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Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
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brauchte das Geld, das weiterhin schön an mir vorbeifloss.
    » Mario, hör mal zu. Du hast extremes Glück. Moritz ist ein ganz toller Fotograf. Du wirst nach dem Shoot wirklich extrem schöne Bilder von dir bekommen. Das weiß ich jetzt schon.«
    » Hmm«, grummelte ich, nicht sonderlich beeindruckt.
    » Die meisten Models in deiner Situation bezahlen viel Geld dafür, um solche Fotos in ihre Mappe stecken zu dürfen. Und du hast jetzt die Möglichkeit, sie kostenlos zu bekommen.«
    Obwohl seine Worte natürlich Sinn ergaben, war das ein erster großer Dämpfer für mich, den ich so nicht erwartet hatte. Ich hatte ernsthaft gedacht, dass die großen Aufträge mit den Megabudgets nur so auf mich warteten. Die Realität hatte mich voll eingeholt.
    Ich bedankte mich etwas geknickt bei Christian für seinen Anruf und musste mich erst einmal um die drei wissbegierigen Geier kümmern, die alles noch einmal ausführlich aus meinem Mund hören wollten. Sie freuten sich über die Neuigkeiten viel mehr als ich.
    » Ist ja spitze«, jubelte Mama glücklich.
    Lea drückte mich und gab mir einen zärtlichen Kuss auf den Mund, was mich in dem Moment aber auch nicht wirklich aufheitern konnte.
    » Es gibt kein Geld!«, murmelte ich immer wieder enttäuscht vor mich hin. » Es gibt kein Geld«.
    Mein erstes Shooting
    Das Shooting fand eine Woche später statt. Mit dem Zug ging es von Hamburg Dammtor in die Lüneburger Heide. Immerhin, die Fahrtkosten von 7,50 Euro hätte mir die Agentur bezahlt, was mir aber auch keinen Vorteil brachte, da ich mit meinem Azubi-Ticket ohnehin umsonst fahren konnte. Nicht mal da war ein kleines Extrageschäft zu machen. Ich hatte mich mit Tino, dem zweiten Model beim Test-Shooting, im letzten Abteil verabredet, und ich nutzte die Gelegenheit, um ihn ein bisschen auszufragen.
    » Wie is’n das? Bekommst du auch nichts?«
    » Nee, ist doch nur ein Test-Shooting«, antwortete er noch etwas schläfrig.
    » Hmm, ist das wirklich Sinn der Sache?«
    » Das ist normal. Ich habe in diesem Jahr schon …«
    Er begann mit seinen Fingern zu zählen.
    » … fünfzehn Tests hinter mir. Und der heute ist noch gar nicht mit dabei.«
    » Krass, Digger«, meinte ich entsetzt. » Du bist fünfzehn Mal irgendwo hingefahren, ohne Kohle dafür zu bekommen?«
    » Ja klar«, lachte Tino mich an. » Was glaubst du denn?
    Ich glaubte mittlerweile an gar nichts mehr.
    Na, sofort mit einer landesweiten Kampagne starten! Was denn sonst?, wollte ich schon antworten, ließ es aber doch bleiben.
    Am liebsten hätte ich direkt vor uns auf den Fußboden gekotzt, denn genauso fühlte ich mich. Fünfzehn Mal für lau durch die Pampa tingeln? Tinos Worte hallten noch lange nach, während Hamburgs Außenbezirke, einer nach dem anderen, an uns vorbeirasten.
    Wir schlugen unser Lager in einem hübschen alten Fachwerkhaus auf, das einem Verwandten der Crew gehörte, also keine Kosten verursachte. Dort wurden die vielen Koffer, Klamotten und alles weitere Equipment abgestellt, wenn wir zum Shooten durch die Gegend fuhren. Es war schon ziemlich chaotisch: Die Stylistin hatte ihr Kind dabei, das die ganze Zeit quengelte und herumröhrte und für uns alle ein permanenter Nervfaktor war, den man leider nicht abstellen konnte. Und es hatte ein bisschen was von einer Klassenfahrt, wie wir zu sechst zusammengequetscht in einem alten Golf 3 saßen – Klamotten, Kameras und Stative auf dem Schoß – und mitten durch die Wälder der Lüneburger Heide kurvten. Mein erstes Shooting hatte ich mir eigentlich etwas glamouröser vorgestellt.
    Ich hatte mich schon den ganzen Tag darauf gefreut, endlich in einen classy Anzug zu schlüpfen, richtig übertrieben sexy zu posen und einfach eine geile Zeit zu haben. Dann warf ich zum ersten Mal einen Blick auf die Klamotten und fiel aus allen Wolken.
    » Ach, du liebe Güte. Was ist das denn?«, lachte ich laut und hielt einen weißen Baggy-Pullover in die Luft, auf dem eine Art Darth-Vader-Kopf mit der Aufschrift IT ’S A COLD WORLD zu sehen war. So etwas würde vielleicht mein kleiner Bruder anziehen, aber ich, bei meinem ersten Shooting? Ob ich solche Fotos wirklich in meiner Mappe haben wollte? Hmm. Es gab noch einen supergroßen roten Mantel von einem japanischen Designer zur Auswahl, den ich schon ein bisschen cooler fand und der, wie alle mehrfach und überdeutlich betonten, megateuer war, aber intuitiv drehten sich meine Gedanken um etwas völlig anderes: In diesen XXL -Säcken sieht man doch meinen
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