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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde
Autoren: Linda Howard
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ab. Eigentlich saß sie so gut wie nie; sie schien ständig in Bewegung zu sein, so als würde in ihrem schlanken, muskulösen Körper zu viel Energie verbrannt, als dass sie stillsitzen konnte.
    »Hey, T.«, sagte Knox und trat mit vorgestrecktem Kaffeebecher ein.
    Sie beäugte misstrauisch den Kaffeebecher und drehte sich dann wieder zu den Monitoren um. »Was ist das?«
    »Kaffee.«
    »Wieso bringst du mir Kaffee?«
    »Damit du mir gewogen bleibst. Ich fürchte mich vor dir.«
    Sofort nagelte ihn ihr dunkler, schmaläugiger Blick fest. »Lügner.«
    »Na schön, ich bin einfach scharf auf dich, und damit will ich dich rumkriegen.«
    Der Hauch eines Lächelns zuckte um ihre Mundwinkel. Sie nahm ihm den Kaffee ab und nippte kurz daran, während sie schon wieder die Monitore kontrollierte. »Vielleicht hättest du tatsächlich Chancen, wenn ich und meine Schwestern nicht diesen Eid abgelegt hätten, dass wir uns nie mit weißen Jungs einlassen.«
    Er schnaubte und streckte ihr dann den Donut hin. »Der da ist auch für dich.«
    »Jetzt machst du mir echt Angst, dass du das mit dem Rumkriegen ernst gemeint haben könntest, aber lass dir eins gesagt sein: Um das zu schaffen, braucht es mehr als einen Donut.«
    »Er ist mit Creme.«
    »O Mann, das ändert natürlich alles.« Sie schnappte ihm den Donut aus der Hand und biss so fest hinein, dass die weiße Creme links und rechts aus dem Teig quoll. Sie leckte die Füllung ab, ehe sie auf den Boden tropfen konnte, aber sie ließ die Monitore dabei keine Sekunde aus den Augen.
    »Na dann, was kann ich für dich tun?«
    »Siehst du den Flaggenmast?« Er zeigte auf den betreffenden Monitor.
    »Ja, was ist damit?«
    »Davor ist ein Loch, in dem bis gestern die Zeitkapsel lag.«
    »Bis gestern?«
    »Jemand hat sie gestern Nacht ausgegraben.«
    »Verfluchte Scheiße. Jemand hat unsere Zeitkapsel geklaut? Ich wusste zwar nicht, dass wir eine haben, aber scheiß drauf.«
    »Ich würde mir gern das Band von gestern Abend ansehen.«
    »Kommt sofort. Das ist echt mies, einer Stadt die Zeitkapsel zu klauen.«
    Wenig später saß Knox vor einem weiteren Monitor, spulte das Überwachungsband zurück und beobachtete dabei, wie alles rückwärts lief. Er sah sich selbst und MacFarland, dann wurde die Zeit wieder aufgewickelt, und die Morgendämmerung wurde zur Nacht. Es hatte kaum Verkehr geherrscht, genau wie er es erwartet hatte. Was er keinesfalls erwartet hatte, war, dass absolut niemand an den Flaggenmast herangeschlichen kam und ein paar Minuten lang in der Erde wühlte. Als Knox bis zum Sonnenuntergang zurückgespult hatte, hielt er stirnrunzelnd das Band an.
    »Hast du den skrupellosen Arschsack erwischt?«, fragte Tarana in ihrem Südstaatensingsang, ohne ihn dabei anzusehen, weil sie immer noch vor ihren Monitoren patrouillierte.
    »Nein.« Er beugte sich dicht über das Standbild, auf dem deutlich zu erkennen war, dass um 20:30 Uhr die Granitplatte an Ort und Stelle lag und der Boden noch unberührt war. Das dunkelgrüne Gras stand säuberlich gestutzt rund um den Gedenkstein.
    »Was soll das heißen, nein.«
    »Das heißt, dass ich niemanden gesehen habe.«
    »Erzähl mir nicht, dass irgendjemand schon vor einer Woche dieses Zeitkapseldings ausgegraben hat, und ihr habt es erst jetzt gemerkt.«
    »Wenn dein Band nicht lügt, war die Zeitkapsel gestern Abend bei Sonnenuntergang noch da.«
    Sie fuhr herum und starrte auf das Bild. »Wenn sie gestern noch da war, muss der Kerl, der sie geklaut hat, auf diesem Band sein.«
    »Ich habe niemanden gesehen«, wiederholte er geduldig und spulte das Band wieder vor, um es ihr vor Augen zu führen. Als er das Band stoppte, konnten sie unten am Flaggenmast das Loch sehen, neben dem der umgekippte Granitstein lag. Eine grimmige Falte grub sich zwischen Taranas Brauen.
    »Lass es noch mal laufen«, schnauzte sie und baute sich hinter ihm auf.
    Er tat es und ließ das Band noch einmal zurücklaufen, wobei er es diesmal in periodischen Abständen stoppte, um festzustellen, wann der zerstörerische Akt erstmals zu sehen war. Um zwei Uhr dreißig war das Loch zu erkennen. Als er das Band um ein Uhr fünfundfünfzig wieder anhielt, lag der Rasen unberührt da.
    »Jetzt lass es normal ablaufen«, sagte sie und zog sich einen Stuhl heran. Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Monitore und konzentrierte sich dann auf das Band.
    Knox drückte auf PLAY, und die Zeitanzeige begann die Sekunden abzuzählen. Sieben Minuten später sagte er: »Scheiße,
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