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Mit dem Blick aufs weite Meer

Mit dem Blick aufs weite Meer

Titel: Mit dem Blick aufs weite Meer
Autoren: Vanessa Grant
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entlangkommen. Er trug den roten Pullover und blickte Angela missbilligend an. “Warum bist du fortgelaufen?”

    “Du schenkst mir goldene Ohrringe, von mir aber nimmst du keinen Pullover an?” Ihre Stimme klang wütend. “Willst du mich mit deinen Geschenken kaufen?”
    Verärgert musterte Kent sie. “Verdammt noch mal, Angela, ich will einfach nicht, dass du meine Sachen kaufst! Ich kann mir das doch viel besser leisten als du.”
    Entschlossen hob sie das Kinn und schaute zu ihm hoch. “Was haben sie gekostet?” Kaum dass sie die Worte ausgesprochen hatte, fragte sie sich entsetzt, worauf sie eigentlich hinauswollte. Gleich darauf rutschte ihr auch noch heraus: “Glaubst du, du könntest auch mich kaufen?”
    Kalt und hart blickte er sie jetzt an. “Bist du denn käuflich?”
    Sie drehte sich um und stolperte dabei über den Randstein. Wenn sie nur wüsste, wohin sie in dieser fremden Stadt gehen sollte.
    Kent hielt sie. reaktionsschnell am Arm fest und bewahrte sie so vor einem Sturz.
    “Lass mich los!” schleuderte sie ihm wütend entgegen.
    Kent tat es sofort, öffnete wortlos die Beifahrertür und stieg dann auf der anderen Seite ein.
    Während der Fahrt sprach er kein einziges Wort mit ihr. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn er sie auf der Stelle nach Port Townsend zurückgebracht hätte. Mit ihrer dummen Bemerkung und der Anschuldigung, er versuchte sie zu kaufen, hatte sie alles verdorben.
    Es war dichter Verkehr, und sie kamen kaum vorwärts. Endlich hatten sie die Stadt hinter sich gelassen und fuhren durch eine Allee mit hohen Bäumen. Kent bremste ab und bog in einen kleinen Parkplatz neben einer Strandpromenade ein. Nachdem er den Motor abgestellt hatte, wurde die Stille noch bedrückender.
    Kent stieg aus dem Wagen.
    Auf der Strandpromenade sah Angela eine Frau, die einen Kinderwagen schob, und zwei Jungen, die Rollschuhe fuhren. Kent entfernte sich vom Auto, ohne sich um Angela zu kümmern. Er überquerte die Promenade und blickte auf das Wasser. Angela würde es ihm nicht einmal übel nehmen, wenn er in diesem Augenblick darüber nachgrübelte, wie er sie am schnellsten loswerden könnte.
    Er hatte die Fahrertür offengelassen, was überhaupt nicht seine Art war. Angela stieg aus, schlug erst ihre Tür zu und dann seine. Langsam ging sie zu Kent. Ihr war immer noch keine Erklärung dafür eingefallen, warum sie sich so unmöglich aufgeführt hatte.
    Anscheinend hatte er sie kommen hören, denn er drehte sich herum und betrachtete sie.
    “Ich habe die Beherrschung verloren”, bekannte er. “Es war nicht so gemeint, wie ich es gesagt habe.”
    “Was für ein alberner Streit”, meinte sie kopfschüttelnd.
    Zerknirscht blickte Kent sie an. “Dass ich mir das Hemd nicht habe schenken lassen, war nicht richtig von mir. Beim nächstenmal…”
    Sie sah zur Seite. “Warum wolltest du es nicht von mir annehmen?”
    “Ich weiß es nicht”, erwiderte er, obwohl er es genau wusste. Es fiel ihm Schwer, sich etwas schenken zu lassen. Niemals zuvor hatte es jemand spontan getan. Ja, die obligatorischen Geschenke unter dem Weihnachtsbaum in jenem unpersönlichen Haus, in dem er aufgewachsen war, hatte er bekommen. Er presste die Lippen aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten. “Ich habe wenig Erfahrung im Umgang mit Beziehungen.”
    “Haben wir denn eine Beziehung?” fragte sie kaum hörbar.
    Kent dachte, dass das bloße Wort Beziehung sie in Panik versetzt hätte, und war wütend über seine Taktlosigkeit. “Es hängt von uns ab, was wir daraus machen, nicht wahr?”
    antwortete er verwirrt. Daraufhin fragte er: “Möchtest du dir immer noch den Park ansehen?”
    “Ja, gern.”
    Als Kent einige Stunden später die Tür zu seinem Apartment aufschloss, läutete das Telefon. Angela ging an ihm vorbei zum Fenster und sah hinaus auf die English Bay, wo Segelboote durch das Wasser glitten.
    Hinter sich hörte sie Kents geduldige Stimme: “Ich finde, du solltest dich nicht darüber aufregen, Mutter. Nein, Wenn er sein Haus blau streichen will, kannst du nichts dagegen unternehmen. Außerdem siehst du es ja gar nicht, es sei denn, du gehst in das kleine Schlafzimmer im dritten Stock.”
    Seine Mutter. Nein, seine Großmutter. Aber da seine Großeltern ihn adoptiert haben, sind es doch eigentlich seine Eltern, dachte Angela und fand das Ganze ziemlich kompliziert.
    “Nein, heute nicht. Ich rufe dich Anfang der Woche… Es geht wirklich nicht. Nein… nein, es ist eine
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