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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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meine Finger.
    »Dave, ich finde, du solltest dich deswegen nicht so quälen«, sagte sie. »Du hast versucht, ihn zu verhaften, und er hat versucht, dich dabei umzubringen.«
    Ich schaute auf die huschenden Schatten der Ventilatorblätter an der Decke.
    »Schau, ich kenne Cops in New Orleans, die den Typ einfach umgelegt und ihm keine Chance gegeben hätten. Die hätten ihm dann einfach ’ne Waffe in die Hand gedrückt. Die haben auch ein Wort dafür. Wie nennen sie das noch?«
    »Einen ›Abwurf‹ oder einen ›Wegwurf‹.«
    »Du gehörst nicht zu dieser Art von Cops. Du bist ein guter Mann. Warum willst du diese Schuld mit dir rumschleppen?«
    »Du verstehst nicht ganz, Robin. Ich glaube, daß ich es vielleicht noch mal tun werde.«
    Später rief ich im Büro an und teilte ihnen mit, daß ich an diesem Tag nicht kommen würde. Dann zog ich mir Shorts und Laufschuhe an, hob unter dem Mimosenbaum im Hinterhof Gewichte und rannte auf der Bayoustraße fünf Kilometer. Um die Wurzeln der überfluteten Zypressen waberten noch immer Nebelschwaden. Ich ging in den unverputzten, ungestrichenen Kramladen aus Fachwerk bei den Four-corners, trank einen Orangensaft, unterhielt mich mit dem alten Ladenbesitzer auf französisch und joggte dann entlang der Straße zurück, während die Sonne am Himmel höher stieg und Libellen reglos über den Rohrkolben schwebten und plötzlich niederstießen.
    Als ich erhitzt und schweißüberströmt durch die Fliegendrahttür kam, sah ich, daß die Tür zu Annies und meinem Schlafzimmer weit offenstand, das Schloß und die Haspe aus dem Rahmen gestemmt waren, das ausgerissene Holz wie eine Wunde nach dem Zähneziehen. Die Sonne strömte durch die Fenster ins Zimmer, und Robin kauerte in einem knappen weißen Hemdchen und abgeschnittenen Jeans auf Händen und Knien auf dem Boden, tauchte eine harte Scheuerbürste in einen Eimer mit Seifenwasser und schrubbte die rissigen Zypressendielen. Die von Schrot zernarbten Wände und das Kopfbrett des Bettes glänzten vor Nässe, und neben einer Flasche Clorox auf dem Fußboden stand ein zweiter Eimer voller Aufwischlappen, und Lappen und Wasser hatten die Farbe von Rost.
    »Was machst du da?« fragte ich.
    Sie blickte zu mir hoch und schrubbte weiter auf den Dielen, ohne mir zu antworten. Die harten Borsten der Scheuerbürste hörten sich auf dem Holz an wie Sandpapier. Die Muskeln auf ihrem gebräunten Rücken spannten sich bei jeder Bewegung.
    »Verdammt, Robin, wer gibt dir das Recht, einfach in mein Schlafzimmer zu gehen?«
    »Ich konnte deine Schlüssel nicht finden, also hab’ ich das Schloß mit einem Schraubenzieher aufgestemmt. Tut mir leid, wenn ich Schaden angerichtet habe.«
    »Verdammt, du verschwindest jetzt aus diesem Zimmer.«
    Sie hielt inne und setzte sich auf die Hacken. An ihren Knien waren weiße Abdrücke. Mit dem Handrücken wischte sie sich den Schweiß vom Haaransatz.
    »Ist das deine Kirche, in die du jeden Tag gehst, um zu leiden?« fragte sie.
    »Es geht dich gar nichts an, was es ist. Es ist nicht dein Leben.«
    »Dann sag mir, daß ich aus deinem Leben verschwinden soll. Sag’s, und ich mach’s.«
    »Ich bitte dich, aus diesem Zimmer zu gehen.«
    »Es fällt mir schwer, deine Einstellung zu kapieren, Streak. Du trägst die Schuld mit dir rum wie ein Netz auf dem Kopf. Hast du schon mal Typen gekannt, die sich immer unweigerlich ’n Tripper holen? Die sind nicht eher glücklich, bis ihnen nicht irgendeine Braut die volle Dosis von den Zehenspitzen bis in die Augen verpaßt hat. Wünscht du dir das für dich?«
    Schweiß tropfte mir von den Händen auf den Fußboden. Ich atmete ruhig durch und strich mir das nasse Haar zurück.
    »Tut mir leid, daß ich ausfallend geworden bin. Ja, wirklich. Aber komm jetzt bitte hier raus«, sagte ich.
    Sie tauchte die Bürste wieder in den Eimer, und der nasse Kreis auf dem Boden, wo sie geschrubbt hatte, wurde größer.
    »Robin«, sagte ich.
    Ihr Blick war konzentriert auf die Striche der Bürste auf dem Holz gerichtet. »Das ist mein Haus, Robin.« Ich trat einen Schritt auf sie zu.
    »Ich rede mit dir, Kindchen. Laß diese Spielchen«, sagte ich. Sie hockte sich wieder auf ihre Hacken und ließ die Bürste ins Wasser fallen.
    »Ich bin fertig«, sagte sie. »Willst du hier stehenbleiben und jammern? Oder hilfst du mir die Eimer raustragen?«
    »Du hast nicht das Recht, das zu tun. Du meinst es gut, aber du hast nicht das Recht gehabt.«
    »Warum beweist du deiner Frau nicht ein
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