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Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Titel: Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
Autoren: Elizabeth Rolls
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kann.”
    “Also wirklich, Sie … Sie … arroganter, eingebildeter Schnösel!” brauste die Frau auf, während sie weiterhin versuchte, das Nasenbluten einzudämmen. “Wie können Sie wagen, so mit mir zu reden!”
    Sie zitterte vor Wut. Plötzlich merkte Lord Helford, dass sie den Tränen nahe war. Die Folge des Schocks. David sagte sich, er müsse sich um Himmels willen zusammennehmen. Immerhin hätte er die junge Frau beinahe getötet.
    “Versetzen Sie sich in meine Lage. Ich gebe zu, dass ich zu schnell gefahren bin. Ich war jedoch entsetzt, als ich das Kind sah und begriff, dass ich ihm nicht ausweichen konnte. Können Sie sich vorstellen, wie ich mich fühlte, als ich Sie in den Straßengraben fliegen sah?” Schockiert starrte die junge Frau ihn an. “Zweifellos sind Sie aufgeregt. Gehen Sie nach Haus. Glauben Sie mir, ich wäre niedergeschmettert gewesen, hätte ich Sie oder den Jungen verletzt oder gar getötet. Und ich bedanke mich bei Ihnen dafür, dass Sie mir dieses schreckliche Erlebnis erspart haben.”
    “Ich … ich bitte um Entschuldigung”, erwiderte die junge Frau steif. “Ich hätte nicht die Beherrschung verlieren dürfen.” Sie hatte in das blutbefleckte Taschentuch gesprochen. Nun senkte sie es vorsichtig und schniefte behutsam. Nichts geschah. Daher faltete sie es und hielt es David hin. “Möchten Sie es … äh … zurückhaben?”
    Er warf einen Blick auf das grausige Etwas und schüttelte den Kopf. “Nicht unbedingt! Behalten Sie es, falls Sie wieder Nasenbluten bekommen sollten.” Sie nickte und steckte das Tuch in die Kleidertasche.
    “Wie weit haben Sie es?” erkundigte er sich freundlich. “Kann ich Sie hinfahren?”
    “Danke, nein. Auf dem Heimweg habe ich etwas zu erledigen. Das dauert eine Weile. Leben Sie wohl, Sir.”
    “Auf Wiedersehen”, erwiderte er und sah die Frau sich entfernen. Sie blickte nicht zurück. Er fragte sich, wer zum Teufel sie sein mochte. Ihrer Ausdrucksweise zufolge war sie guter Herkunft. Aber sie hatte keine Zofe bei sich, obwohl sie noch recht jung war. Er schätzte sie auf höchstens dreiundzwanzig Jahre. Verwundert kehrte er zur Karriole zurück. Sein Kammerdiener beruhigte noch die nervösen Pferde.
    “Ist Ihnen etwas passiert?” wollte der Viscount wissen.
    “Nein, Sir”, antwortete sein Diener.
    “Zum Teufel, warum haben Sie mir nicht geraten, langsamer zu fahren, Meredith?”
    “Weil Sie ohnehin selten auf mich hören”, lautete die respektlose Antwort. Jasper Meredith war schon vor dem Aufbruch seines Herrn im Jahr 1811 zur Iberischen Halbinsel sein Kammerdiener gewesen und hatte eine privilegierte Stellung inne, die es ihm ermöglichte, seine Meinung offen zu äußern. “Die junge Dame hatte Mumm”, fügte er anerkennend hinzu und überließ dem Viscount die Zügel. “Eine richtige kleine Kratzbürste!”
    Lord Helford setzte sich auf den Kutschbock. “Benehmen Sie sich, Meredith. Sie ist eine anständige Dame.”
    “Sie müssen mir nicht sagen, dass sie guter Herkunft ist. Das habe ich selbst gesehen.” Jasper hatte eine eigene Meinung, was Lord Helfords Wahl seiner Ehefrau anging. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, welches Spiel sein Herr trieb. Die kleine Kratzbürste, die den Viscount auf der Straße abgekanzelt hatte, wäre eine viel bessere Wahl gewesen als die in London gebliebene Statue. Aber das war ein Thema, bei dem er besser den Mund hielt. Sein Herr würde keine Einmischung dulden.
    Irritiert bewegte Miss Sophie Marsden das linke Schultergelenk, das ihr von dem Sturz vor zwei Tagen in den Straßengraben immer noch wehtat. Am Tag nach dem Unfall war sie, als sie aufwachte, stocksteif gewesen. Die sorgfältige Untersuchung ihrer linken Seite hatte ergeben, dass sie überall blaue Flecke hatte, auch auf dem Oberarm und der Schulter. Da das die Seite war, an der sie vom Pferd getroffen worden und auf die sie beim Sturz gefallen war, nahm es nicht wunder, dass sie Prellungen und ein steifes Gefühl in den Gliedern hatte.
    Was sie wirklich beunruhigte, war die Tatsache, dass sie sich das Gesicht des Herrn und seine faszinierenden Augen nicht aus dem Sinn schlagen konnte. Sie hätte nicht gedacht, dass jemand so grüne Augen haben könnte. Und es waren nicht nur die Augen, die sie beeindruckten. Die Gestalt des arroganten Gentleman hatte männliche Kraft ausgestrahlt. Es war jedoch die Erinnerung an seine Hand in ihrem Haar, die wirklich ihre Gedanken fesselte. Wenn Sophie daran dachte,
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