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Miss Carolines verwegener Plan

Miss Carolines verwegener Plan

Titel: Miss Carolines verwegener Plan
Autoren: Julia Justiss
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mich.“
    Für mich auch, dachte Max. Je mehr Zeit er mit Caroline verbrachte, desto weniger konnte er sich vorstellen, ausgerechnet dann nicht bei ihr zu sein, wenn sie ihn am meisten brauchte. Der Fluch war sehr real für sie und machte ihr Angst. Deshalb wollte er ihr zur Seite stehen und sie ermutigen. Zudem stimmte es, dass das Landleben ihm behagte. Die Nächte mit Caroline, die Arbeit mit den Pferden, die friedliche Ausstrahlung der Landschaft … Das alles mochte er sehr. So sehr, dass er sich manchmal fragte, ob er dem Colonel nicht mitteilen solle, dass er an dem Posten im Kriegsministerium kein Interesse mehr habe. Zwar fand er die Aufgaben nach wie vor reizvoll. Aber er wollte Caroline und ihr gemeinsames Kind nicht monatelang allein lassen.
    Plötzlich stöhnte Caroline auf. „Das war heftig!“, stieß sie hervor und legte die Hand auf den Bauch.
    Max erschrak. „Was ist los?“
    „Nur eine Wehe. Mrs Drewry sagt, es sei normal, dass man schon einige Zeit vor der Niederkunft hin und wieder Wehen hat.“
    „Mrs Drewry? Die Haushälterin? Sollen wir nicht lieber die Hebamme holen?“
    „Himmel, du bist schlimmer als …“ Sie unterbrach sich, ihre Augen weiteten sich vor Schmerz. „Oh!“, keuchte sie.
    „Ich werde dich ins Haus tragen“, sagte Max besorgt.
    „Unsinn! Ich kann sehr gut selbst gehen!“
    „Halt dich wenigstens an mir fest! Ich werde gleich jemanden losschicken, um die Hebamme zu holen.“
    Sie wollte antworten, doch ein neuer Wehenschmerz verschlug ihr die Sprache. Sie klammerte sich an Max’ Arm. „Ja“, sagte sie schließlich leise, „es ist so weit. Mrs Thorgood muss kommen.“
    Zehn Stunden später lag Caroline noch immer in den Wehen. Sie waren noch schmerzhafter geworden und folgten einander in so kurzen Abständen, dass ihr kaum Zeit blieb, Atem zu holen.
    Mrs Thorgood, die Hebamme, war eingetroffen. Dulcie und Mrs Drewry brachten heißes Wasser, frische Laken, Kerzen und Riechsalz in Carolines Schlafzimmer.
    Max hatte trotz des Protests der versammelten Frauen darauf bestanden, bei Caroline zu bleiben. Mit einem weichen Tuch wischte er ihr den Schweiß von der Stirn, massierte ihren Rücken, hielt ihre Hände. Dann wieder ging er unruhig im Raum auf und ab, wütend, weil er ihr nicht wirkungsvoller helfen konnte.
    Während der Nacht schienen die Wehen noch stärker zu werden, ohne dass der Geburtsvorgang selbst Fortschritte machte. Max bemerkte, wie die Hebamme besorgte Blicke mit der Haushälterin wechselte. Er selbst hatte sich, da die Schwangerschaft so unproblematisch verlaufen war, eher Sorgen darum gemacht, dass Caroline sich in den Wochen vor der Entbindung überanstrengen könne. Den Fluch hatte er nur deshalb gefürchtet, weil er wusste, dass sie an ihn glaubte. Trotz allem, was Elizabeth und Caroline ihm erzählt hatten, war er selbst zu dem Schluss gekommen, die Angst der Frauen sei unbegründet.
    Jetzt allerdings, da Caroline schreckliche Schmerzen zu ertragen hatte und immer schwächer wurde, geriet seine Überzeugung ins Wanken. Hilflos musste er mit ansehen, wie sie sich die Lippen blutig biss, um nicht laut zu schreien.
    Er drängte Mrs Thorgood, Caroline noch einmal zu untersuchen. Die Hebamme gehorchte. Und tatsächlich schien sie etwas zu entdecken.
    „Was ist los?“, wollte Max wissen. „So reden Sie doch!“
    „Das Kind liegt falsch. Es müsste mit dem Kopf zuerst geboren werden, aber ich ertaste die Füßchen. Das erschwert alles.“
    „Wo, zum Teufel, bleibt der Arzt!“, schimpfte Max. Inzwischen machte er sich die größten Sorgen. Er beauftragte Dulcie, erneut einen der Diener loszuschicken, um den Doktor zu holen.
    „Sofort, Mr Ransleigh!“ Das Mädchen rannte aus dem Zimmer.
    Caroline, die die Untersuchung reglos und mit geschlossenen Augen über sich hatte ergehen lassen, hob die Lider. „Das Baby liegt falsch herum?“, fragte sie mit schwacher Stimme.
    „Ja, Madam“, gab die Hebamme zurück.
    „Fohlen liegen auch manchmal falsch herum“, murmelte sie. Ihr Haar war von Schweiß verklebt, und ihr Gesicht wirkte totenbleich. „Man muss das Baby drehen.“
    „Ich denke, das wird der Doktor versuchen, sobald er da ist. Wo er nur bleibt?“
    „Nicht warten“, stöhnte Caroline. „Bitte … Es muss jetzt sein.“
    „Aber ich habe keine Erfahrung damit.“
    Max konnte sehen, wie Caroline ihre Kräfte sammelte. „Sie müssen es tun“, sagte sie dann mit unerwartet fester Stimme. „Sofort! Sonst ist es zu spät. Ich
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