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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
Autoren: Patrick R.Ullrich
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mir bitte den Grund für Eure Reise nennen? Es würde helfen, den Verlust einer Säule der Macht Thules zu verschmerzen.«
    Zunächst regungslos hörte sich der alte Wenduul jene höflichen Worte an und ließ nicht erkennen, ob er dem deutlichen Nachgeben Kelebs wohlwollend zu begegnen gedachte. Langsam aber zeigte sich ein Lächeln in den Zügen des Magiers, schuf ein Meer von Fältchen um die stechend grünen Augen und wuchs sich zu einem lachenden Gemecker aus, das überhaupt nicht zur seiner eindrucksvollen Erscheinung passen wollte.
    »Ihr seid der Sohn Eures Vaters, Keleb Feuerbart! Feuer habt Ihr fürwahr! Lasst jede Hoffnung fahren, dass Euch mit den Jahren mehr Geduld gegeben werde. Euer Vater pflegte mich noch in seinen letzten Tagen anzuschreien und die aufbrausende Natur Eures Großvaters ist Legende.« Noch einmal schüttelte ein Lachen den langen, knochigen Körper, dann wurde er übergangslos ernst.
    »Ein Kind kam in diese Welt und es ist dazu bestimmt, in meine Nachfolge zu treten. Ich sah das Kind in meinen Träumen und ich muss es finden.«
    Keleb überlegte. »Warum so plötzlich?«
    »Weil ich mir nicht sicher war«, antwortete Wenduul laut und dachte: und es auch jetzt noch nicht bin. »Das Kind hat am heutigen Tage einen Zauber gewirkt und es ist in Gefahr. Ich weiß es.«
    Keleb, obwohl über die Fähigkeiten Wenduuls im Bilde, konnte sich die nächste Frage nicht verkneifen. »Es zaubert? Ein Kind? Wie könnt Ihr euch dessen nur so sicher sein? Und wer bedroht es?«
    Wenduul dachte kurz nach, ehe er, etwas unwillig, antwortete, denn in allen Belangen der Magie schätzte er die Einmischung Außenstehender nicht, König hin oder her. Diese Sache jedoch ging weit über das Magiersanctum hinaus und so versuchte er sich in einer Erklärung.
    »Stellt es Euch als eine Art Spinnennetz vor. Ein gewaltiges Netz, das über die gesamte Welt gespannt ist. Wann immer Magie wirkt, spüre ich eine Bewegung im Gewebe des Netzes. Soviel zu Eurer ersten Frage, denn Eure zweite vermag ich nicht zu beantworten. Nicht, dass ich nicht möchte, allein, ich weiß es nicht. Aber es braut sich etwas zusammen, denn ich erkenne die Zeichen. Außer mir gibt es nur noch einen Meistermagier in den Reichen und Meister Durin wird in Felsenherz gebraucht.«
    Keleb war nur zu bewusst, wie groß die Lücke drohte, die Wenduul hinterlassen würde. Aber noch zeigte er sich nicht überzeugt. »Ich stelle Euer Urteil nicht infrage, aber ist es denn nötig, dass Ihr selbst das Kind holt? Sagt mir nur, wo es zu finden ist und noch in dieser Stunde werden die besten Reiter der Garnison ausgeschickt, um es Euch zu bringen.«
    »Das ist das Problem, mein König. Ich weiß nicht, wo das Kind zu finden ist. Und bevor Ihr es vorschlagt – es mit großem Aufwand zu suchen, würde nur Aufmerksamkeit erregen, die es unbedingt zu vermeiden gilt.«
    Langsam rötete sich das Gesicht Kelebs wieder und mit mühsamer Beherrschung knirschte er: »So sagt mir denn, was wisst Ihr überhaupt?«
    »Es ist menschlich und es lebt unter Menschen. Somit fallen die Elbmarken, das Höhlenreich und die Zwergenlande weg.«
    »Wundervoll! Dann bleiben ja nur Thule und Borkenland übrig, der halbe Kontinent. Ein Kinderspiel für einen einzelnen Mann«, grollte Keleb halblaut. »Für einen einzelnen alten Mann!«, fügte er hinzu.
    »Ich bin kein einfacher alter Mann! Ich bin Wenduul Geistgreifer und ich werde es finden!«, sagte der Magier in einem Tonfall, der keinen Widerspruch mehr zuließ. »Habe ich Eure Erlaubnis und Euren Segen?«
    »Würde es Euch denn aufhalten, wenn ich Euch beides versage?«, brummte Keleb.
    »Nein. Aber es würde mir leichter fallen.«
    »Bei der dunklen Schwester! So geht und tut, was Ihr nicht lassen könnt, und seht zu, dass Ihr in einem Stücke wiederkehrt!«, bellte Keleb, stand abrupt auf, stapfte ein paar Schritte zu einem der schießschartenähnlichen Fenster, sah stur durch die Scheibe und würdigte den Magier keines Blickes mehr.
    Langsam erhob sich Wenduul und strich sorgsam seine silbergraue Robe glatt.
    »Ich werde die Stadt bei Nacht verlassen. Lasst verbreiten, dass ich bettlägerig sei, sodass einstweilen niemand von meiner Abwesenheit erfährt.« Einen Moment verharrte er noch im Rücken des Königs, verneigte sich dann und wandte sich zur Tür.
    Als er sie öffnete, erklang die Stimme Kelebs. »Ich werde Araas um eine baldige und gesunde Rückkehr bitten, Erzmagier.« Wortlos nickte der alte Zaubermeister, aber das
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