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Mit 12 fühlt man ganz anders

Mit 12 fühlt man ganz anders

Titel: Mit 12 fühlt man ganz anders
Autoren: Tina Caspari
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Steinebach! Frau Steinebach, stellen Sie sich vor...“
    „Bei Ihnen auch?“ fragte Mami mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen.
    „Ja“, keuchte Frau Haubenstock, „es ist nicht zu glauben! Aber das können wir uns nicht bieten lassen, wir müssen die Polizei alarmieren! Das ist eine Verschwörung!“
    „Ich bitte Sie, Frau Haubenstock, das wäre doch nun wirklich übertrieben. Wegen eines Jungenstreichs...“ Mami bemühte sich, so liebenswürdig wie möglich zu lächeln, und gab ihrer Stimme eine kräftige Prise Samtpfötchen. „Überlegen Sie sich doch, welch eine Lawine von Verhören und Untersuchungen das nach sich ziehen würde. All die Fragen, die man Ihnen stellen würde...“
    „Ja, ja, da haben Sie recht!“ unterbrach die alte Dame sie. „Man hat schließlich nur Scherereien, wenn man sich mit den Behörden einläßt. Sehen wir lieber zu, wie wir diesen Gestank wieder aus der Wohnung bringen.“ Ohne ein weiteres Wort war Frau Haubenstock verschwunden; die Wohnungstür klappte hinter ihr zu.
    „Wie recht sie hat“, seufzte Mami. „Habt ihr eine Ahnung, wie man das Zeug wieder wegbekommt?“ Gegen Abend erinnerte nur noch ein schwacher Hauch an Mamis Bombenwurf. Markus und Fips konnten nicht so recht begreifen, wie Mami ein solches Mißgeschick hatte passieren können, aber sie erinnerten sich an die Ermahnungen und hielten den Mund.
    Die Zwillinge saßen gerade in der Badewanne, als das Telefon klingelte. Mami stürzte zum Apparat und scheuchte Katja und Celia in ihre Zimmer.
    „Na, Liebling? Was, tatsächlich? Toll, das ist ja phantastisch!“ war alles, was sie noch hören konnten.
    Ungeduldig warteten sie in ihren Zimmern auf das Ende des geheimnisvollen Gesprächs. „Liebling“ - das konnte ja nur Papi sein. Aber was war so phantastisch? Und warum war Mami so aufgeregt?
    Endlich legte Mami den Hörer auf.
    „Katja, Celia! Kommt mit ins Badezimmer, ich muß euch Kindern was erzählen!“
    Markus und Fips unterbrachen ihre Wasserschlacht; Mami war so aufgeregt, daß sie die riesigen Pfützen heute nicht mal bemerkte. Hinter ihr erschienen Katja und Celia in der Tür.
    „Also, hört zu. Es gibt eine große Neuigkeit! In den Sommerferien ziehen wir um! Wir ziehen nach Bayern! Papi hat eine ganz tolle Stellung dort gefunden, wo er mehr verdienen kann und auch nicht mehr ganz so viel schuften muß. Und wir werden ein Haus für uns haben, mit einem Garten, auf dem Land, in der Nähe von München!“
    Katja und Celia sahen sich mit langen Gesichtern an. Umziehen! Schon wieder! Und wieder eine neue Schule! Aber Mami war so glücklich, daß sie die enttäuschten Gesichter der Töchter gar nicht bemerkte.
    „Einen Garten! Ein Haus für uns! Keine Frau Haubenstock mehr! Landluft, Felder, Wiesen, Wald - und die S-Bahn ganz in der Nähe, in vierzig Minuten ist man in der Stadt. Stell’ dir nur die tollen Ballettaufführungen vor, Katja, in den zwei Opernhäusern! Und auf weiteren Bühnen Gastspiele! Ein Traum, Kinder!“
    Und wieder keine Ballettschule dort wo wir wohnen, dachte Katja, wär’ ja auch zu schön gewesen. Aber sie sprach es nicht aus, um Mamis Freude nicht zu zerstören.

Gar nicht so schlecht, diese Familie!

    Die Vorbereitungen für den Umzug waren in vollem Gange. In der letzten Septemberwoche sollte der Möbelwagen kommen. „Hoffentlich wird das Haus rechtzeitig fertig“, jammerte Mami eine Woche vor dem Umzug. „Ich fürchte, wir werden die erste Woche in den Gasthof ziehen müssen, bevor das Haus bewohnbar sein wird. In der unteren Etage sind die Fliesen noch nicht gelegt, und der Wohnzimmerfußboden fehlt ebenfalls. Auch die Heizkörper müssen noch angeschlossen werden. Das werden ein paar harte Wochen!“
    „Müssen wir denn heute schon alles einpacken?“ maulte Celia.
    „Ich habe nicht gesagt: alles. Ich habe euch gebeten, schon mal zu sichten, was hierbleiben und weggeworfen oder weiterverschenkt werden kann, und was ihr mitnehmt. Ich hole gleich die Kartons aus dem Keller, dann könnt ihr die Sachen aussortieren.“
    „Ich habe nichts auszusortieren, ich nehme alles mit!“
    „Du hast eine Menge auszusortieren, Schätzchen“, sagte Mami geduldig. „Räum einmal deine Kommode aus, dann wirst du schon sehen!“
    Katja sagte nichts, doch im stillen war sie der gleichen Ansicht wie die Schwester: was gab es da schon auszusortieren? Ein paar alte Schulhefte vielleicht, abgeschriebene Filzstifte, die kaputten Turnschuhe, von denen sie sich nie hatte trennen können.
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