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Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
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Models vorstellte: Zahnpastalächeln, geile Bodys, gegelte Haare. Mein Handicap spielte in dem Moment überhaupt keine Rolle für mich. Ich dachte eher: Digger, deine Nase ist derbe groß, dein Oberkörper viel zu breit, und im Vergleich zu diesen Hammertypen hast du eh null Komma null Model-Swag. Wieso sollen die ausgerechnet dich nehmen, wenn sie diese Jungs kriegen können?
    An der mir gegenüberliegenden Wand hing ein großer Flatscreen. Es lief MTV , allerdings ohne Ton. Wäre der Fernseher nicht gewesen, hätte ich ebenso gut im Wartezimmer eines Zahnarztes sitzen können. Jedenfalls fühlte ich mich so. Die Wand zu meiner rechten Seite war aus Milchglas und ließ sich zur Seite aufschieben. Dahinter befand sich die eigentliche Agentur. Ständig bewegten sich Menschen in Form von Schatten hin und her, aber wirklich erkennen konnte man nichts. Immer wenn sich einer der Schatten der Tür näherte, drehten sich die anderen Jungs hoffnungsvoll um, um sich dann wieder enttäuscht ihren Magazinen zu widmen. Diese Trennwand schien wie eine unüberwindbare Barriere zu sein. Ich weiß auch nicht wieso, schließlich war ich ja von denen eingeladen worden – aber trotzdem kam mir alles so unwirklich vor. Wurden hinter dieser Milchglastür wirklich Träume erfüllt? Lag dort der Eingang zu einem neuen Leben?
    Die ersten Fotos
    Wenig später öffnete sich die magische Wand zum ersten Mal, ein Mann trat zu uns in den Raum und nahm den ersten Jungen mit ins Gelobte Land. Das wiederholte er im Fünfzehn-Minuten-Takt, bis nur noch einer übrig blieb – ich!
    » Hallo, ich bin Christian und zuständig für die New Faces, aber das hast du ja jetzt schon alles mitbekommen«, sagte er, während wir durch die Agentur gingen. Vor einer weißen Wand blieben wir stehen. » Wir machen jetzt erst mal ein paar Fotos von dir, um zu sehen, wie du rüberkommst, okay?«
    » Kein Problem«, versuchte ich meine Nervosität lässig zu überspielen. » Das krieg ich hin.«
    » Sehr gut. Mach schon mal deinen Oberkörper frei. Es kommt gleich jemand mit der Kamera.«
    Ich zog mich aus, der Fotograf kam um die Ecke und knipste auch schon los. » Soll ich irgendwas machen?«
    » Nein, nein«, winkte er ab. » Sei einfach ganz natürlich.«
    Sofort fiel mir sein kritischer Blick auf, als er meinen massigen Oberkörper sah. Ich habe damals noch Basketball im Verein gespielt, auf einer Position, wo man physisch sehr stark sein muss. Und da ich mit meinen 1,86 Metern für einen Center-Spieler etwas zu klein war, musste ich mein Defizit durch Muskelkraft ausgleichen. Also hing ich in jeder freien Minute mit meinen Jungs im McFit und pumpte Gewichte.
    » Light as a feather« riefen wir uns immer zu, genau wie Muhammad Ali. Alter Schwede, wir haben es wirklich übertrieben. Ich schüttete mir Eiweißshakes rein, nahm Kreatinpillen ohne Ende und baute so viel Muskelmasse auf, dass ich eines Tages 90 Kilo wog – das absolute Maximalgewicht für meine Größe.
    Und da stand ich nun.
    » Dein Face ist schön«, meinte der Fotograf schließlich. » Das gefällt mir. Falls wir dich aufnehmen sollten, musst du auf jeden Fall viel drahtiger und athletischer werden. Du hast eine gute Veranlagung, aber du versteckst sie unter all den Muskeln. Wir suchen weniger Masse, dafür mehr Definition.«
    » Mario, du hast was«, nickte Christian bestätigend. » Ich könnte mir durchaus vorstellen, dich zu nehmen, aber nimm dir deine Zeit. Wenn du es willst, wenn du wirklich Lust haben solltest, als Model zu arbeiten, dann trainiere dich langsam runter, dass du nicht mehr ganz so extrem nach Muskelproll aussiehst. Verzeih mir, wenn ich das so direkt sage.«
    » Das geht schon klar«, lachte ich.
    Er hatte ja Recht. Ich sah wirklich aus wie die kleine Version von Dolph Lundgren aus Rocky IV – schön Kante und Schnitt. Aber dieser Style war damals eben angesagt. Wir hörten Bushido und 50 Cent, standen auf Gangsta-Rap und machten auf dicke Hose.
    » Und vielleicht reduzierst du deine Besuche im Sonnenstudio ein klein wenig. Darauf stehen vielleicht die Mädels, die am Wochenende aus der Vorstadt auf die Schanze kommen, aber wir hier nicht so sehr. Also, Mario, geh trainieren und melde dich wieder, wenn du dich bereit fühlst, in Ordnung? Ich freu mich auf dich.«
    Christian gab mir die Hand und war schon dabei, sich zu verabschieden, als ich zu grübeln begann. Ich musste ihm das unbedingt noch erzählen!
    » Äh, Christian?«, stammelte ich verlegen. Ich wusste nicht so
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