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Miss Carolines verwegener Plan

Miss Carolines verwegener Plan

Titel: Miss Carolines verwegener Plan
Autoren: Julia Justiss
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kann nicht mehr.“
    Die Furcht griff mit eisigen Fingern nach Max. Caroline, die immer so ausdauernd und tapfer war, hatte zugegeben, dass sie nicht mehr lange würde durchhalten können. Es musste etwas geschehen! Also wandte er sich Mrs Thorgood zu. „Sie wissen, was zu tun ist?“
    „Ja, im Prinzip schon. Aber es ist schwierig. Ihre Gattin wird heftige Schmerzen ertragen müssen. Und ich habe keine Erfahrung.“
    „Versuchen Sie es! Wir können nicht warten! Ich werde meine Frau festhalten. Und Sie drehen das Kind um.“
    „Sir, ich bin mir nicht sicher, dass das …“
    „Das Kind muss gedreht werden“, beharrte Caroline. „Jetzt!“
    Und Max sagte: „Ich bestehe darauf.“
    „Also gut.“ Die Hebamme holte tief Luft. „Halten Sie sie fest, Sir.“
    Max trat hinter Caroline und nahm sie in die Arme, sodass ihr Kopf an seiner Brust lag. Dann nickte er Mrs Thorgood zu.
    Caroline zuckte zusammen und stieß ein Wimmern aus, als die Hebamme mit der Arbeit begann. Das Wimmern wurde lauter. Max schnitt es ins Herz. Dennoch flüsterte er Caroline beruhigende Worte ins Ohr und hielt sie weiterhin fest. Er musste jetzt stark sein!
    „Sehen Sie nur, Sir!“, rief Mrs Drewry in diesem Moment.
    Er folgte ihrem Blick und sah, wie die Form von Carolines Bauch sich veränderte. Offenbar bewegte das Baby sich. Es drehte sich! Dann hörte Max, wie die Hebamme sagte: „Jetzt liegt es richtig. Nur Mut, Madam! Nun wird es nicht mehr lange dauern.“
    Tatsächlich ging plötzlich alles ganz schnell. Staunend und zutiefst gerührt, beobachtete Max, wie Mrs Thorgood das Kind hochhob, ihm den Mund abwischte und ihm einen Klaps gab. Gehorsam tat das Baby seinen ersten Schrei. Gleich darauf hielt Max es in ein weiches Tuch gewickelt in den Armen.
    „Ein gesunder kräftiger Sohn, Mr Ransleigh“, verkündete die Hebamme.
    Max vergaß, wie erschöpft er war. Eine große Liebe zu diesem winzigen Menschen erfüllte ihn. Besorgt musterte er das runzlige Gesicht des Säuglings. Dann murmelte er voller Mitgefühl: „Mir scheint, dass mein Sohn nicht gerade glücklich darüber ist, das Licht der Welt erblickt zu haben.“
    Ehe die Hebamme etwas darauf erwidern konnte, wandte Max sich Caroline zu. „Wir haben einen Sohn, Liebes. Du hast es geschafft.“ Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. Vor Glück und Erleichterung schlug sein Herz schneller. Und voller Demut gestand er sich ein, dass er gerade ein Wunder erlebt hatte.
    Leider machte die Hebamme seine Hochstimmung zunichte, indem sie verkündete: „Wir müssen noch auf die Nachgeburt warten.“
    Max wusste nicht, wovon sie sprach. Aber er hörte, wie Caroline aufstöhnte. Und dann sah er voller Entsetzen, wie sich die Laken unter ihr rot färbten. Blut! Sehr viel Blut …
    „Was ist das?“, rief er.
    Mrs Thorgood war blass geworden. „Das arme Lämmchen“, murmelte sie. „Sie blutet viel zu stark.“
    „Oh Gott“, fiel Mrs Drewry klagend ein, „wenn es sie bloß nicht umbringt so wie damals ihre arme Mutter.“
    Auf dem Schlachtfeld hatte Max mehr Blut gesehen, als ihm lieb war. Er hatte Männer sterben sehen. Er hatte mit ihnen gelitten. Doch nichts war mit dem zu vergleichen gewesen, was er jetzt empfand. Hier ging es um Caroline! Seine Caroline! Sie durfte nicht sterben. Verzweiflung überkam ihn.
    „Tun Sie doch etwas!“, drängte er die Hebamme.
    „Ich kann nichts tun“, gab diese bedrückt zurück. „Wir müssen abwarten.“
    Ich kann nicht warten, bis sie verblutet ist, dachte er panisch. „Es muss doch möglich sein, irgendetwas zu tun!“
    „Beten Sie, Sir“, sagte die Hebamme.
    Max legte ihr den Säugling in die Arme und wandte seine ganze Aufmerksamkeit Caroline zu. Fest hielt er ihre kalte Hand in der seinen. Er betete. Sie konnte doch all diese Schmerzen nicht ertragen haben, um jetzt die Welt zu verlassen! Sie durfte ihn und ihren Sohn nicht verlassen!
    Sie lag so still und reglos. Ihre Haut wirkte wächsern. Plötzlich bemerkte Max, dass die Blutung aufgehört hatte.
    „Ist sie jetzt gerettet?“, flüsterte er der Hebamme zu.
    „Das hängt davon ab, wie viel Blut sie verloren hat. Und ob sie womöglich Fieber bekommt.“
    Max unterdrückte einen Fluch. Musste denn jedes Mal, wenn er glaubte, die Gefahr sei vorüber, ein neues Problem auftauchen?
    Mrs Thorgood und die Haushälterin versuchten, ihn zu überreden, das Zimmer zu verlassen. Er solle ein Bad nehmen, saubere Kleidung anziehen und etwas essen. Doch Max konnte sich nicht
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