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Mit 12 fühlt man ganz anders

Mit 12 fühlt man ganz anders

Titel: Mit 12 fühlt man ganz anders
Autoren: Tina Caspari
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Geistereinwirkung das Licht im Treppenhaus die ganze Nacht gebrannt, obwohl es sich doch nach drei Minuten automatisch ausschaltete. Da hatte jemand angeblich mitten in der Nacht gebadet, gesungen, gepfiffen, mit den Türen geknallt, mit Frau Haubenstocks Briefschlitzdeckel geklappert oder Steine gegen ihr Fenster geworfen. Da waren Wäscheklammern verschwunden, jemand hatte sich am Schloß ihres Abstellraumes im Keller zu schaffen gemacht oder auf dem Boden Spinnen ausgesetzt. Frau Haubenstocks Erfindungsgabe war unerschöpflich.
    Die Mieter nahmen es mit Humor. Wenn allerdings die Beschwerden der alten Dame von ständig neuen Geldforderungen begleitet wurden, hörte der Spaß auf.
    „Das ist doch einfach unglaublich!“ schimpfte Mami beim Frühstück, nachdem sie einen jener blauen Briefe geöffnet hatte. „Jetzt ist die Alte total übergeschnappt! Ein Jammer, daß Papi gerade diese Woche auf Geschäftsreise ist, der hätte ihr die Hölle heiß gemacht!“
    „Vermutlich hat sie gesehen, wie er die Koffer ins Auto gepackt hat“, bemerkte Katja. „Sonst hätte sie es nicht gewagt. Worum geht’s denn?“
    „Sie behauptet, die Zwillinge wären nachts durchs Fenster in ihre Wohnung gestiegen, hätten Obst aus einer wertvollen Schale vom Tisch geklaut und dabei die Schale zerbrochen. Wert: über achthundert Mark! Die sollen wir ihr bezahlen!“
    „Ist die verrückt? Wie sollten denn die Zwillinge durchs Fenster ins Hochparterre kommen? So eine lange Leiter gibt’s im ganzen Haus nicht. Außerdem läßt sie doch abends um sieben die Jalousien runter und schließt sie von innen ab, bei ihrer panischen Einbrecherangst. Und selbst wenn nicht - etwas anderes als die oberen Kippfenster macht sie zum Lüften nie auf, das hat sie uns schon hundertmal erzählt!“
    „Eben“, seufzte Mami. „Es handelt sich mal wieder eindeutig um einen Fall von...“
    „Dachschaden“, vollendete Celia den Satz. „Die ist echt nicht mehr richtig im Kopf!“
    „Und was machst du nun?“ erkundigte sich Katja. „Gar nichts. Ich warte, bis Papi zurückkommt. Inzwischen hat’s sicher noch ein weiteres Dutzend Beschwerden gegeben. Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen, deshalb haben wir auch keinen Grund, uns zu verteidigen. Oder?“
    Mami sah ihre Sprößlinge der Reihe nach an.
    Die schüttelten heftig die Köpfe.
    Markus und Fips sahen sich schnell an.
    „Ich kann euch nur bitten“, fuhr Mami fort, „sorgt dafür, daß es so bleibt!“
    „Du kannst dich auf uns verlassen“, versprach Katja. „Wir wären ja blöd, wenn wir der Alten Grund zum Meckern gäben!“
    Markus und Fips sagten nichts. Sie starrten gedankenvoll vor sich hin, und wer sie kannte, konnte nichts Gutes vermuten. Leider war Mami mit ihren Gedanken bereits beim nächsten Thema, so entging ihr die in den Köpfen ihrer Söhne brütende Gefahr.
    Brav wie die Engel marschierten die Zwillinge in den Kindergarten. Brav wie die Engel saßen sie am Mittagstisch. Gleich nach dem Essen holten sie sich die Erlaubnis, zu Jörg und Oliver gehen zu dürfen. Mami hatte nichts dagegen.
    Zwanzig Minuten später erschienen sie mit Jörg und Oliver in der Wohnung und verschwanden in ihrem Kinderzimmer. Kein Laut drang nach draußen. Kurz darauf verließen die Gäste die Wohnung wieder. Markus und Fips gingen ungewohnt leise ins Wohnzimmer hinüber. Katja horchte auf. Irgend etwas war da im Gange, das spürte sie. Sie stand auf und ging den beiden nach.
    Sie hatten die Tür nur angelehnt, um so wenig Lärm wie möglich zu machen. Beide lagen bäuchlings über dem Fensterbrett, lehnten sich weit hinaus und blickten angestrengt nach unten.
    „Du mußt ganz an der Wand lang zielen“, flüsterte Fips.
    „Weiß ich selber!“
    Markus fingerte an einem Gegenstand herum, dann holte er aus, zielte sorgfältig und ließ das Ding hinunterfallen.
    „Was war das?“ fragte Katja laut.
    Die Zwillinge purzelten erschrocken ins Zimmer zurück.
    „Eine Stinkbombe. Wir haben sie der alten Haubenschraube ins Zimmer geschmissen. Durch die Lüftungsklappe!“ wisperte Markus nicht ohne Stolz.
    „Ihr habt. . Katja rang nach Luft. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und raste in die Küche, wo Mami Kirschen für Marmelade entsteinte. „Komm schnell!“ keuchte sie. „Die Zwillinge..., sie haben eine Stinkbombe in Frau Haubenstocks Schlafzimmer geworfen!“ Mami warf das Messer in die Schüssel, sie nahm sich nicht die Zeit, die Hände von dem blutroten Kirschsaft zu reinigen, und
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