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Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Titel: Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
Autoren: Elizabeth Rolls
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tatsächlich die Dreistigkeit gehabt, den Grundeigentümer in Gegenwart eines seiner Bediensteten sowie eines kleinen Jungen auf der Landstraße zu beschimpfen. Wenn er je herausfand, wer sie war, konnte sie von Glück reden, wenn er sie nicht des Hauses verwies. Nein, es war unvorstellbar, dass er so rücksichtslos sein würde. Sie hatte Gewissensbisse, als sie daran dachte, wie sie ihn angefaucht hatte. Kein Wunder, dass er die Beherrschung verloren hatte. Er konnte nicht wissen, dass der Geruch von Parfüm sie manchmal zum Niesen brachte. Er hatte seinen Ärger jedoch beinahe sofort unterdrückt. Hatte er gemerkt, wie aufgeregt sie gewesen war? Sie hatte gedankenlos gehandelt. Es war immer das Gleiche. Sie brauste auf und dachte erst danach über die Folgen nach.
    Sie hörte ein Pferd schnauben, drehte sich um und erkannte es sofort, als sie es über die Hecke springen sah. Das war Perdita, Lord Helfords Lieblingsstute. Sie wurde von dem Herrn geritten, der die Karriole gelenkt hatte. Er saß glänzend im Sattel. Offensichtlich wollte er wissen, wer sich unbefugt auf seinem Land aufhielt. Daher wartete Sophie und fragte sich, ob er sie erkennen würde.
    “Nehmen Sie nie eine Zofe oder eine Gesellschafterin mit?”
    Nach dieser Frage gab es keinen Zweifel mehr.
    “Bei einer Frau Ihres Alters halte ich es für sehr unangebracht, dass sie ohne Begleitung ausgeht.” Lord Helford hatte nicht ganz so schroff klingen wollen, aber irgendwie war der Tonfall ihm missglückt. Es musste an den Augen der Frau liegen, dass er so unbeherrscht war. Sie waren noch hübscher, als er sie in Erinnerung hatte.
    Sophie versteifte sich. Er hätte recht gehabt, ihr Vorhaltungen zu machen, weil sie sich auf seinem Grundstück befand. Aber wie konnte er es wagen, sie ihres Benehmens wegen zu kritisieren? Er war unerträglich. Widerstrebend hielt sie sich vor, dass er der Grundeigentümer und noch dazu Viscount war. Daher war es ein Gebot der Höflichkeit, dass sie den verständlichen Wunsch unterdrückte, ihm zu sagen, er solle sich um seine Angelegenheiten kümmern.
    “Guten Morgen, Lord Helford”, erwiderte sie freundlich und stellte zufrieden fest, dass er zusammenzuckte. Er hatte gewiss nicht damit gerechnet, dass sie wusste, wer er war.
    “Ich gestehe, Madam, dass Sie mir gegenüber im Vorteil sind.” Er lächelte charmant, saß ab und warf die Zügel über den Rücken der Stute. Offensichtlich kannte sie die Frau, denn sie rieb den Nasenrücken an deren Schulter. “Wie ich sehe, kennt Perdita Sie”, bemerkte David trocken. Verdammt, sogar das Pferd kannte die Person!
    “Ja, sie war das Lieblingspferd Ihres Bruders. Wir haben ihn sie oft reiten gesehen. Es tat mir leid, von seinem Tod zu hören. Er war ein freundlicher Mensch.”
    “Würden Sie mir Ihren Namen verraten, Madam?”
    “Ich bin Miss Sophie Marsden und lebe in Willowbank House.”
    “Dann sind Ihre Eltern meine Mieter.”
    “Nein. Ich bin Ihre Mieterin.”
    “Und darf ich fragen, was Sie ohne Begleitung auf meinem Grundstück tun?”
    “Ich wildere nicht, falls diese Vorstellung Sie beunruhigen sollte!”, antwortete Sophie ärgerlich. “Ich bin kein Backfisch mehr, sondern fünfundzwanzig Jahre alt und meine eigene Herrin. Wenn Sie es genau wissen wollen, so kann ich Ihnen sagen, dass ich versuche, einen Ausreißer zu finden. Ich muss zugeben, dass er wahrscheinlich versucht, Ihre Forellen zu fangen.”
    “Wie alt ist dieser Wilderer?”
    “Zehn”, antwortete Sophie.
    “Und Sie sind für ihn verantwortlich?” David kam ein unglaublicher Verdacht. Miss Marsden wirkte so süß und unschuldig. Aber ein zehnjähriger Junge, und sie war erst fünfundzwanzig! Er warf einen Blick auf ihre linke Hand. Nein, sie trug keinen Ehering. David war bitter enttäuscht und wurde sogleich ärgerlich. Sie hatte seinen Bruder gekannt! Zum Teufel mit James. Und zum Teufel mit allen Frauen. Sie waren alle gleich. Erst Felicity und nun Miss Marsden.
    “Ich glaube, Miss Marsden, in Zukunft halten Sie sich besser meinem Grundstück fern. Mehr noch, ich schlage vor, Sie verschwinden jetzt und denken daran, dass jede Art von Wild, die auf meinem Besitz lebt, mir gehört. Da ich ohnehin zum Fluss reite, werde ich Ihr … äh … Mündel nach Haus schicken.”
    Der jähe Tonwechsel hatte Sophie restlos verblüfft. Erstaunt schaute sie den Viscount an. Er war aufgesessen und sah sie leicht herablassend an. Und seine Augen wirkten jetzt irgendwie anders. Er schien sie in einer
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