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Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Titel: Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
Autoren: Elizabeth Rolls
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Sie es wagen, mit einer so verrückten Geschwindigkeit durch eine Kurve in ein ruhiges Dorf zu fahren?” Die Frau zitterte richtiggehend vor Wut. “Sie hätten Jemmy töten können!” Sie wandte sich dem Jungen zu. “Du bist immer wieder davor gewarnt worden, nicht mit dem Handwagen auf die Dorfstraße zu fahren! Du solltest dich schämen. Du hättest den Pferden großen Schaden zufügen können.”
    “Ganz meine Meinung”, äußerte Lord Helford gedehnt. Er war über die Maßen erleichtert, weil die kesse kleine Person zumindest unverletzt war und die Courage hatte, ihm und dem Jungen eine Standpauke zu halten. Er griff in die Tasche und holte einen Shilling heraus. “Hier, nimm das, Jemmy. Und tu so etwas nie wieder, oder ich mache dir den Hintern heiß.”
    Verblüfft über diese Großzügigkeit und kaum fähig, sich zu bedanken und zu entschuldigen, nahm der Junge die Münze und die Beine in die Hand, ehe sich Neugierige einfinden konnten. Es war ein Wunder, dass niemand in der Nähe war, sodass er die berechtigte Hoffnung haben konnte, seine Eskapade würde seiner Mama nicht zu Ohren kommen, die ihm sonst gleich die Ohren lang ziehen und damit ganz bestimmt nicht bis zu seiner nächsten Missetat warten würde. Vor allem, falls sie je herausbekam, dass Miss Sophie beinahe überfahren worden wäre.
    Belustigt richtete Lord Helford den Blick wieder auf die junge Dame und sagte: “Sind Sie ganz sicher, dass Sie nicht …” Mitten im Satz hielt er inne und fluchte. Sie blutete stark aus der Nase.
    “Verdammt! Hier, nehmen Sie das.” Er zog das große Seidentuch aus der Jackentasche und drückte es der Frau auf die Nase, während er mit der anderen Hand ihren Kopf festhielt. Über das Taschentuch hinweg starrte sie ihn wütend und überrascht an, hielt jedoch still. Seine in ihre weichen Locken geschobenen Finger zitterten leicht. Es war ein eigenartig vertrautes Gefühl, so seidige, in Unordnung geratene Locken über die Hand fallen zu spüren. Es war bei Weitem nicht das erste Mal, dass er seine Finger in so weiches Haar geschoben hatte. Unter den gegebenen Umständen schockierte es ihn jedoch, jähes Verlangen zu empfinden. Entschlossen verdrängte er die ihm unliebsamen Gedanken und konzentrierte sich auf die blutende Nase der jungen Frau.
    Nach einigen Augenblicken ließ er sie behutsam los. “Das müsste genügen”, meinte er unangebracht zuversichtlich.
    Einen Moment lang stand die junge Frau stockstill da. Dann bemerkte er, dass sie zitterte und eigenartig unregelmäßig atmete. Entsetzt riss er die Augen auf, als er begriff, was gleich geschehen würde. Hastig ergriff er erneut die junge Frau und presste ihr wieder das Taschentuch auf die Nase.
    “Ha…ha…hatschi!” Die Auswirkungen des Niesens wurden vollkommen durch das Taschentuch blockiert. Lord Helford begriff jedoch, während er sich vergeblich bemühte, nicht zu lachen, dass die junge Frau jetzt offensichtlich genug hatte. Entschlossen ergriff sie das Taschentuch und löste sich aus seinem Griff.
    “Es ist nichts!” Durch das Taschentuch hatte ihre Stimme etwas gedämpft geklungen. “Bitte gehen Sie, es sei denn, Sie möchten eine niesende Ruine sehen.”
    “Aber …”
    “Mit mir ist alles in bester Ordnung”, unterbrach sie kalt. “Ich kann auch ohne Ihre Hilfe niesen. Bitte gehen Sie! Ich bin nicht im Mindesten verletzt, obwohl Sie es aufs Gegenteil angelegt haben. Sie täten mir einen großen Gefallen, wenn Sie verschwinden würden und ich Sie nicht mehr sehen muss.”
    Verärgert über die offenkundige Geringschätzung entgegnete Lord Helford: “Verdammt! Der Unfall war nicht meine Schuld! Wären Sie nicht auf die Straße gerannt …”
    “Dann wäre Jem jetzt tot!” unterbrach die junge Frau zornig. “Ich sage ja nicht, dass er auf der Straße hätte sein sollen. Wären Sie jedoch nicht mit dieser verrückten Geschwindigkeit gefahren, hätten Sie Zeit genug gehabt, die Pferde anzuhalten. Haben Sie mich nicht gehört? Ich habe Ihnen zugerufen, dass Sie anhalten sollen.”
    Der Viscount schüttelte den Kopf. “Nein, natürlich konnte ich nicht hören, was Sie gerufen haben, Sie dumme Person. Die Pferde und die Wagenräder haben viel zu großen Lärm gemacht. Im Gegenteil, ich hätte gedacht, dass dieser lausige Bengel mich gehört und eine andere Richtung genommen hätte. So, wenn Sie wirklich unverletzt sind und keiner weiteren Hilfe bedürfen, dann schlage ich vor, Sie machen sich auf den Weg, damit ich weiterfahren
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