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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer
Autoren: Vanessa Grant
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ohne Begleitung, die nachts auf den Bus warten, hat dabei wohl niemand gedacht.
    Plötzlich fiel Angela ein, dass sie überhaupt kein kanadisches Geld bei sich hatte. Charlotte hatte gemeint, sie könne sich den Weg zur Ba nk sparen, da jedes Geschäft hinter der Grenze US-Dollar umwechseln würde.
    Und was sollte sie tun, falls sie im Bus nicht mit Dollar bezahlen konnte?
    Vielleicht fuhr der Bus um diese Zeit gar nicht mehr.
    Früher oder später würde Kent aufwachen und ihr Verschwinden bemerken. Was würde er tun? Angela schloss die Augen und dachte darüber nach, wie dumm sie sich verhalten hatte.
    Selbst wenn er froh darüber war, dass er sie beim Aufwachen nicht mehr antraf, würde er sich Sorgen um sie machen und sie wahrscheinlich suchen.
    Sie hatte ihm nicht einmal eine Nachricht hinterlassen.
    “Madam? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?”
    Angela riss die Augen auf und sah einen Streifenwagen an der Bushaltestelle stehen. Das Seitenfenster war heruntergekurbelt, und sie blickte in das strenge Gesicht eines jungen Polizisten.
    Sie befeuchtete die trockenen Lippen mit der Zunge. “Ich warte auf den Bus.”
    Der Polizist runzelte missbilligend die Stirn und meinte: “Sie sind hier in keiner guten Umgebung.”
    Das weiß ich auch, dachte sie und fragte laut: “Wissen Sie, wann der nächste Bus kommt?”
    “Es ist besser, Sie steigen erst einmal ein.”
    Der Polizist hielt ihr die Tür auf. “Kommen Sie schon.”
    Sie gehorchte.
    “Wohnen Sie hier in der Nähe?” Als Sie den Kopf schüttelte, fragte er: “Kann ich bitte Ihren Personalausweis sehen?”
    Sie suchte lange in ihrer Tasche herum. “Ich bin nur auf einen Wochenendbesuch hier.”
    Der Mann trug die Uniform der Stadtpolizei und nicht die der Roayal Canadian Mountain Police, Angela hatte genau wie Scott die naive Vorstellung, alle kanadischen Polizisten müssten der RCPM angehören.
    Eingehend betrachtete er ihren Ausweis. “Sie müssten aber noch lange warten, bis ein Bus kommt.”
    Sie nickte. “Ich hätte besser den Fahrplan studiert, bevor ich von meinem … meinem Freund wegging.”
    “Vielleicht sollte ich Sie zu Ihren Freunden zurückfahren, Miss Dalton?”
    “Ich…” Nein, nur nicht zu Kent zurück und ihn aus dem Schlaf klingeln! Dann müsste er annehmen, sie käme wieder, weil sie ihn tatsächlich liebte. Sie musste fort von ihm, so schnell es ging. Wie Charlotte vor Harvey weggelaufen war, nur dass Harvey sie liebte.
    “Ich möchte nicht zurückgehen. Wir hatten… wir hatten einen Streit.” Es ist fast zum Lachen, dachte Angela. Ich sitze im Streifenwagen und rechtfertige mich vor diesem Polizisten, der sich eher besorgt als dienstlich anhört. “Vielleicht können Sie mir sagen, wo ich eine Telefonzelle finde, damit ich ein Taxi rufen kann, das mich zum, Busbahnhof bringt.”
    Der Polizist fuhr sie selbst dorthin. Bevor sie ausstieg, sagte er noch: “Das nächste Mal sollten sie nachts nicht so unüberlegt fortlaufen, Miss Dalton. Sie brauchen nur einmal an den falschen Mann zu geraten, und Ihr Leben wäre ruiniert.”
    Sie schluckte und erwiderte ernst: “Es tut mir leid… Ja, es war dumm von mir.” Sie begegnete dem Blick des Polizisten. “Ich werde es nicht wieder tun. Ich werde…” sie lächelte ihn an, ” … ich werde das Taxi bestellen, bevor ich aus dem Haus renne.”
    Er lächelte zurück. “Oder Sie bleiben und regeln die Sache mit Ihrem Freund. Hier sind Sie zwar sicher, aber wollen Sie Ihren Freund nicht doch anrufen? Er wird sich inzwischen Sorgen um Sie machen.”
    Ihn anrufen? Es gab hier überall Telefonapparate. Der Warteraum war fast leer…
    Die Wanduhr zeigte ein Uhr an. Nein, besser nicht.
    Angela verabschiedete sich vom Polizisten und ging zum Fahrkartenschalter. Draußen vor der gläsernen Eingangstür standen zwar einige Busse aber es wirkte hier alles so ruhig.
    Vielleicht fuhren die Busse nachts nicht, und sie musste bis zum Morgen warten.
    “Können Sie mir sagen, wann der nächste Bus nach…” Wohin? Sie wusste, dass es zwischen Port Townsend und Kanada keine Direktverbindung gab. “… nach Seattle fährt”, fragte sie schließlich, weil sie von dort Anschluss bekommen würde.
    “Viertel nach sechs.”
    Angela sah den Beamten fassungslos an.
    “Der nächste geht dann um acht Uhr.”
    Das wären noch fünf Stunden. Ob Kent sie suchen würde, wenn er beim Aufwachen feststellte, dass sie versehwunden war?
    Aber wie lange würde es dauern, bis er auf den Gedanke käme, sie könnte
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