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Mit einem Bein im Modelbusiness

Mit einem Bein im Modelbusiness

Titel: Mit einem Bein im Modelbusiness
Autoren: Lars Mario und Amend Galla
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Jahren vollkommen verborgen geblieben ist. Außerdem gab es durchaus Schlimmeres, als einen Sohn zu haben, der Anwalt werden wollte.
    Es dauerte aber nicht lange, bis ich zur Einsicht kam. Nachdem ich am ersten Tag an der Uni meine Kommilitonen sah, mit denen ich nicht mal Lust gehabt hätte, in meiner Freizeit einen Kaffee zu trinken, und mich ernsthaft mit dem Unterrichtsstoff beschäftigte, wurde mir schnell klar, dass Boston Legal ganz weit weg war.
    Am Abend lag ich im Bett, starrte die Decke an und führte in Gedanken ein Selbstgespräch, das eigentlich schon vor vielen Wochen hätte stattfinden müssen.
    » Mario, sei endlich ehrlich zu dir selbst. Dann stellst du auch fest, dass du für diesen Beruf nicht geeignet bist.«
    » Jaja, aber ich hab mir das so geil vorgestellt.«
    » Du weißt selbst, dass du das nicht willst. Jura ist viel zu trocken für dich. Du bist doch eher ein kreativer Typ!«
    » Hast du wirklich kreative Talente?«, fragte ich mich. » Bist du vielleicht ein guter Zeichner? Hast du dich jemals ernsthaft mit Zeichnen beschäftigt? Vielleicht eine Woche lang, wenn überhaupt, aber es gab immer andere, die besser waren. Trotzdem hat dich dieses Gebiet doch immer interessiert, oder?«
    » Ja, Mann!«
    » Na also. Wie wär’s mit einem Beruf in den Medien? Diese Leute sind doch alle irgendwie kreativ, die was mit Medien machen: Die einen zeichnen Comics, drehen Filme, die anderen schreiben Drehbücher und Zeitungsartikel oder stellen Musik für Radiosendungen zusammen. Da ist es nicht dunkelgrau wie im Jurastudium, sondern schön bunt. Und du mischst dich einfach darunter.«
    » Gute Idee! Und jetzt?«
    » Bewirb dich bei einem Medienunternehmen!«
    » Okay.«
    » Lass uns mal googeln, was sich überhaupt cool anhört.«
    Ich klappte meinen Laptop auf, der neben dem Bett stand, und gab die Begriffe » Ausbildungsberufe« und » Medien« in die Suchmaschine ein. Es dauerte keine zwei Minuten, und ich wurde fündig.
    » Digger, ich hab was: Kaufmann für audiovisuelle Medien.«
    » Klingt nicht schlecht.«
    » Bingo! Am Wochenende setzt du dich hin und schreibst Bewerbungen! Wort drauf?«
    » Wort drauf!«
    Meine Ausbildung
    Nachdem RTL und Hamburg 1 mir postwendend eine schriftliche Absage schickten, hatte ich schon wenige Tage danach Frau Sommer, meine spätere Ausbildungsleiterin beim NDR , am Telefon.
    » Lieber Herr Galla. Ihre Bewerbung hat uns sehr gefallen. Für den Kaufmann für audiovisuelle Medien haben wir aber leider nur noch zwei Ausbildungsplätze, die wir vergeben können. Beim Kaufmann für Bürokommunikation hingegen gibt es noch dreizehn freie Stellen. Falls Sie nichts dagegen haben, würden wir Sie dort gerne mit ins Auswahlverfahren aufnehmen. Was halten Sie von der Idee?«
    Was ich davon hielt? Gar nichts!
    » Och nee«, antwortete ich frech. » Kaufmann für Bürokommunikation, das hört sich so, wie soll ich sagen, büromäßig an, gar nicht bunt und kreativ.«
    » Herr Galla«, versuchte sie mich sofort vom Gegenteil zu überzeugen. » Da haben Sie aber einen völlig falschen Eindruck von diesem wunderbaren Beruf, der voller Kreativität steckt. Also, wenn Sie wüssten, wie vielseitig …«
    » Entschuldigung, aber wie heißt die Ausbildung noch gleich?«, unterbrach ich sie barsch.
    » Kaufmann für Bürokommunikation.«
    » Na, dann bin ich ja die Tippse vom ganzen Haus!«, meinte ich patzig.
    Ganz ehrlich, ich hätte mich nach diesem unhöflichen Verhalten garantiert nicht eingestellt, aber die gute Frau Sommer fand mich anscheinend so sympathisch, dass meine Garstigkeit sie völlig kalt ließ.
    Jetzt drehte sie erst richtig auf und redete mir in den kommenden zehn Minuten diesen Ausbildungsberuf so schön, dass auch ich auf einmal hin und weg war – echt unglaublich.
    » Nein, Herr Galla, keine Sorge! So ist das gar nicht, wie Sie sich das vorstellen. Wir haben hier hoch motivierte junge Menschen, die kreieren Bilder und gestalten Sendepläne«, schwang sie blumig ihre Rede. » Je nachdem, in welcher Redaktion Sie sitzen …«
    Als würde es die Verwaltung gar nicht geben!
    » … aber nach Ihrer Bewerbung mache ich mir da keine Sorgen. Sie passen ganz wunderbar in unser Haus.«
    Schließlich zögerte ich nicht lange und sagte mir: Alter, das machst du jetzt. Das probierst du aus!
    Die erste Hürde, einen siebenstündigen Marathon-Test in einem Assessment-Center, wo ich mit über 1000 anderen Bewerbern von oben bis unten durch die Mangel gedreht wurde, nahm ich
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