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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde
Autoren: Linda Howard
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liebsten. Scheiß doch auf den Haushaltswarenladen – er wollte Polizist werden.

1
27. Juni 2005
    »Hey, Knox, wer hat das Loch neben dem Flaggenmasten gebuddelt?«
    Knox, Chief Investigator des Countys, sah von dem Bericht auf, den er gerade schrieb. Als Chefermittler der Bezirkspolizei stand ihm ein eigenes Büro zu, auch wenn es nur winzig und gerammelt voll war. Deputy Jason MacFarland lehnte im offenen Türrahmen, und sein sommersprossiges Gesicht wirkte nur mäßig neugierig.
    »Was für ein Loch neben dem Flaggenmasten?«
    »Ich sag’s dir, da ist ein Loch neben dem Flaggenmasten. Ich könnte beschwören, dass da noch keines war, als gestern Nachmittag meine Schicht aus war, aber jetzt ist da eines.«
    »Hm.« Knox rieb sich das Kinn. Ihm war kein Loch aufgefallen, aber er hatte direkt hinter dem Gerichtsgebäude geparkt, als er heute Morgen um vier Uhr dreißig hergekommen war, um durch einen arschtiefen Sumpf an Papierkram zu waten. Er war die ganze Nacht auf gewesen, und er war so müde, dass ihm das angebliche Loch vielleicht nicht mal aufgefallen wäre, wenn er drin gelegen hätte.
    Nachdem er mittlerweile seit geschlagenen drei Stunden an seinem Schreibtisch saß, war es seiner Meinung nach sowieso an der Zeit, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Er griff nach seiner Kaffeetasse, füllte sie wieder auf, als er am Kaffeeautomaten vorbeikam, und dann verließen er und Deputy MacFarland das Haus durch die Seitentür, von wo aus sie an der Backsteinwand entlang zur Front des Gerichtsgebäudes gingen, ohne dass die Gummisohlen ihrer Schuhe ein Geräusch auf dem Pflaster gemacht hätten. Der neue Tag protzte mit einem strahlend blauen Himmel, und das üppig grüne Gras war taufeucht. In den liebevoll gepflegten Rabatten blühte eine Phalanx von farbenfrohen Frühlingsblumen, aber Knox hätte Schwierigkeiten gehabt, auch nur eine davon zu bestimmen. Er kannte Rosen und Margeriten. Alles andere war unter dem Allgemeinbegriff »Blumen« zusammengefasst.
    Das Gerichtsgebäude öffnete um acht Uhr, und der Parkplatz hinter dem Haus füllte sich bereits mit den Autos der Angestellten. Das Sheriff’s Department war im rechten Flügel des fünfstöckigen Gebäudes untergebracht, während das County-Gefängnis die obersten zwei Stockwerke einnahm. Früher hatten die Gefangenen den weiblichen Angestellten und Besuchern im Gerichtsgebäude nachgepfiffen oder zugejohlt, bis die Verwaltung Sichtblenden vor die Fenster montieren ließ, die frische Luft hereinließen, aber den Gefangenen effektiv die Sicht auf den Parkplatz verwehrten.
    Der Flaggenmast stand an der linken vorderen Ecke des Platzes vor dem Gerichtsgebäude; links und rechts von der Ecke waren Parkbänke mit Blick auf die Straße aufgestellt, und auch hier gab es gepflegte Blumenbeete. Heute war es windstill; die Flaggen hingen schlaff am Mast. Und am Fuß des Flaggenmastes klaffte ein recht ordentliches Loch, etwa einen Meter auf einen Meter groß und sechzig Zentimeter tief.
    Knox und der Deputy blieben auf dem Bürgersteig stehen; von hier aus konnten sie alles gut erkennen. Eine Granitplatte war umgeworfen worden und lag mit der Oberseite nach unten im Gras. Die Erde war weiter verstreut, als es beim Graben eines Loches unausweichlich gewesen wäre. »Das war die Zeitkapsel.« Knox seufzte. Die Sache sah schwer nach einem Teenager-Streich aus, aber sie raubte ihm die Zeit genauso wie jedes andere Verbrechen.
    »Was für eine Zeitkapsel?«, fragte MacFarland.
    »Hier war eine Zeitkapsel vergraben … Scheiße, schon seit zwanzig Jahren. 1985. Ich habe zugeschaut, wie sie an Neujahr in die Erde eingelassen wurde.«
    »Was war drin?«
    »Das weiß ich nicht mehr, aber es war nichts wirklich Wertvolles dabei, soweit kann ich mich erinnern. Sachen wie eine Ausgabe der Zeitung, ein Jahrbuch der Highschool, Musik und so weiter.« Aber dann fiel ihm wieder ein, dass in dem Zeitungsbericht damals nicht alle Gegenstände aufgelistet worden waren, die in die Kapsel gesteckt wurden, und das ärgerte ihn immer noch.
    »Höchstwahrscheinlich ein paar dumme Jungs«, sagte MacFarland, »die es für witzig hielten, eine Zeitkapsel zu klauen.«
    »Hm.« Routinemäßig suchte Knox den Boden um den Tatort herum ab. Es gab keine Fußabdrücke im Tau, was bedeutete, dass die Vandalen schon vor Stunden zugeschlagen hatten. Er stieg auf eine Parkbank, um einen besseren Überblick zu bekommen, und sagte: »Puh.«
    »Was ist?«
    »Nichts. Keine Fußabdrücke.« So wie die
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