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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel
Autoren: Tina Caspari
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entsetzt.
    „Ich habe die Schallgrenze durchstoßen“, jubelte Markus.
    „Und ich geh gleich mit dem Kopf durch die Decke, wenn hier nicht Ruhe ist“, brüllte Papi aus dem Wohnzimmer.
    Jetzt konnte es sich nur noch um Sekunden handeln...
    Richtig.
    „Katja — bring die Zwillinge ins Bett, sei so lieb!“ rief Mami aus der Küche.
    Katja erhob sich seufzend. Sie gab dem Foto von Janos einen flüchtigen Kuß und errötete dabei, als hätte ihr jemand zugeschaut. Ich glaube, ich spinne, dachte sie ärgerlich. Aber bei dem Gedanken an Janos war es ihr, als hätte sie ein ganzes Ameisennest im Bauch.

Besuch im Krankenhaus

    „Ich bin überrascht. Eine so schlechte Arbeit hätte ich von dir nie erwartet, Katja“, sagte Frau Sommer, die Englischlehrerin, echte Besorgnis in der Stimme. „Was ist mit dir los? Geht es dir nicht gut? Hast du Probleme? Ich kann es mir nicht erklären...“
    Katja biß sich auf die Lippen und schüttelte stumm den Kopf. Wie hatte es nur so weit kommen können! Sie hatte in letzter Zeit die Schule so vernachlässigt, daß sie bereits den zweiten Fünfer geschrieben hatte, und diesmal in Englisch — ihrem besten Fach!
    Es konnte wirklich nicht so weitergehen! Am Ende fiel es Mami und Papi noch ein, ihr die Ballettschule zu verbieten, und das wäre wirklich das Schlimmste gewesen, was ihr jetzt passieren konnte.
    Petra schob ihr grinsend einen Zettel hin. „Eine Fünf in Englisch? Janos macht’s möglich!“ stand darauf. Während Frau Sommer sich der Tafel zuwandte, streckte Katja der Freundin die Zunge heraus.
    Katja beschloß, zu Hause gleich einmal mit Klaus Funke zu reden. Er mußte ihr doch helfen können, vielleicht konnte er ihr sogar die eine oder andere Arbeit für die Schule abnehmen, wenigstens aber würde er abends mit ihr pauken können. Er war ein guter Kumpel und würde sie sicher nicht im Stich lassen. Sie brauchte nun einmal all ihre Freizeit für die Proben und für das Training, das würde er gewiß einsehen. Für den Rest der Stunde bemühte sie sich, alle anderen Gedanken beiseite zu schieben und aufmerksam dem Unterricht zu folgen.
    Seit Frau Künzels Unfall waren fast vier Wochen vergangen. Katja verbrachte ihre Nachmittage ausschließlich in der Ballettschule beim Training, beim Unterrichten oder Proben. Mami nahm es schweigend hin, wenn sie Katja auch manchmal auf eine merkwürdige Art prüfend betrachtete. Aber sie sagte sich wohl, daß nach Frau Künzels Rückkehr in die Schule alles wieder anders werden würde. Klaus stichelte zwar, war aber immer für sie da, wenn sie ihn brauchte. In der Zwischenzeit hatte er stillschweigend ihren Platz zu Hause eingenommen. Er saß bei Mami in der Küche oder auf der Veranda, unterhielt sich mit ihr oder half ihr bei der Hausarbeit, er spielte mit den Zwillingen, reparierte ihr Spielzeug, kümmerte sich um ihre Hausaufgaben und machte sich unentbehrlich.
    Luischen und Mami hatten sich angefreundet. Sie halfen sich gegenseitig bei der Gartenarbeit, tauschten Rezepte aus, oder spielten Scrabble oder Offiziers-Skat. Letzteres hatte Luischen Mami beigebracht. Die Funkes und die Steinebachs schienen zu einer glücklichen Gemeinschaft geworden zu sein, die einzige, die nicht mehr dazuzugehören schien, war Katja. Sie fühlte sich in der vertrauten Umgebung wie eine Fremde, ging durchs
    Haus wie eine Schlafwandlerin, in Gedanken ständig im Ballettsaal.
    „Kinder, ich habe eine gute Neuigkeit“, begrüßte Elfie die Mädchen an diesem Nachmittag. „Frau Künzel geht es endlich besser, wir dürfen sie besuchen, natürlich nicht zu viele auf einmal, ich schlage vor, wir losen. Das erstemal werde ich gehen und zwei von euch, das zweitemal Janos und zwei andere von euch — und so weiter. Wir stellen eine Liste der Reihenfolge auf.“
    Katja hoffte inständig, daß sie das Glück haben würde, gemeinsam mit Janos ins Krankenhaus zu gehen. Aber es kam anders. Sie sollte bei den ersten sein, die Frau Künzel besuchen durften. Einen Augenblick ärgerte sie sich fast, daß sie deshalb eine Trainingsstunde bei Janos versäumen würde, schämte sich aber sofort dieses Gedankens.
    „Ich glaube es ist am besten, wenn wir uns vor dem Krankenhaus treffen“, meinte Elfie, „morgen um drei LJhr — ist euch das recht?“
    Außer Elfie und Katja ging Kathrin mit, eine von den kleineren aus dem Kurs der Zehn- bis Zwölfjährigen. Sie war seit ihrem fünften Lebensjahr Schülerin von Frau Künzel und glühte vor Stolz, daß das Los auf sie
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