eigenen Mut, bekämpfte die Emotion aber entschlossen.
    Ihr Laden und das Modelabel sollten
Kit Out
heißen. Sie hieß jeden zusätzlichen Penny willkommen, denn ihre Ersparnisse waren fast aufgebraucht.
    „Eine reine Frauenparty.“ Sie hatte Betty einen eindringlichen Blick zugeworfen. „Du versprichst es!“
    Ihre Freundin hatte mit den braunen Augen gerollt und sich kraftlos die Haare von der verschwitzten Stirn gestrichen. Vor ihrem inneren Auge sah sie erneut, wie ihre Pupillen für den Bruchteil einer Sekunde die Farbe zu verändern schienen. Sie wirkten violett. Und seit wann besaß Betty derart volle Lippen? Sie hatte das Gesicht intensiv angesehen und die vertrauten
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