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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut
Autoren: Adam Ross
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sie, »ist dir das schon aufgefallen?«
    »Vielleicht brauche ich …«
    »All das, all diese Ideen stammen von mir« – sie tippte sich an die Brust – »und nie von dir « – sie zeigte auf ihn –, »und deshalb habe ich, wenn du es dir endlich überlegt hast, ständig das Gefühl, du machst es nur aus Mitleid.«
    »Früher war das vielleicht so, aber jetzt ist es anders. Jetzt bin ich derjenige, der den Vorschlag macht.«
    »Und ich bin diejenige, die ihn ablehnt. Ich schmeiße nicht einfach alles hin und gehe mit dir mit, nur um nach ein paar Wochen im Busch oder wo auch immer zu merken, dass du keine Lust mehr hast. Das mache ich nicht noch mal mit.« Sie zitterte und fing zu weinen an.
    »Bitte«, sagte er. Sie sah ihn an, schien für einen kurzen Moment nachzugeben. Sanft berührte er ihre Arme. »Du musst mir vertrauen. Wir müssen von hier weg.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Kinder warten auf mich.«
    Sie ging nach draußen zum Bus, und er folgte ihr, raufte sich die Haare, ging wortlos zum Auto zurück. Als er das Handy auf dem Beifahrersitz entdeckte, packte ihn die Wut. Im selben Moment fing es zu klingeln an.
    »Was tun Sie da?«, fragte Möbius.
    »Ich versuche, sie von Ihnen fernzuhalten.«
    »Sie werden sich wehtun.«
    »Das werden wir ja sehen.«
    »Anscheinend haben Sie es immer noch nicht begriffen«, sagte Möbius. »Ihnen bleiben zwei Richtungen: geradeaus oder Zickzack, aber beide führen zum selben Ziel. Egal, für welche Sie sich entscheiden. In der Spieltheorie spricht man vom Feiglingsspiel, auch als Chicken bekannt.«
    »Aber Alice spielt auch noch mit.«
    »Da habe ich ein Ass im Ärmel.«
    »Wie sieht das aus?«
    »Wie das Ende.«
    »Zur Hölle mit Ihnen«, sagte Pepin, »so ein Ende will ich nicht.«
    »Doch, aber Sie handeln nicht entsprechend. Dafür haben Sie jetzt mich.« Er legte auf.
    Pepin brüllte ins Handy, schüttelte es, dann stieg er aus dem Auto und sah sich um, so als erwarte er, Möbius irgendwo zu entdecken, als wären sie durch ein Telefonkabel direkt miteinander verbunden; wie er darauf kam, wusste er selbst nicht. Alice’ Bus rollte vom Parkplatz, gefolgt von einem zweiten Bus. In den dritten stiegen gerade die letzten Ausflügler ein.
    »Wo geht’s denn hin?«, fragte Pepin einen Schüler.
    »Ins Naturhistorische Museum.«
     
    Auf dem West Side Highway, als ihn nur noch drei Autos von Alice’ Bus trennten, entdeckte Pepin im Seitenspiegel einen schwarzen Ford F-150 Pick-up, ein Modell, wie man es in Manhattan nie zu Gesicht bekam, weil es absurd groß und unmöglich einzuparken war. Der V8-Motor röhrte wie ein Löwe. Möbius in der Fahrerkabine sah aus wie ein Kind, das am Ruder einer riesigen Jacht stand.
    Pepin, auf der Mittelspur unterwegs, ließ sich von Möbius einholen, fiel dann allmählich in dessen toten Winkel zurück und drückte auf Wahlwiederholung.
    »Was ist?«
    »Sie sagten, ich könne mich zwischen zwei Richtungen entscheiden.«
    »Genau«, sagte Möbius. »Geradeaus oder Zickzack.«
    »Was, glauben Sie, werde ich tun?«
    »Sie? Sie kommen immer nur im Zickzack voran.«
    »Bingo.«
    Pepin riss den Wagen nach links und rammte mit der Stoßstange das Hinterrad des Ford, der sich sofort quer zur Fahrtrichtung stellte. Er schob den Pick-up in einer weißen Qualmwolke vor sich her über die Straße. Möbius kämpfte mit dem Lenkrad, die Arme durchgedrückt und die Schulter an die Seitenscheibe gepresst, während Pepin das Gaspedal voll durchtrat. Hinter ihm und an ihm vorbei jaulten die Hupen, ein Geräusch, das sich zog wie Gummi, da der Verkehrsstrom dicht an den verkeilten Wagen vorbeischoss. Ein Ploppen war zu hören, so hohl und tot wie das Knallen eines Ballonsegels, in das der Wind hineinfuhr, und dann hob der Pick-up von der Fahrbahn ab, segelte über Pepins Motorhaube und verschwand im Rückspiegel in einer Rauchwolke der Zerstörung, aus der es Glassplitter hagelte. Pepin johlte triumphierend, fluchte vor Freude, schlug aufs Armaturenbrett und drehte sich um, nur um zu sehen, wie der nachfolgende Verkehr sich hinter dem rauchenden Wrack wieder schloss. Als er den Blick nach vorn richtete, wurde er von einem anderen Autofahrer geschnitten. Er riss das Lenkrad herum, spürte den Wagen ausbrechen und versuchte gegenzulenken, musste aber einsehen, dass sein Auto langsam und unweigerlich ins Schleudern geriet, egal, wie panisch seine Hände das Lenkrad bearbeiteten. Kurz stand er dem Verkehr frontal entgegen, die anderen Autos waren eine
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