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Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Titel: Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
Autoren: Linda Mignani
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einem Hund, aber immer noch besser, als Selbstgespräche zu führen, so wie im Supermarkt. Und ausgerechnet Mrs. Birch hatte sie dabei beobachtet.
    Das Atelier lag angrenzend an das Wohnzimmer. Sie arbeite hart daran, das
Kit Out
zu öffnen. Die normale Schottin stellte eine Marktlücke dar.
    Viele Frauen hassten es, ihre Körper in Hüftjeans zu quetschen und ein Oberteil anzuziehen, das mit Mühe ihre Bauchnabel bedeckte. Der Erfinder der Hüfthose gehörte aufgespürt und aus der Stadt gejagt, war er doch ein Frauenhasser mit einer Knabenfigur, der seine Mutter ausgestopft im Keller aufbewahrte. Und mit Sicherheit war er schwul.
    Morven entwarf Kleidung für die durchschnittlich gebaute Frau, die die weiblichen Formen unterstrich. Die Trägerin sollte sich sexy fühlen, wenn sie es wünschte und sich nicht schämen, dass ihre Figur nicht auf dem Stand einer Zwölfjährigen stehen geblieben war.
    Tumble folgte ihr und berührte sie wiederholt mit der Nase. Der Raum war nicht annähernd geräumig genug, aber mit allem ausgestattet, was sie brauchte. Ein Zuschneidetisch, Nähmaschinen und Kleiderstangen, gefüllt mit fertigen Entwürfen. Die Schneiderpuppe hieß Mrs. Tough und trug ein rotes, knielanges Kleid. Morven musste den Saum abstecken und den Ausschnitt mit einem Beleg versehen. Lange hatte sie nach einer Schneiderpuppe gesucht, die nicht wie Twiggy aussah. Fündig wurde sie in Buckhaven. In dem kleinen Laden hatte sie mehr Geld gelassen als geplant. Er führte die ungewöhnlichsten Accessoires in seinem Sortiment. Sie nahm einen der glänzenden perlmuttfarbenen Knöpfe in die Hand. Sie hatte noch immernicht herausgefunden, was es für ein Material war. Kunststoff sah anders aus. Es absorbierte ihre Körperwärme und veränderte die Farbe in ein schimmerndes Grün, das ihrer Augenfarbe glich. Seltsam.
    Kopfschüttelnd griff sie nach einer Kreation, die herausstach. Dieses Teil passte keiner Schottin, außer, sie wäre Hulk. In diese Lederjacke passte ein breitschultriger Mann. Das Material schien eine schützende Aura auszustrahlen und sie schmunzelte wegen ihrer abstrusen Gedanken. Sie wusste nicht, wieso sie so fühlte, doch jedes Mal, wenn sie das Kleidungsstück berührte, hatte sie das Gefühl, eine Membran legte sich über ihren Körper wie ein Schutzschild.
    Aus heiterem Himmel hatte sie die hüftlange Jacke entworfen und tagelang sämtliche Geschäfte nach dem richtigen Material durchkämmt. Letztlich landete sie in einer Gerberei in Glenrothes, in der Nähe von Loch Leven. Der Einkauf war eigenartig verlaufen. Sie hatte kaum den kleinen Laden betreten, da zog der Besitzer eine Lederhaut aus einem Stapel, ohne ein Wort mit ihr zu wechseln. Nur ungenau konnte sie sich ins Gedächtnis rufen, wie er ausgesehen hatte. Seine Hautfarbe war fast schwarz, die Augen leuchtend grün. Sie sah vor ihrem inneren Auge vage ein Tattoo auf seiner Wange, ein seltsames Schriftzeichen, doch wenn sie versuchte, sich daran zu erinnern, schmerzte ihr Kopf.
    Auf alle Fälle hatte sie genau das angebotene Material gesucht. Die Haut besaß eine unglaubliche Textur. Obwohl sie dick war, hatte Morven nie ein weicheres und flexibleres Leder berührt. Je nach Lichteinfall schimmerte es schwarz oder mitternachtsblau wie Tumbles Fell. Die Größe der Haut hatte sie beeindruckt. Von welchem Tier mochte sie stammen? Von einer Kuh jedenfalls nicht. Ihre Zweifel, dass die Nähmaschine das Leder nicht bewältigen könnte, erwiesen sich als grundlos. Schon das Zuschneiden erwies sich als mühelos, denn die Schere zerschnitt das Material wie Seide.
    Der Besitzer hatte sie mit ihrem Namen angesprochen, als sie bezahlte. Jetzt realisierte sie, dass er es getan hatte, bevor er auf ihre Kreditkarte sah.
    Fast besessen hatte sie an dem Teil genäht und war erst zufrieden, als sie das dunkelrote Futter einnähte. Auch das Futter hatte sie in der Gerberei gekauft. Es passte perfekt. Ihr gefielen die seltsamen Schriftzeichen, die in die Oberfläche gewebt waren. Sie berührte sie und ein leichtes Kribbeln umfloss warm ihre Fingerspitzen. Eigenartig.
    Bis vorhin hatte sie niemanden gekannt, der in die Kreation hineinpasste.
    Trüffel würde sie mühelos ausfüllen.
    Sie musste aufhören, an ihn zu denken. Er würde sie keines zweiten Blickes würdigen und war mehr der Typ für langbeinige Superweibchen. Dann lachte sie. Er hatte durchaus Interesse gezeigt.
    Bei dem Gedanken an die Begegnung mit dem Unbekannten stieg ihre Körpertemperatur. Sie
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