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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde
Autoren: Linda Howard
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hin. »Jemand hat gestern Nacht die Zeitkapsel ausgegraben und dabei irgendwie die Kamera am Gerichtsgebäude ausgetrickst. Ich vermute, dass deine Kamera alles aufgezeichnet hat.«
    Kelvin sah zu seiner Kamera auf und schätzte, genau wie zuvor Knox, ihren Aufnahmewinkel ab. »Vermutlich. Ich hab mich schon gefragt, was das viele gelbe Band soll. Das ist die Zeitkapsel, die sie damals da drüben versenkt haben, als wir zugeschaut haben, richtig?«
    »Ganz genau. Es sei denn, jemand hätte sie ausgegraben und eine andere versenkt, von der ich nichts weiß.«
    »1985. Southern Cal gewann damals die Rose Bowl, und ich durfte mir ein ganzes Jahr lang das Gequatsche von diesem Arschloch Aaron anhören.«
    Kelvin bezeichnete seinen Schwager Aaron grundsätzlich als »Arschloch Aaron«, weil er den Stabreim mochte; seinen Schwager selbst mochte er weniger. Er griff unter die Theke, ließ ein Band auswerfen und reichte es Knox. »Da hast du es.«
    »Ich weiß nicht, wann du es zurückbekommst.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken, ich habe Ersatzbänder.«
    Mit dem Band in der Hand kehrte Knox in sein Büro zurück. Er hatte einen kleinen Fernseher mit Recorder, den er einschaltete, um das Band einzulegen. Die Fernbedienung in der Hand, spulte er die Kassette zurück, bis er ungefähr die richtige Uhrzeit erreicht hatte, und von da an abschnittsweise wieder vor, bis auf der eingeblendeten Uhr 1:59 zu lesen war. Die Aufnahme war nicht besonders gut und die Glasscheibe verzerrte den Blick, aber er konnte den viereckigen Gedenkstein genau an der vorgesehenen Stelle erkennen. Er drückte auf PLAY und schaute zu. Weil er nicht sagen konnte, wie exakt die eingeblendete Uhr gestellt war, wusste er auch nicht, wie lange er zuschauen musste.
    Um 2:03:17 gab es einen weißen Blitz. Knox saß senkrecht in seinem Stuhl. Erst um 2:03:56 war wieder etwas zu erkennen – nämlich dass der helle, viereckige Granitstein auf der Seite lag und der Boden aufgewühlt war.
    »Leck mich am Arsch«, sagte er leise. »Was wird hier gespielt?«

2
    Eine genauere Untersuchung des Tatortes förderte rein gar nichts zutage. Der Granitstein war auf der Seite mit den eingravierten Daten poliert, aber trotz einer minutiösen Untersuchung konnten keine Fingerabdrücke sichergestellt werden. Fußabdrücke gab es definitiv keine. Die Geschichte war ein einziges Rätsel.
    Inzwischen war Knox nicht mehr der Einzige, der neugierig geworden war. Tarana kochte vor Wut, weil sie immer noch überzeugt war, dass jemand an ihren Kameras herumgespielt hatte, obwohl Knox ihr klarzumachen versucht hatte, dass die Überwachungskamera aus dem Laden seines Vaters denselben Blitz und danach nichts weiter aufgenommen hatte. Er nahm sich vor, noch einmal mit Tarana zu sprechen, wenn ihre Wut halbwegs verraucht war.
    Peke County war ein kleiner Bezirk und nicht gerade eine Brutstätte des Verbrechens. In Pekesville lebte eine überschaubare Anzahl von Einwohnern, dreiundzwanzigtausend Menschen, gerade so viele, dass es einige Annehmlichkeiten gab, auf die man in kleineren Orten verzichten musste, aber auch nicht so viele, dass es Straßengangs oder Satanistenzirkel oder andere exotische Gruppierungen gegeben hätte. Das Sheriff’s Department schlug sich hauptsächlich mit Wald- und Wiesenstraftaten herum: häuslichen Gewalttaten, Diebstählen, Fahrten unter Alkoholeinfluss, Drogendelikten. In letzter Zeit waren geheime Drogenküchen in Mode gekommen, und da diese Labore vorzugsweise an entlegenen Flecken eingerichtet wurden, waren die meisten davon eher auf dem Land als innerhalb der Stadtgrenzen zu finden, weshalb die Deputys schnell zu Experten geworden waren, wie man die im wahrsten Sinn des Wortes explosive Situation klären konnte.
    Aber ein Loch im Boden? Was sollten sie damit anfangen?
    Als der Sheriff Calvin Cutler in sein Büro geschlendert kam und von dem rätselhaften Verschwinden der Zeitkapsel hörte, zog er los, um das Loch mit eigenen Augen zu sehen. Gefolgt von mehreren Deputys und zwei Kriminalpolizisten, marschierte er vor das Gerichtsgebäude. »Das schlägt doch alles«, sagte er, den Blick unverwandt auf die lose Erde innerhalb des abgesperrten Tatortes gerichtet. »Wozu sollte jemand eine Zeitkapsel stehlen wollen, herrjemine?«
    Calvin Cutler fluchte nicht, was für einen öffentlichen Ordnungshüter so ungewöhnlich war, dass ihn seine Männer manchmal, hinter seinem Rücken zwar, aber nicht ohne Wohlwollen, als »Hochwürden« bezeichneten. Knapp
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