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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert
Autoren: Sylvia Andrew
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ein wildes Tier und stieß die übelsten Verwünschungen gegen seine Begleiter aus. In Walter Fentons lauten Protest mischten sich Marias Schreie, doch das fürchterliche Gebrüll Kidmans überlagerte alles.
    „Was hast du mit meinen Juwelen gemacht? Komm her, du Hure!“ Wieder schrie Maria auf. „Spuck es aus! Versuch nicht, mich anzulügen, du verräterische Schlampe! Du musst es gewesen sein! Und du, Fenton! Bestimmt hast du Edrics Beute mit seiner Witwe geteilt, nicht wahr? Wo habt ihr die Sachen hingebracht? Redet!“ Emily hörte Geräusche, die auf einen Kampf hindeuteten, dann schrie Kidman direkt hinter der Eichentür: „Komm sofort zurück, du Ratte! Du wirst mir nicht entkommen!“ Erneut fand ein Handgemenge statt. „Jetzt habe ich dich!“
    Ein Aufschrei von Fenton war zu vernehmen, und nach dumpfen Schlägen fiel etwas Schweres zu Boden. Wer immer es war, er musste die Treppe hinuntergestoßen worden sein. Dann sprang jemand – sie nahm an, dass es Kidman war – die Stufen hinunter, und es blieb ein paar Minuten still. In Panik, dass er die Tür öffnen würde, ergriff Emily einen Speer, der in einer Ecke an der Wand hing, und stellte sich mit der Waffe neben die Tür. Sie hörte jemanden an der Tür vorbeilaufen – Maria? – und jemanden, der sie verfolgte. Das konnte nur Kidman sein.
    Sie mussten nach draußen gerannt sein. Emily fiel ein, dass sie von der Turmspitze aus mehr sehen konnte. Zitternd kletterte sie die marode Wendeltreppe hinauf. Als sie die Plattform erreichte, konnte sie den Hof hinter dem alten Gebäudeteil überblicken, in dem eine Kutsche und Pferde standen, die von der Eingangsseite her nicht zu sehen waren. Sie hörte Schreie, vermochte jedoch niemanden zu erkennen. Sie hatte furchtbare Angst. Fenton lag aller Wahrscheinlichkeit nach tot am Fuß der Kellertreppe, und sie wollte gar nicht daran denken, was Kidman tat, sobald er mit Maria fertig war. Fast hoffte sie, er würde sich ihr zuwenden, anstatt Jem und James zu entdecken.
    James befand sich indes in Sicherheit. Mr. Pegg und er waren Williams Trupp auf halber Strecke begegnet. William wies einen seiner Männer an, das Gefährt des Bauern bis Shearings zu begleiten, kündigte seinem Neffen für einen späteren Zeitpunkt eine Standpauke an und galoppierte mit Barnaby Drewitt und den anderen weiter. Nun war er sich sicher, dass Emily in größter Gefahr schwebte.
    Als sie Charlwood erreichten, entdeckte er Emilys Pferd und den Stallburschen. „Wo ist sie?“, fragte er den Jungen hastig.
    „Drinnen, aber Master James …“
    „James ist in Sicherheit. Wer ist noch im Haus?“
    „Ich weiß es nicht. Miss Emily dachte, es wäre niemand drin, aber ich habe Lärm gehört …“
    „Warum bist du ihr, verdammt noch mal, nicht zur Hilfe geeilt?“
    „Sie hat mir befohlen, auf keinen Fall hinterherzugehen. Ich sollte hier warten, um Master James abzufangen.“
    In diesem Moment erschien oben an der Auffahrt eine Frau, die offenkundig um ihr Leben rannte, dicht gefolgt von einem Mann. „Emily!“, schrie William. Sofort eilte er auf sie zu. Doch bevor er sie erreichte, hatte Kidman sie bereits ergriffen und würgte und schüttelte sie. Als William auf gleicher Höhe war, stieß Kidman sie zu Boden, wo sie wie ein lebloses Kleiderbündel liegen blieb. William fühlte sich, als ob ihm das Herz aus dem Leib gerissen worden wäre. Er kniete nieder und drehte sie vorsichtig um. Sein Herz begann wieder zu schlagen, als er sah, dass es nicht Emily, sondern Maria Fenton war. Sie atmete noch, und er befahl einem seiner Männer, sie wegzutragen. Er wandte sich an Kidman.
    „Wo ist sie?“, fragte er drohend.
    Kidman schien wie versteinert. „Sie ist im Turmraum. Sie war im Weg“, erwiderte er gleichgültig. Er sah Maria hinterher, die nach unten getragen wurde. „Ich wollte sie nicht töten“, bemerkte er. „Ich wollte nur wissen, was sie mit den Juwelen gemacht hat.“
    „Mit etwas Glück wird sie überleben“, erwiderte William kurz angebunden. „Sie hat die Juwelen nicht genommen. Ich habe es getan. Die Schmuckstücke warten in einem Londoner Tresor auf ihren Eigentümer.“ Er lief auf den Hauseingang zu.
    Plötzlich kam wieder Leben in Kidman. Wutschnaubend zog er eine Pistole aus seiner Innentasche und zielte auf William. Doch er taumelte und fiel zu Boden, bevor er abfeuern konnte. Jemand hatte auf ihn geschossen.
    Nickend steckte Barnaby Drewitt seine Pistole wieder ein. Jem und die anderen blickten ihn mit einer
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