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Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Miss Sophie, Sie können mir vertrauen

Titel: Miss Sophie, Sie können mir vertrauen
Autoren: Elizabeth Rolls
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ihm, ohne im Geringsten überrascht zu sein, die Erlaubnis erteilt, Lady Lucinda den Hof zu machen. Lady Stanford und ihre Tochter hatten die Einladung nach Helford Place mit einem gewissen Maß an Genugtuung angenommen. Alles war wie geplant verlaufen.
    Warum zum Teufel hatte er das Gefühl, als schnappe über ihm eine Falle zu? Er hatte alles persönlich in die Wege geleitet. Er war ganz gewiss nicht von einer berechnenden Mutter hereingelegt worden. Im Gegenteil! Er hatte die ganze Situation restlos in der Hand gehabt, und daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern.

3. KAPITEL
    Der letzte Teil der Reise nach Helford Place war für David ein seltsames Erlebnis. In den vergangenen zwölf Jahren war er nur gelegentlich in der Heimat gewesen, und dann stets in London. Jetzt stellte er fest, dass die Gegend noch so aussah, wie er sie in Erinnerung hatte. Dennoch hatte er nun eine ganz andere innere Beziehung zu ihr. Mit einer Geschwindigkeit, die, wie er sich später eingestand, viel zu groß war, fuhr er in die letzte Kurve vor Little Helford. Er war nur noch zwei Meilen von seinem Landsitz entfernt und begierig, ihn zu erreichen.
    Die Straße war ziemlich schmal. Die Kirche stand außerhalb des Ortes, und daneben befand sich das Vikariat. Das Unheil nahte aus der kleinen Seitenstraße neben der Kirche. Der Viscount sah eine Frau am Kirchhof entlang auf sich zukommen. Sie hörte die Kutsche, schaute auf und machte ein entsetztes Gesicht. Jäh rannte sie schreiend und winkend los. Dann sauste ein kleiner Junge auf einem selbst gebauten Handwagen aus der Seitenstraße, und zwar so schnell, dass Lord Helford hinterher nicht wusste, wie alles passiert war. Der Handwagen rollte durch ein Schlagloch und kippte um. Der schreiende Knabe wurde der nahenden Kutsche in den Weg geschleudert.
    David fluchte und riss verzweifelt und rücksichtslos an den Zügeln. Die Geschwindigkeit war zu groß. Jäh erkannte er, dass er nicht die geringste Möglichkeit hatte, das Gespann noch rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Daher versuchte er, es herumzureißen. Die Pferde waren jedoch so aufgeregt, dass sie nicht schnell genug reagierten. Entsetzt erkannte er, dass der Junge getötet werden würde.
    Irgendwie war dann die junge Frau über dem Kind, ergriff es unter den Armen und schleuderte es aus dem Weg. Dann versuchte sie, sich in Sicherheit zu bringen. Sie war jedoch nicht schnell genug. Das linke Pferd prallte mit der Schulter gegen sie, sodass sie in den Straßengraben gestoßen wurde. Ein schreckliches Knacken und Splittern war zu hören, als der Handwagen von den Pferdehufen und Kutschrädern zerstört wurde.
    Zehn Yards danach hielt Lord Helford das Gespann an. Ihm grauste davor, was er sehen würde. Weiß im Gesicht und zitternd zog er die Bremse an und warf seinem gleichermaßen schockierten Kammerdiener die Zügel zu. “Halten Sie sie!”, befahl er gepresst, sprang auf die Straße und rannte zum Handwagen zurück. Er war unglaublich erleichtert, als er die junge Frau auf die Beine kommen und den kleinen Jungen tapfer gegen die Tränen ankämpfen sah.
    “Sind Sie verletzt, Miss?”, fragte er barsch. Aus Angst hatte er einen schärferen Ton angeschlagen, als er das wahrscheinlich sonst getan hätte.
    Die junge Frau schaute ihn an und rieb sich heftig die linke Schulter. Er blickte in das bezauberndste Gesicht, das er je gesehen hatte, auch wenn es verdreckt und gerötet war. Die mit Sommersprossen übersäte Nase war leicht nach oben gebogen. Aus der Frisur hatten sich etliche weiche braune Locken gelöst, und die zerzausten Haare trugen auch zu dem derangierten Anblick der jungen Frau bei. Sie war eine kleine, zierliche und dennoch entzückend gerundete Person, deren Reizen das schlichte und ziemlich formlose graue Kleid keinen Abbruch tat. Sie war ganz entschieden die Art von Frau, bei der man, wie David fand, etwas in der Hand hatte.
    Bei der albtraumhaften Vorstellung, was hätte passieren können, wurde ihm übel. Die zierliche Gestalt, die mit gebrochenen Gliedern und geschunden im Dreck lag. Er schüttelte den Kopf, um das grässliche Bild zu vertreiben, und blickte der jungen Frau in die Augen.
    Nun fand er, sie seien das Bemerkenswerteste an ihr: haselnussbraun mit kleinen grünen Flecken. Die Wimpern waren lang und gebogen. Die schmalen dunklen Augenbrauen standen in starkem Kontrast zu dem hellen Teint der Frau. Nie zuvor hatte Lord Helford hübschere Augen gesehen.
    “Nein, ich bin nicht verletzt! Wie können
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