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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel
Autoren: Tina Caspari
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eine Vase kümmern“, sagte sie schnell und legte den Strauß auf die Bettdecke.
    Draußen im Gang mußte sie erst einmal tief Luft holen. So schlimm hatte sie sich diese Begegnung nicht vorgestellt. Ob Frau Künzel je wieder richtig gesund werden würde? Katja mußte an ihren eigenen Krankenhausaufenthalt denken, damals nach dem Busunfall, und an die Sorgen, die sie sich um die schwerverletzte Petra gemacht hatte. Aber was war das schon im Vergleich zu dem, was Frau Künzel jetzt durchmachen mußte.
    Kaum einen Gedanken habe ich für sie gehabt, dachte Katja voller Scham. Ich hätte ihr schreiben können, ihr Blumen schicken, aber nein — ich habe nur an meinen Spaß gedacht: die Proben für die Aufführung, das Unterrichten, die Zusammenarbeit mit Janos. Und dabei bin ich mir noch so großartig vorgekommen, daß ich Frau Künzel helfe und meine Zeit für sie opfere!
    „Suchst du jemanden?“ fragte eine ältere Schwester, die aus einem der Krankenzimmer trat.
    „Nein, eh — vielmehr ja, ich wollte sie um eine große Blumenvase bitten, wir haben Frau Künzel einen Strauß mitgebracht. Einen ziemlich gewaltigen, ehrlich gesagt.“
    Die Schwester lächelte.
    „Komm mit, wir schauen mal gemeinsam.“
    In der Teeküche standen bereits die Tabletts für das Abendbrot bereit. Die Schwester trat an einen Wandschrank und zog die Schiebetür auf. Dort standen Vasen in allen Größen.
    „Die dort hinten wäre richtig, glaube ich.“
    Katja stellte sich auf die Zehenspitzen und angelte nach einem bauchigen Glaskrug. Vorsichtig hob sie ihn heraus. Dann wandte sie sich zu der Schwester um.
    „Sagen Sie — Frau Künzel, wie geht... ich meine, wird sie wieder gesund werden? Sie sieht so schrecklich verändert aus!“ stotterte sie.
    Die Schwester zögerte einen Augenblick mit der Antwort. „Mach dir keine Sorgen“, sagte sie dann fest. „Ich bin sicher, daß sie es schafft. Sie ist ein wundervoller Mensch, mutig, geduldig, humorvoll — und sie hat einen eisernen Willen. Ihr könnt stolz sein, eine solche Lehrerin zu haben. Und außerdem — ihr habt ihr sehr geholfen. Seit sie weiß, daß die Schule durch euren Einsatz weiterläuft, hat sie den festen Vorsatz, bald dorthin zurückzukehren. Ihr habt ihr sehr damit geholfen.“
    „Ach“, Katja zog die Schultern hoch, „das ist doch nichts Besonderes. Uns macht das doch riesigen Spaß.“
    „Ja siehst du“, die Schwester klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter, „es ist ein Irrtum, wenn man glaubt, ein Opfer dürfe keinen Spaß machen, sonst wäre es kein echtes Opfer. Das Gegenteil ist richtig. Laßt Frau Künzel fühlen, wieviel Spaß ihr bei eurer Arbeit in der Schule habt, und euer Spaß wird ansteckend auf sie wirken und ihr immer mehr Kraft zum Gesundwerden geben.“
    Als Katja ins Krankenzimmer zurückkehrte, fand sie den Anblick der Schläuche nur noch halb so schlimm. Und nach einer Weile hatte sie sie ganz vergessen. Gemeinsam mit Elfie versorgte sie die Blumen, schnitt die Stiele schräg ab, wie sie das von Mami gelernt hatte, und rückte den prall gefüllten Krug so, daß Frau Künzel ihn ständig im Blick hatte. Dabei erzählten die drei Mädchen abwechselnd, was immer ihnen an Erlebnissen aus der Schule einfiel. Sogar Kathrinchen hatte ihre Scheu verloren und redete munter drauflos, bis die Schwester erschien und zum Aufbruch mahnte.
    Frau Künzel sah erschöpft aus, aber auch lebendiger, als vorhin bei der Begrüßung, fand Katja.
    „Lebt wohl, Kinder“, sagte sie, „ich freue mich schon auf den nächsten Besuch. Und wenn ihr Fragen oder Probleme habt — ab sofort könnt ihr wieder jederzeit zu mir kommen.“
    „Das hätte mir gerade noch gefehlt“, brummte die Schwester. Aber als Katja sie ansah, zwinkerte sie ihr ermutigend zu.

Klaus Funke ist sauer

    „Weißt du, daß es jetzt genau vier Wochen her ist, seit du mir versprochen hast, mit mir in die Stadt zu fahren?“ maulte Klaus und überreichte Katja mit Leidensmiene eine französische Übersetzung, die er für sie gemacht hatte.
    Katja nahm das Heft schnell an sich.
    „Du bist ein Schatz! Bestimmt kein Fehler drin?“
    „Ich hab getan was ich konnte. Was ist nun mit unserer Fahrt?“
    „Was ist?“
    „Unsere Fahrt in die Stadt, was ist damit? Wir wollten doch zusammen Vorhangstoff kaufen. Ich hab’s allmählich satt, immer auf die kahlen Fenster zu starren.“
    Katja überlegte blitzschnell. Es wurde wirklich Zeit, daß sie etwas für ihn tat, in den vergangenen Wochen hatte
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