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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde
Autoren: Linda Howard
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zwei Meter groß, wog er an die hundertfünfzig Kilo und hatte Hände, in denen ein Basketball verschwinden konnte. Er hatte als Deputy angefangen, sich durch die Ränge bis zum Chief Deputy hochgearbeitet und dann, als der Sheriff in Ruhestand gegangen war, für dessen Amt kandidiert, das er inzwischen in seiner vierten Amtszeit innehatte. Sheriff Cutler hatte seinen Job von der Pike auf gelernt, und Knox konnte sich keinen besseren Chef vorstellen.
    »Das müssen ein paar dumme Jungs gewesen sein«, fuhr er fort. »Sonst würde doch niemand so einen Quatsch anstellen.«
    »Aber wie haben sie ihn angestellt?«, fragte Knox.
    Der Sheriff drehte sich um und sah nachdenklich zu der Kamera unter dem Dachgesims des Gerichtsgebäudes auf. »Bloß ein Blitz auf dem Film, wie?«
    »Genau wie auf dem Überwachungsband aus dem Haushaltswarenladen.«
    Sheriff Cutler stopfte die Hände in die Hosentaschen und grinste Knox an. »Das macht Sie ganz irre, schätze ich.«
    »Es macht mich jedenfalls neugierig.«
    »Schätze, das heißt, dass Sie das Geld des Departments rausschmeißen werden, um diesem mysteriösen Loch auf den Grund zu gehen, wenn Sie den Scherz gestatten.«
    Knox zuckte mit den Schultern. Auf seiner Liste an vordringlichen Aufgaben kam das an letzter Stelle. Es gab kein Opfer, und es war nichts von Wert gestohlen worden. Natürlich handelte es sich dabei um Sachbeschädigung, aber die entscheidende Frage war, ob wirklich jemand geschädigt worden war. Außerdem entschied letztendlich sowieso der Sheriff und nicht er, in welchen Fällen ermittelt wurde. »Nur in meiner freien Zeit, wenn Sie gestatten. Die Sache ist befremdlich, aber nicht von Belang.«
    »Falls Sie freie Zeit haben« , schloss der Sheriff leutselig, und alle zogen wieder ab ins Gerichtsgebäude.
    »Schon«, stimmte Knox ihm zu. Auch wenn das County klein war, gab es im Department immer genug zu tun, da es chronisch unterbesetzt war. Knox war zwar Chief Investigator, aber da das Büro insgesamt nur über drei Ermittler verfügte, hielt sich die Ehre in Grenzen. Dass sie nur zu dritt waren, bedeutete, dass sie zwar schon von Achtstundenschichten gehört hatten, aber nicht sicher waren, ob es so etwas wirklich gab; mehr oder weniger waren sie rund um die Uhr im Einsatz. Knox arbeitete gewöhnlich zwischen siebzig und achtzig Stunden pro Woche, aber das war auch darauf zurückzuführen, dass die beiden anderen Ermittler Familie hatten und er ihnen möglichst viel Zeit zu Hause gönnen wollte. So wie er es sah, bedeutete das nicht, dass er ein besonders guter Chef war; es bedeutete, dass er einsam war und möglichst viel arbeitete, damit er nur zum Schlafen nach Hause musste.
    Sie hatten genug Zeit damit verschwendet, über den Diebstahl einer Zeitkapsel nachzugrübeln, und auf seinem Schreibtisch wartete ein Berg Papier darauf, abgetragen zu werden, ganz zu schweigen von jenen Fällen, in denen er tatsächlich ermitteln musste. Nachdem er sich mit einer weiteren Tasse Kaffee gestärkt hatte, machte er sich wieder an die Arbeit.
    Knox liebte seine Arbeit. Nicht nur wegen des Kameradschaftsgeistes, sondern weil der Job wie für ihn geschaffen war. In welchem anderen Beruf würde er dafür bezahlt, Fragen zu stellen, neugierig zu sein, Rätsel zu lösen? Okay, vielleicht gab es noch mehr Jobs, in denen er ähnlich gearbeitet hätte, aber als Ermittler durfte er noch dazu eine Waffe tragen. Damit konnte ein Reporter nicht aufwarten.
    Nachdem er eine Stunde an seinem Schreibtisch abgeleistet und dabei etwa ein Viertel der anstehenden Akten bearbeitet hatte, stand er wieder auf und streifte sich ein leichtes Sakko über. Er trug einen Schulterholster über einem weißen Polohemd, das korrekt in den Jeans steckte, und darunter leicht angestoßene Turnschuhe. In Anbetracht der Hitze des Frühsommertages hätte er liebend gern auf das Sakko verzichtet, aber damit hätte er gegen den Dresscode des Sheriff’s Department verstoßen. Calvin war es egal, ob seine Ermittler in Pyjamahosen Dienst schoben, solange sie ein Sakko anhatten. Trotzdem schätzte sich Knox glücklich, denn immerhin bestand der Sheriff nicht auf einer Krawatte.
    »Wohin willst du?«, fragte Helen, die Assistentin von Sheriff Cutler, die sich eben in Knox’ Büro beugte, um einen zehn Zentimeter hohen Aktenstapel auf seinem Schreibtisch abzuladen.
    »Zu Jesse Bingham. Jemand ist gestern Abend in seine Scheune eingebrochen, hat alle Traktorreifen aufgeschlitzt und ein paar Hühner
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