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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
Autoren: Patrick R.Ullrich
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ließ es Keleb zumindest nicht erkennen.
    »Nun. Sicherlich wird sich Euer Ansinnen noch trefflicher im Sitzen besprechen lassen. Wenn Ihr also bitte Platz nehmen wollt!«, sprach er und wies einladend auf einen zweiten Sessel, der seinem gegenüberstand, ließ sich nieder und sah Wenduul dabei zu, wie jener sich etwas umständlich einrichtete. »Tee für seine Exzellenz und Wein für mich!«, rief er dem Pagen zu, der sich vorsorglich an der Tür postiert hatte.
    »Und frag den Küchenmeister, ob noch etwas von dem Kalbsbraten da ist. – Großmeister?«
    »Etwas Anisgebäck wäre recht.«
    »Anisgebäck«, brummte Keleb. »Natürlich«, und fügte etwas Unverständliches an, das selbst den guten Ohren des Magiers entging, im Ton jedoch wenig Schmeichelhaftes verhieß. Leise schloss sich die Tür hinter dem Bediensteten und sie hörten flinke Schritte sich entfernen. Einen kleinen Moment wartete Keleb noch, ob sein Magier das Gespräch eröffnen würde. Wie üblich war das nicht der Fall und so rückte er sich noch einmal zurecht, faltete die Hände vor der Brust und begann.
    »Bei dieser Sache, die Ihr meint, für mich tun zu mü ssen ... es geht da nicht zufällig um Eure Nachfolge?«
    Ohne eine Miene zu verziehen, antwortete Wenduul. »Wie weise Ihr doch schon seid, mein König, in so jungen Jahren.«
    »Keineswegs, mein lieber Wenduul. Weder bin ich mit einunddreißig Jahren so jung, wie Ihr mir gerne vermitteln möchtet, noch – und das ist das Ausschlaggebende – seid Ihr so alt, dass Eure Nachfolge geregelt sein müsste. Ihr seid im Zenit Eurer Macht und bei bester Gesundheit, Euer Ruf reicht weit über die Grenzen Thules, Ihr seid Ehrenbürger von Felsenherz und formal erster Magier des Königs der Zwerge, die Orkmutter nennt Euch einen Freund und die Elfen haben Euch benannt! In den Auenwäldern raunen selbst die Bäume nächtens Euren Namen und doch liegt Ihr mir damit seit nahezu zwei Jahren im Ohr. Den Grund für Euer Kommen zu erraten, bedarf es also wahrlich keiner besonderen Weisheit.«
    Mit Bedacht ließ Wenduul eine kleine Weile verstreichen, ehe er antwortete, denn er hörte die Worte des Königs nicht ungern und es war ihm gerade recht, dass sich Keleb selbst daran erinnerte, wer da vor ihm saß. So ließ er sie ein wenig wirken, um dann endlich zu erwidern: »Ich bin in meinem einundneunzigsten Jahr. Die Gicht, sie krümmt und lähmt mich jeden Tag ein wenig mehr und, bei dem wandelnden Gott«, hielt Wenduul dagegen, »es muss einen Nachfolger geben und ich muss ihn ausbilden, und Ihr wisst, dass ich recht habe.« Der Ton hatte am Ende etwas an Schärfe zugelegt und der zwischenzeitlich zurückgekehrte Page servierte so schnell er konnte und verschwand wieder, mit einer tiefen Verneigung und einem ängstlichen Blick in Richtung des vermeintlich zornigen Erzmagiers.
    Nachdenklich sah Keleb ihm nach. »Der König und sein Magier streiten. Das wird die Runde wie ein Lauffeuer machen«, stellte er trocken fest und nahm, ohne wirklich beunruhigt zu wirken, einen Schluck Wein.
    »Mäusehirne tratschen immer. Da ist es schon besser, man gibt ihnen etwas vor, über das zu tratschen sich lohnt, und ist damit selbst im Bilde«, erwiderte der Magier giftig. Über den Rand des Pokals fixierte der junge König Keleb den Großmeister. »Genug jetzt der Schlagfertigkeiten, Erzmagier! Warum seid Ihr hier?«
    »Ich muss Thule verlassen und auf eine Reise gehen. Allein.«
    Mit Wucht schmetterte Keleb den Zinnpokal auf den Tisch, Wein besprengte die Tischdecke aus Brokat und fast wäre auch der Krug gekippt.
    »Ha!«, donnerte Keleb los. »Da ist mehr dran an der Sache, als Ihr mir preisgebt. Erklärt Euch, und zwar gefälligst, oder, beim Andenken Thores, Ihr geht nirgendwohin!«
    Ungerührt von diesem Ausbruch knabberte Wenduul an einem Anisplätzchen und sparte sich jede Antwort. Dem ersten Gebäck folgte ein zweites und dann ein drittes und die ganze Zeit über musterte er ruhig sein Gegenüber, in einer Art, als überlege er, Keleb zu erwerben und sei sich über den Preis noch nicht im Klaren. Wütend hielt der dem Blick Wenduuls stand. Blau gegen Grün, ungestüme Kraft und die Macht des Throns gegen Weisheit, Alter und Erfahrung. Eine Ewigkeit lang. Dann blinzelte er und langsam verflog der Zorn des Jüngeren, der sich zum Großteil aus der Sorge um den alten Magier nährte. Keleb schenkte sich nach, trank und ließ sich seufzend in den Sessel zurück sinken.
    »Verzeiht. Wollt Ihr, soweit Euch möglich,
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