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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde
Autoren: Linda Howard
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weshalb sie ihn einfach fallen ließen. Die Platte landete ein wenig schief. Der Coach kniete sich auf den eisigen Boden und schob die Platte mit beiden Händen in die richtige Position.
    Der Zeitungsreporter machte Fotos, um dieses Ereignis für die Nachwelt zu bewahren.
    Frierend schaukelte Knox auf den Fußballen vor und zurück. »Ich werde mal fragen«, sagte er unvermittelt und ließ Kelvin stehen, um dem Reporter nachzusetzen, ehe der in der sich verlaufenden Menge verschwunden war.
    Seufzend folgte Kelvin ihm nach. Manchmal kam ihm sein Junge wie eine Bulldogge vor, die einfach nicht wieder loslassen konnte, nachdem sie sich erst einmal in etwas verbissen hatte.
    Kelvin hörte den Reporter Max Browning: »Wie meinst du das?« fragen, wobei er Knox zerstreut und abgelenkt ansah.
    »Die Zeitkapsel«, erklärte Knox. »In der Zeitung stand, dass zwölf Gegenstände drin sein sollen, aber sie haben dreizehn hineingetan. Ich habe mitgezählt. Ich würde gern wissen, was sie als Dreizehntes reingetan haben.«
    »Es waren nur zwölf. Genau wie es in der Zeitung stand.«
    »Ich habe mitgezählt«, wiederholte Knox. Er wurde nicht ärgerlich, aber er gab auch nicht klein bei.
    Max sah Kelvin an. »Hey«, begrüßte er ihn und wandte sich dann schulterzuckend an Knox. »Tut mir leid, da kann ich dir nicht helfen. Mir ist nichts aufgefallen.«
    Knox wandte den Kopf und richtete seinen Blick wie eine Lenkrakete auf den Rücken des davonspazierenden Bürgermeisters. Wenn Max ihm nicht weiterhelfen konnte, würde er sich an die Quelle wenden.
    Doch als der Junge die Verfolgung aufnehmen wollte, hielt ihn Kelvin am Jackenzipfel zurück. »Lass den Bürgermeister in Frieden«, meinte er milde. »So wichtig ist es nicht.«
    »Ich möchte es trotzdem wissen.«
    »Dann frag den Coach, wenn nächsten Montag die Schule wieder beginnt.«
    »Bis dahin sind es noch sechs Tage!« Knox wirkte aufrichtig schockiert, dass er so lange abwarten sollte, um etwas herauszufinden, das er noch heute klären konnte.
    »Die Zeitkapsel wird schon nicht verschwinden.« Kelvin sah auf die Uhr. »Das Spiel fängt gleich an; lass uns reingehen.« Ohio State spielte gegen Southern Cal, und Kelvin war für die Buckeyes aus Ohio, weil der Mann seiner jüngsten Schwester vor ungefähr zehn Jahren für Southern Cal gespielt hatte und Kelvin den blöden Arsch nicht ausstehen konnte, weshalb er grundsätzlich für die Gegner der Trojans Partei ergriff.
    Knox’ Blick verdüsterte sich, weil er feststellen musste, dass der Bürgermeister schon außer Sichtweite war und der Coach eben abfuhr. Mrs Proctor, die Schulinspektorin, unterhielt sich gerade mit einem großen Mann, den Knox nicht kannte, außerdem wollte er sowieso nicht mit Mrs Proctor reden, die griesgrämig und scheinheilig aussah, zu viel Make-up in ihre strengen Stirnfalten massiert hatte und, vermutete Knox, genauso säuerlich roch, wie sie aussah.
    Mürrisch folgte er seinem Vater zurück zum Haushaltswarenladen.
    Er sollte nicht mehr dazu kommen, den Coach des Footballteams zu fragen, was zusätzlich in die Zeitkapsel gelegt worden war, weil Howard Easley, der Coach, am nächsten Morgen in seinem Garten an einem Baum hängend aufgefunden wurde. Es gab zwar keinen Abschiedsbrief, trotzdem vermutete die Polizei einen Selbstmord, weil der Coach ein Jahr zuvor geschieden worden war und seine Exfrau seither erfolglos zu überzeugen versucht hatte, dass sie ihm eine zweite Chance geben sollte. Er hatte immerhin so lange im Baum gehangen, dass der Leichnam völlig ausgekühlt war und sich Schnee auf seinem Kopf und seinen Schultern abgelagert hatte.
    Nach dem Suizid des Coaches war für Knox die Zeitkapsel vergessen. Als er von dem Schnee auf dem Kopf des Toten hörte, ging er in die Bücherei, um sich über das Einsetzen der Totenstarre kundig zu machen und herauszufinden, wie lange es dauerte, bis ein Leichnam so weit auskühlte. Es waren viele Variablen zu berücksichtigen, so zum Beispiel die Frage, ob in der Nacht ein Wind geweht hatte, wodurch der Leichnam schneller ausgekühlt wäre, aber wenn Knox alles richtig berechnete, hatte der Coach mindestens seit Mitternacht am Baum hängen müssen.
    Fasziniert wühlte Knox weiter und kam dabei vom Hundertsten ins Tausendste, je mehr er sich in die verschiedenen Ermittlungstechniken vertiefte. Richtig cooler Shit, dachte er. Das gefiel ihm. Rätsel zu lösen, indem man winzige Fitzelchen an Beweismaterial sammelte – genau das tat er sowieso am
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