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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel
Autoren: Tina Caspari
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sie ihn nur ausgenutzt.
    „Vier Wochen sagst du? So lange schon? Pfui über mich und Schmutz und kleine Steine, ich bin ein Ekel und bekenne, daß ich Strafe verdient habe!“ Katja machte ein schuldbewußtes Gesicht. „Also — wann fahren wir? Du darfst bestimmen.“
    „Heißt das, du willst wirklich ein paar deiner kostbaren Stunden opfern?“ fragte Klaus ironisch.
    „Aber ja doch, wenn ich es sage!“
    Klaus strahlte wie ein sonniger Frühlingsmorgen nach wochenlangem Regenwetter.
    „Am Samstag? Wir könnten erst unsere Einkäufe machen und danach vielleicht ins Kino gehen?“
    „Okay — einverstanden.“
    „Soll ich dir jetzt noch bei den Matheaufgaben helfen?“
    „Das wäre prima, ja!“
    Am Samstag hatte Katja keine Probe. Andernfalls hätte sie sich wohl auch kaum entschließen können, den ganzen Tag mit Klaus zu verbringen. Sonnenschein und sommerliche Wärme trugen dazu bei, Katja in gönnerhafte Stimmung zu versetzen.
    Mami fuhr sie zur S-Bahn-Station, die fünf Kilometer entfernt im nächsten Ort lag. Sie hatte Katja schnell noch einen Zettel und Geld zugesteckt. „Nur ein paar Kleinigkeiten, die du mir mitbringen könntest“, hatte sie gesagt und die Worte auf dem Zettel möglichst klein geschrieben, damit es nicht nach so viel aussah.
    „Hast du das Fenster ausgemessen?“ fragte Katja, als sie im Zug saßen.
    „Klar, und auch den Sessel und die Couch. Luischen hat mir genug Geld mitgegeben, um Stoff für das ganze Haus zu kaufen. Ich weiß auch nicht, was sie so großzügig gemacht hat. Na, mir kann’s nur recht sein.“
    Ihnen gegenüber nahm ein älteres Ehepaar Platz, das in einem Einkaufskorb einen überfütterten Dackel bei sich trug. Sobald die beiden sich in ihre mitgebrachten Zeitungen vertieften, fixierte Klaus den Köter scharf, rollte mit den Augen und fletschte die Zähne. Der Dackel knurrte böse.
    „Ruhig, Waldi!“ sagte die Frau und gab dem Dackel einen leichten Klaps, ohne von ihrer Zeitung aufzublicken.
    Rrrrrr — machte Klaus leise und fletschte die Zähne noch stärker. Katja mußte kichern.
    Wauuuuuuoooouuu, kläffte der Dackel wütend los.
    „Pfui Waldi — wirst du wohl! Er ist sonst so brav!“ sagte die Frau erschrocken zu Klaus.
    Klaus lächelte liebenswürdig und verständnisvoll. Die Frau versenkte sich wieder in ihre Lektüre.
    Diesmal schielte Klaus den Dackel an und schob die Zähne so über die Unterlippe, daß er aussah wie ein Vampir.
    Wuffwuffwuffwuff! Der Dackel versuchte sich auf Klaus zu stürzen. Katja bekam einen Hustenanfall.
    „Was hat er nur?“ fragte die Frau ängstlich. „Das hat er noch nie gemacht! Ganz ein Böser bist du, pfui, böser Hund!“
    Waldi wollte sich nicht beruhigen. Die übrigen Fahrgäste sahen verärgert herüber. Man begann allgemein ein Streitgespräch über Hunde in S-Bahn-Zügen. Parteien für und gegen die Dackelbesitzer formierten sich, je lebhafter sich die Leute unterhielten, desto lebhafter bellte auch Waldi. Katja kämpfte mit einem Lachkrampf.
    Die nächste Station kam, und die Dackelbesitzer verließen fluchtartig das Abteil. Eine junge Dame mit einem offensichtlich frisch gebadeten Pudel — schneeweiß und mit perlenverziertem lila Halsband — stieg ein. Verwirrt nahm sie zur Kenntnis, daß ihr von einem Teil der Fahrgäste lebhafte Sympathie entgegenschlug, von der anderen unverhohlene Ablehnung.
    Katja stieß Klaus in die Rippen.
    „Da hast du ja was angerichtet“, flüsterte sie.
    „Ich wollte nur vermeiden, daß du dich auf der Fahrt langweilst“, flüsterte er zurück. „Komm, wir müssen aussteigen.“ Eine Weile ließen sie sich von dem dichten Menschenstrom, der durch die Geschäftsstraßen wogte, ziellos hin und her treiben. Sie bewunderten den üppigen Blumenschmuck in der Fußgängerzone, hörten musizierenden jungen Leuten zu, betrachteten die Auslagen der Geschäfte und setzten sich für eine Weile auf einen Brunnenrand in die Sonne.
    „Müssen wir wirklich einkaufen? Hier könnte ich stundenlang so vor mich hingammeln“, seufzte Katja. „Ich fühle mich wie an einem ersten Ferientag!“
    „Ich auch.“ Klaus räkelte sich wohlig und faßte Katjas Bemerkung als Kompliment für seine angenehme Gesellschaft auf, und tatsächlich stellte Katja gerade bei sich fest, daß es Spaß machte, mit Klaus zusammen zu sein.
    „Na komm, bringen wir’s hinter uns. Versuchen wir’s da drüben in dem Kaufhaus?“
    „Okay. Da bekomme ich auch gleich alles, was ich Mami mitbringen
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