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Mit 12 fühlt man ganz anders

Mit 12 fühlt man ganz anders

Titel: Mit 12 fühlt man ganz anders
Autoren: Tina Caspari
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verstehst!“
    „Ich bin alt genug, um das zu verstehen! Und ich sehe schließlich jeden Tag, wie Mami sich abrackert. Was hat sie denn schon vom Leben?“
    „Wenn deine Mutter nichts vom Leben hat, wie du glaubst, dann ist es ihre eigene Schuld! Dann sollte sie vielleicht mal damit anfangen, ihr Leben sinnvoller zu organisieren und ihre Kinder zu mehr Disziplin anzuhalten! Und bevor du so etwas behauptest, könntest du ja deiner Mutter ein bißchen mehr helfen, damit sie genügend Zeit für ihre eigenen Interessen hat!“
    Papi bog in die nächste Autobahnausfahrt ein, und der Wagen legte sich so in die Kurve, daß Katja das Gefühl hatte, sie führen nur noch auf den äußeren zwei Rädern. Aber das war ihr jetzt schon egal. Wie konnte er so etwas sagen! Ihr, die sie sich zu Hause so ab rackern mußte, während die Geschwister sich vor jeder Arbeit zu drücken versuchten! Ihr, die sie immer mit gutem Beispiel vorangehen sollte, die große, vernünftige Schwester sein, ein Vorbild für die Kleinen!
    „Du bist gemein!“ zischte sie und merkte, wie die Tränen der Wut in ihr hochstiegen. „Du hast wirklich überhaupt keine Ahnung! Immer soll ich helfen, immer soll ich alles machen, immer soll ich mit gutem Beispiel vorangehen, und Celia und die Jungen dürfen alles! Keiner fragt danach, wie es mir geht und ob ich Sorgen habe oder ob ich Lust habe, im Haushalt zu helfen; nie hat einer Zeit, mir zuzuhören und sich um mich zu kümmern! Ich bin euch doch total gleichgültig. Ihr braucht mich doch nur zum Arbeiten!“ schrie sie außer sich.
    Papis Gesicht wurde eisig.
    „Nun mach aber mal Punkt! jetzt reicht’s, meine liebe Tochter!“
    „Ach was!“ schrie Katja außer sich. „Ihr liebt mich doch überhaupt nicht, ich bin euch vollkommen egal!“
    Papi fuhr scharf rechts ran und hielt.
    „Raus!“ sagte er kalt. „So was Törichtes muß ich mir von dir nicht anhören. Du kannst zu Fuß weitergehen. Vielleicht denkst du dabei mal ein bißchen über den Unfug nach, den du da eben verzapft hast!“
    Katja war sprachlos. Stumm stieg sie aus dem Wagen und knallte die Tür hinter sich zu. Papi sah sie nicht an, er gab Gas und brauste davon.
    Gab es einen besseren Beweis dafür, daß sie recht hatte? Er setzte sie hier draußen vor der Stadt einfach ab und ließ sie stehen! Weit und breit war keine Bushaltestelle. Bis zur Innenstadt würde sie bestimmt eine halbe Stunde gehen müssen. Das hatte Papi noch nie getan.
    Na gut. Er sollte schon sehen, was er davon hatte! Und Mami auch. Warum hatte sie sie beim Mittagessen so angemotzt, statt froh darüber zu sein, daß die Tochter ihre Partei ergriff! Sie würde überhaupt nicht mehr nach Hause gehen! Sie würde sich auf den Weg nach Holland machen und heimlich über die Grenze verschwinden. Dann würde sie sich unter die Hippies mischen, natürlich unter einem anderen Namen. Sie konnte sich als Kanadierin ausgeben und nur Englisch sprechen - schließlich hatte sie in den zwei Jahren, die sie in Kanada waren, genug gelernt.
    Vor allem mußte sie hier fort. Wie sie Papi kannte, würde ihm der Krach schnell leid tun; er würde bald zurückkommen und sie suchen. Er durfte sie auf keinen Fall finden! Katja lief querfeldein in den Stadtwald und rannte so lange geradeaus, bis sie sicher war, daß er sie unmöglich finden konnte.
    Schließlich hielt sie atemlos an. Sie konnte nicht einfach so sinnlos in der Gegend herumlaufen, sie mußte sich einen genauen Plan machen. Um zur Aachener Autobahn zu kommen, mußte sie in nördlicher Richtung gehen. Dann war es am besten, sie hielt sich parallel zur Autobahn, soweit das möglich war, dann konnte sie sich nicht verlaufen. Und irgendwann mußte sie an der Grenze sein.
    Katja marschierte los. Sie hätte etwas darum gegeben, hätte sie jetzt einen Stadtplan bei sich gehabt. So mußte sie sich auf ihren Instinkt verlassen. Das war gar nicht so leicht, denn sie konnte nicht schnurstracks geradeaus gehen. Sie mußte die Grünanlagen verlassen, mal rechts, mal links in eine Straße einbiegen und eine Kleingartensiedlung umgehen. Schließlich wußte sie gar nicht mehr, ob sie nicht vielleicht im Kreis gegangen war.
    Während sie lief, dachte sie an Papi, der gewiß zurückgefahren war, um sie aufzusammeln. Recht geschah es ihm!
    Vielleicht dachte er nun auch einmal darüber nach, wieviel schwerer als die Geschwister sie es hatte, und wie ungerecht er gewesen war! Was wußte er schon von ihr! Morgens früh verließ er das Haus und abends kam
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